Fachkräftesicherung

Lockdown am Ausbildungsmarkt

Azubis
Der Rückgang der Bewerbenden hat sich in der Corona-Pandemie noch einmal beschleunigt. Besonders betroffen sind die Hotellerie und Gastronomie. (Foto: © iStockphoto)
Der sich stark beschleunigende Rückgang der Bewerbenden wird in den kommenden Jahren deutliche Auswirkungen auf die Fachkräftesicherung haben. Dies belegt die aktuelle Studie des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA).
Dienstag, 13.07.2021, 15:30 Uhr, Autor: Martina Kalus

In Deutschland blieben im vergangenen Jahr 60.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Demgegenüber standen mehr als 78.000 Bewerber, von denen 29.000 keinen Ausbildungsplatz bekamen und 49.000 aufgrund einer Bewerbungsabsage eine Alternative zur Ausbildung starteten. Angebot und Nachfrage finden auf dem Ausbildungsmarkt somit immer schwerer zusammen. Die Corona-Pandemie verstärkte den Negativtrend – im Jahr 2020 erreichte das Angebot und die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ein neues Rekordtief. Der sich besonders stark beschleunigende Rückgang der Bewerbenden wird in den kommenden Jahren deutliche Auswirkungen auf die Fachkräftesicherung haben. Dies belegt die aktuelle repräsentative Studie des Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) am Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

29.000 Bewerbende erhielten keinen Ausbildungsplatz

Die duale und schulische Ausbildung ist nach wie vor das Rückgrat der Fachkräftesicherung in Deutschland. Knapp 70 Prozent aller offenen Stellen für Qualifizierte waren im Jahresdurchschnitt 2020 für Fachkräfte mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung ausgeschrieben. Doch der Ausbildungsmarkt gerät zunehmend unter Druck. So sank nicht nur das Angebot an Ausbildungsplätzen von 2007 bis 2020 um 18,1 Prozent, auch die Nachfrage ging um 24,6 Prozent – und damit noch stärker – zurück. Gleichzeitig finden Unternehmen und Bewerbende immer schwerer zueinander. Denn obwohl im vergangenen Jahr 60.000 Ausbildungsstellen unbesetzt blieben, erhielten 29.000 Bewerbende keinen Ausbildungsplatz. Weitere 49.000 suchten sich aufgrund der Bewerbungsabsage eine Alternative zur Ausbildung. Ein wichtiger Grund für die Passungsprobleme: Berufswünsche der Bewerber entsprechen häufig nicht dem Bedarf der Unternehmen. Auch regionale Unterschiede spielen eine Rolle. So finden angebotene Stellen, die räumlich nur schwer für Schulabgänger erreichbar sind, keine Interessen.

Fachkräftemangel als Treiber für mehr Ausbildungsangebote

Der Rückgang der Bewerbenden hat sich in der Corona-Pandemie in den letzten beiden Jahren noch einmal beschleunigt. Besonders betroffen sind Branchen, wie Hotellerie und Gastronomie: „Der coronabedingte massive Rückgang der dualen Ausbildung in Hotellerie und Gastronomie gefährdet die Erholung der Branche. Wir dürfen nicht zulassen, dass die Pandemie eine Abwärtsspirale für die Ausbildung in Gang setzt, die die Fachkräftesicherung in Deutschland insgesamt bedroht. Denn nur wenn langfristig genügend Nachwuchs ausgebildet wird, können Fachkräfteengpässe verringert werden. Daher begrüßen wir die gemeinsamen Anstrengungen von Politik und Wirtschaft, wieder mehr vielversprechende Perspektiven für Auszubildende und Ausbildungsunternehmen zu schaffen“, so Dehoga-Präsident Guido Zöllick.

Unternehmen erhöhten ihr Ausbildungsplatzangebot

Unternehmen reagierten auf den Fachkräftemangel und erhöhten ihr Ausbildungsplatzangebot: So stieg das Angebot in den letzten neun Jahren in Berufen mit Fachkräfteengpässen um 6,0 Prozent, während es in Berufen ohne Fachkräfteengpässe um 23,5 Prozent sank. „Ich bin überzeugt, dass in den Branchen, die aktuell händeringend um Fachkräfte werben, spannende und aussichtsreiche Aufgaben für junge Menschen warten. Deshalb müssen wir Menschen gezielt für solche Berufe begeistern. Ein Vorteil ist außerdem, dass interessierte Bewerber auch die größtmögliche Chance auf eine schnelle Zusage haben“, sagt Mittelstands- und Tourismusbeauftragter der Bundesregierung Thomas Bareiß MdB. So lag der Anteil unversorgter Bewerber in diesen Berufen mit 9,5 Prozent deutlich niedriger als in Berufen ohne Fachkräfteengpässe mit 17,0 Prozent.

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(KOFA/MK)

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