Porträt

Stiller Star in der Schlossküche

Andreas Laux hat sich seinen Kindheitstraum erfüllt und ist Koch geworden. (Foto: © JRE/privat)
Andreas Laux hat sich seinen Kindheitstraum erfüllt und ist Koch geworden. (Foto: © JRE/privat)
Küchenchef Andreas Laux erzählt über die Rückkehr zu seinem Ausbildungsbetrieb Schloss Eberstein, seine Erfahrungen mit den Jeunes Restaurateurs und warum er klassische Küche so liebt, wie er sie in „Werners Restaurant“ zelebriert.
Freitag, 18.02.2022, 10:43 Uhr, Autor: Martina Kalus

„Ich lebe so ein bisschen Understatement“, gibt Andreas Laux mit besonnener Stimme zu. Auf einem Foto auf der Website von Schloss Eberstein sieht der 34-Jährige mit schwarzem Brillengestell, Dreitagebart und Basecap zwar ein wenig wie Mark Forster aus, meidet aber im Gegensatz zum Sänger das Rampenlicht. Der hochgewachsene Koch lässt lieber Teller sprechen.

Und wie! In Gänseleber hat er Nori-Alge eingearbeitet und kombiniert dazu neben roher Gambero Rosso – roter Garnele aus den Tiefen der Adria –, Pflaume, gerösteten Basmatireis und einen Sud aus rosa Ingwer. Klassische Gourmetzutaten, modern interpretiert. Bei Taube aus dem Elsass, die Zucchini, Paprika und die pikante Gewürzpaste Harissa aromatisch gen Marokko fliegen lassen, freut er sich über Reaktionen seiner Gäste: „Dazu die Innereien, Leber, Magen, Herz – das feiern die Leute!“

„Ich bin kein Freund von Schäumchen, Sphären und Gels“

Neben dem Menü stehen auf der Karte immer auch ein Schmorgericht und ein großes Fleischstück zum Teilen, wie am Knochen trockengereiftes Porterhouse-Steak; saisonal gibt es Wild oder Fische aus dem Rhein. Seine Gerichte sind nicht in erster Linie „instagramable“, sondern sollen den Eigengeschmack der Zutaten transportieren: „Ich bin kein Freund von Schäumchen, Sphären und Gels.“ Klassisch-französische Küche mit weltoffen-modernen Nuancen und zeitgemäßer Anrichteweise – das passe zu Baden und zum herrschaftlichen Ambiente mit Kronleuchter, roten Stofftapeten und Silberbesteck.

Schritt für Schritt, bis sich der Kreis wieder schloss

Die Gourmet-Abteilung seiner Wirkungsstätte Schloss Eberstein trägt den Namen seines Chefs, „Werners Restaurant“. Seinen Arbeitgeber und Patron, den Hotelier und Unternehmer Bernd Werner, kennt Andreas Laux schon lange. Denn den gebürtigen Karlsruher brachten seine Eltern und ein Schülerpraktikum mit 16 Jahren zum Kochen: „Das klingt abgedroschen, aber bei uns zuhause wurde immer gut gekocht“. Damals hatte sein Vater einen Kochkurs bei Bernd Werner besucht, da war der Kontakt für die Berufsorientierung schnell hergestellt. Dem Praktikum folgte erst ein Aushilfsjob während der Schulzeit und, nach bestandenem Abitur, die dreijährige Koch-Ausbildung. „Wir hatten stets einen guten Draht“, berichtet Laux über seinen Lehrmeister, der ihn auch später bei beruflichen Entscheidungen beratend zur Seite stand.

Die kochtypischen Wanderjahre führten Laux zuerst in den Rheingau, wo er bei Patrick Kimpel im „Kronenschlösschen“ arbeitete. Nach zwei Jahren wechselte er ins „Gästehaus Klaus Erfort“ nach Saarbrücken, einer der ganz großen Adressen in der deutschen Kochlandschaft. Seine eingangs angesprochene Zurückhaltung und Bescheidenheit demonstriert ebenfalls, dass Laux erst auf Nachfrage mit seinen Praktika im legendären „Oud Sluis“ vom niederländischen Koch-Superstar Sergio Herman und im „The Fat Duck“ im englischen Bray herausrückt. Bei Heston Blumenthal, erinnert er sich noch immer fasziniert, hätten sich 40 Köche in der mit Rotationsverdampfer und 3-D-Drucker hochtechnischen Küche um 40 Gäste gekümmert. Erst in einem Nebensatz erwähnt er, dass er – nachdem er seinen Küchenmeister in Heidelberg gemacht hatte – in der Anfangsphase mit dabei war, als Sergio Herman und seine ehemals rechte Hand Nick Bril das „The Jane“ in Antwerpen eröffneten.

