HOGAPAGE-Interview

Im Schindlerhof werden Mitarbeiter zu strahlenden „Human Stars“

Team des Hoteldorfs Schindlerhof
Das Team des Hoteldorfs Schindlerhof (Foto: © Schindlerhof)
„Wir lassen Menschen strahlen, damit die Welt heller wird“ – das ist das Motto des Schindlerhofs. Die Mitarbeiter stehen dabei als „Human Stars“ im Mittelpunkt. Was genau dahinter steckt und wie es möglich ist, dass sich Teammitglieder hier individuell entfalten können, erklärt Inhaberin und Geschäftsführerin Nicole Kobjoll im Interview mit HOGAPAGE. 
Freitag, 18.08.2023, 07:52 Uhr, Autor: Sarah Kleinen

Frau Kobjoll, der Schindlerhof ist ein Familienbetrieb, der durch ständige Innovation zum Erfolgsmodell der Hotelbranche geworden ist. Was ist es denn genau, das den Schindlerhof so besonders und erfolgreich macht?

Das wirklich außergewöhnliche am Schindlerhof ist unsere gelebte und natürliche Herzlichkeit. Das melden uns unsere Gäste in allen Leistungsbereichen immer wieder zurück. Es ist immer wieder der meist genannte Punkt, warum unsere Gäste in den Schindlerhof kommen. Natürlich muss drum herum auch alles stimmen – Hardware wie Software und Speisen wie Getränke. Aber der ausschlaggebende Punkt ist und bleibt seit Jahrzehnten das Thema Herzlichkeit.

Nicole Kobjoll
Nicole Kobjoll ist Inhaberin und Geschäftsführerin des Schindlerhofs. (Foto: © Schindlerhof)

Die jüngste Generation hält bereits drei Prozent der Anteile am Schindlerhof. Damit sind bereits die Weichen für den Übergang in die nächste Generation gestellt. Warum ist es Ihnen so wichtig, dass der Schindlerhof in Familienbesitz bleibt?

So ticken wir – das ist auch Teil unserer Unternehmenskultur: „family owned – proudly & fearlessly independent“. 

„Wir lassen Menschen strahlen, damit die Welt heller wird“ – so lautet das Motto des Schindlerhofs. Welche Intention steckt dahinter?

Das ist unser „WHY“, wie es neudeutsch heißt oder auch „Purpose“ genannt -darum stehen wir alle früh auf. Wir möchten Menschen strahlen lassen, damit die Welt heller wird. Dahinter steckt der Gedanke der Herzlichkeit auf einer Ebene, die nicht bewertet, also nicht „besser“ wird, sondern einfach nur schöner. Und das auf vielen Ebenen. Dazu haben wir auch in allen Leistungsbereichen „Herzlichkeitsbeauftragte“ und Instrumente der Reflexion integriert, um zu überprüfen, ob das auch geklappt hat. Die letzte Überprüfung ist natürlich dann das Feedback unserer Gäste.

Sie sehen Ihre Mitarbeiter als „Human Stars“. Was bedeutet das? Was für ein Gedanke steckt dahinter?

Wir sind schon immer schockiert von dem gängigen Begriff „Human Ressources“ – der Mensch ist alles, nur keine Ressource! Nach längeren Nachdenken sind wir auf den Begriff „Human Stars“ gekommen. Mit Sternen bildet man Formationen. Man kennt es von der Jungfrau oder dem Sternbild großer Bär und viele mehr. Wir bilden die Formation des großen Herzens und unsere Gäste sind der Himmel für uns. Sie sind weit mehr als nur im Mittelpunkt, sie durchdringen uns. Sie sind oben, unten, rechts, links, hinten und vorne …

Als Human Stars haben wir nicht nur die Vogelperspektive auf die Welt, sondern sogar die „Sternen-Perspektive“. Aus dieser Perspektive heraus lässt sich alles gut beobachten und dann eben auch mit „Sternenlicht“ heller machen.

Bei Ihnen steht der Mitarbeiter als Mensch im Vordergrund. Wie zeigt sich das?

Es geht nicht um Mitarbeiterbindung, es geht um gute Ver-Bindungen – oder besser noch Fair-Bindungen. Der kleine, aber feine Unterschied.