Schloss Eberstein: Hotel, Restaurants und Hochzeiten

Von diesen Erfahrungen, lehrreich und teils hart, profitiert er nun nicht nur beim Kochen, sondern auch im engagierten und verständnisvollen Umgang mit eigenen Mitarbeitern. Als Bernd Werner 2015 einen Küchenchef suchte, folgte Andreas Laux seinem Ruf und kehrte an den einstigen Ausbildungsort zurück. In der beeindruckenden Schlossanlage, zu der eine kurvenreiche Straße hochführt, boten sich damals ideale Bedingungen für eine Ausbildung.

Schließlich gibt es nicht nur „Werners Restaurant“ für Gourmetküche, sondern ebenfalls badische Klassiker wie hausgemachte Maultaschen mit lauwarmem Kartoffelsalat und Zwiebelrostbraten aus der Rehkeule mit abgeschmälzten Spätzle in der gemütlich rustikalen „Schlossschänke“ mit ihrer von Platanen flankierten Sonnenterrasse. Hinzu kommt noch die Abteilung für Banketts und Catering, denn das Schloss mit 18 Hotelzimmern ist beliebte Location für Hochzeiten. „In drei Lehrjahren lernen Azubis quasi drei Betriebe kennen!“, zitiert er überzeugt Bernd Werner, der ihm beim Kochen („Ein Riesenunternehmen, eine Riesenherausforderung“) administrativ den Rücken freihalte.

Anstelle über den verschärften branchenüblichen Personal- und Nachwuchsmangel zu klagen, freut er sich lieber über sein Team und zeigt Anreize auf. Man böte gleich drei Ausbildungsmodelle an: die klassische Lehre mit Berufsschule, die anspruchsvolle, von Hotelier Hermann Bareiss und dem Verein „Förderer der Hotellerie & Gastronomie“ initiierte FHG-Ausbildung für Spitzenbetriebe und die ergänzende JRE-Genuss-Akademie, die neben dem theoretischen Unterricht in der Landes-Berufsschule Bad Überkingen eine zusätzliche Förderung von 60 Unterrichtseinheiten pro Jahr an der Dehoga Akademie als Weiterbildungsakademie beinhaltet. Wie geschaffen für kommende Herdkünstler, kämen sie nur.

Seit über 23 Jahren mit den Jeunes Restaurateurs verbunden

Neben aktuellen pandemiebedingten Herausforderungen und Zukunftsthemen wie Nachhaltigkeit, die sich hier mit dem Verwerten von Lebensmitteln durch drei gastronomische Zweige bestens gestalten lässt, seien das alles Themen, über die er sich gerne mit Berufskolleg*innen austausche. Seit 1999 ist Bernd Werner Mitglied bei den Jeunes Restaurateurs (JRE) und war dort lange im Vorstand tätig. 2018 trat Andreas Laux in seine Fußstapfen und wurde in den illustren Kreis junger Spitzenköche aufgenommen, während Werner der Vereinigung als Membre d’Honneur treu bleibt. Eigentlich begann Laux‘ JRE-Geschichte bereits früher: „Ich bin absoluter Fan, weil mir die Schule den Weg für meinen weiteren Berufsweg geebnet hat.“ Denn parallel zur Ausbildung hatte er die damalige JRE-Eliteklasse am Gastronomischen Bildungszentrum (GBZ) in Koblenz besucht. Als JRE-Mitglied freue er sich nun über den Austausch mit Kollegen und Kolleginnen, die er teilweise schon jahrelang als ehemaligen Mitschüler kenne, und das gute Netzwerk aus ähnlich aufgestellten Betrieben.

Nun schreibt der Familienvater weiter an der neuen Speisekarte. Wenn er zur abendlichen Arbeit geht, deren Zeiten keine Kita abdeckt, kümmert sich seine Frau, selbst Konditormeisterin, Hotelfachfrau und Köchin, um den fünfjährigen Sohn. Andreas Laux wirkt angekommen in der Balance, von der er zuvor sprach, aus drei Säulen: Familie und Freunde, Arbeit, Gesundheit. Privat freue er sich über bodenständige Hausmannskost seiner pfälzischen Schwiegereltern oder mal Kartoffelgratin und Hackbraten. Sympathisch und bescheiden eben.

(JRE/K1/MK)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Koch richtet einen Teller an
Interview
Interview

„Küche und Service müssen Hand in Hand gehen“

1991 wurden die Jeunes Restaurateurs (JRE) in Deutschland gegründet. Drei Generationen äußern sich zu Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: Harald Rüssel, ehemaliger Präsident der Vereinigung, JRE-Präsident Alexander Huber und Joshua Leise , jüngstes Mitglied der JRE.
Hannes Müller im Portait
Buchtipp
Buchtipp

Hannes Müller veröffentlicht neues Kochbuch

Der Inhaber und Küchenchef des familiengeführten Genießerhotels „Die Forelle“ hat ein neues Werk veröffentlicht. Dieses Mal widmet er sich der Frage „Wie schmeckt der Weißensee? Porträt einer Region“. Das Buch führt weit über eine einfache Rezeptsammlung hinaus und zeigt auch die Menschen hinter den Lebensmitteln. 
Oliver Röder
Interview
Interview

Oliver Röder über seinen Amtsantritt als Präsident der Jeunes Restaurateurs Deutschland

Seit dem Jahreswechsel haben die JRE-Deutschland mit Oliver Röder (Burg Flamersheim, Euskirchen) einen neuen Präsidenten. Im Interview verrät der Spitzenkoch unter anderem, welche Vorhaben er in seiner Amtszeit verwirklichen will.
Yvonne Göttlinger in der Küche.
HOGAPAGE Interview
HOGAPAGE Interview

Von der Heilerziehungspflegerin zur Köchin

Yvonne Göttlinger aus Utting am Ammersee absolviert derzeit eine Ausbildung als Köchin bei Seachefs. Im Interview mit HOGAPAGE spricht Sie über ihren Weg in die Gastronomie, die Ausbildung zur Köchin und das Leben an Deck.
Georg Strohmeyer, Küchenchef im Hotel Zugspitze (© Marc Gilsdorf)
Interview
Interview

Koch sein ist mehr als kochen

Sie sind gesucht, begehrt und rar: Köche. Georg Strohmeyer, Küchenchef im Hotel Zugspitze, Garmisch-Partenkirchen, ist einer von ihnen und spricht im Interview über seine Sicht auf diesen Beruf.
Maximilian Moser ist Kulinarischer Direktor des Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg. (Foto: © Vier Jahreszeiten Starnberg)
Interview
Interview

„Die Vier-Tage-Woche funktioniert!“

Maximilian Moser, Kulinarischer Direktor des oberbayerischen Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg, spricht im Interview über seine Erfahrung mit dem Konzept der Vier-Tage-Woche und verrät gleichzeitig, was den Beruf des Kochs so spannend macht.
Hans Haas
Interview
Interview

„Ein bisschen kochen kannst ja und dann wird das schon irgendwie gehen“

Hans Haas tritt Ende 2020 nach knapp 30 Jahren an der Spitze des Restaurants Tantris in München ab. Mit HOGAPAGE sprach er aus dem Anlass über seinen Kochstil, die Spitzengastronomie in Deutschland und den (nicht) fehlenden dritten Stern.
JUan Amador beim Anrichten
Interview
Interview

“Will ich ein erfolgreicher Geschäftsmann sein oder ein besonderes Restaurant haben?”

Juan Amador im HOGAPAGE-Gespräch über das Potential des Kulinarikstandortes Österreich, die wirtschaftliche Bedeutung des dritten Sterns, und seine fehlgeschlagene Idee, ohne Druck zu kochen.
Mike Pansi
Interview
Interview

„Wir müssen wieder mehr Selbstbewusstsein an den Tag legen“

Der Vorarlberger Mike. P. Pansi ist seit Mai Präsident des Österreichischen Kochverbandes (VKÖ). Mit HOGAPAGE sprach er über das Image der Branche, Köche als Künstler und Frauen in der Top-Gastronomie.