Worte sind unheimlich stark und kraftvoll. Wir denken manchmal nicht darüber nach, was wir für Worte verwenden, gerade im Geschäftsalltag. An manche Worte haben wir uns bereits gewöhnt – und merken gar nicht, dass sie nicht mehr ideal in die heutige Zeit passen.

„Human Ressources“ ist für mich das beste Beispiel. Aber auch das Wort: „Mitarbeiterbindung“ – das ist doch sehr einseitig gedacht! Nur „win“, statt „win win“. Klar, niemand möchte laufend neue Human Stars suchen! Aber „Bindung“ ist auch nicht die Lösung! Gute Ver-Bindungen schon eher! 
 
Grundvoraussetzungen dafür sind:

  • Ein Umfeld zu schaffen, in dem wertvolle Verbindungen überhaupt entstehen können und gepflegt werden (also Rituale, wie z. B. Azubiparty, Jahresauftaktfeier etc. – gerade um 3 Uhr früh entstehen gute Verbindungen).
  • Es geht nicht nur um Spaß und Freude, es geht auch um etwas, das tiefer sitzt: Warum stehen wir überhaupt früh auf? Können wir da einen gemeinsamen Nenner finden? Bei uns ist es, dass wir Menschen strahlen lassen wollen, damit die Welt heller wird. Dafür können wir uns begeistern und in BeGEISTerung steckt der GEIST. Der Geist sollte spürbar sein.
  • Es braucht dann auch Instrumente der Reflexion, um zu sehen, ob wir auf Kurs sind, z. B. unser „gutes altes“ TUNE  im Team oder der MAX für jeden Einzelnen.
  • In Organisationen muss auch verändert werden dürfen: Wie geht das, und was passiert, wenn Fehler passieren?
  • Jeder muss sich aber auch SELBST entwickeln können. Es braucht Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung, aber auch Unterstützung in Sachen persönlicher Planung. Jeder sollte herausfinden, wo er langfristig wirklich hinmöchte. Auch hier begleiten wir gerne und sei es in die Selbstständigkeit.

Wir wollen also nicht binden! Wir wollen gute und nachhaltige Ver-Bindungen, wollen gerne ein Stück des Weges gemeinsam gehen mit Human Stars, die Freude daran haben das Strahlen in die Welt zu bringen und gleichzeitig die Lust haben, mit hoher Qualität zu arbeiten.

Es ist ein bisschen, wie ein Stück des Jakobsweges gemeinsam zu gehen: jeder kommt dabei voran – Unternehmen und Mensch – und alle sind auf den Nordstern ausgerichtet. Dabei darf man nicht vergessen: Oftmals kommen Fans einer tollen Unternehmenskultur (Spielkultur) auch wieder zurück – manchmal sogar in zweiter Generation.
 
Übrigens – ein Team ist nie so stark, wie sein schwächstes Glied. Ein Team ist immer so stark, wie die Verbindungen, die es miteinander hat.

Garten des Schindlerhofs mit Blick auf den Ryokan
Garten des Schindlerhofs mit Blick auf den Ryokan (Foto: © Schindlerhof)

Wie ist es Ihnen im stressigen Arbeitsalltag überhaupt möglich, auf Ihre Mitarbeiter individuell einzugehen und die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen?

Es ist möglich, weil es auch hierfür Rituale gibt: z. B. das jährliche Gespräch. Hier kann genau besprochen werden, wo der Human Star auf Dauer hin möchte und es kann unterstützt werden. Aber auch unsere Instrumente der Reflexion helfen, wie bereits beschrieben, dabei oder die Weiterbildung. Am allerbesten hilft unsere Unternehmenskultur dabei. Sie ist die Grundvoraussetzungen für die Vernetzungen und die Verbindungen statt Bindungen. 

Jedes Teammitglied erhält bei Ihnen die Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung. Wie wird dies ermöglicht?

Freiheit ist ein wichtiger Wert in unserer Unternehmenskultur. Das ist das eine und das andere ist natürlich auch der Aspekt Weiterbildung. Wir sehen uns ja als Talentschmiede und bieten hier Grundvoraussetzungen der persönlichen Entwicklung. Dabei ist uns wichtig: Wir entwickeln niemanden, jeder muss es selbst tun. Wir bieten nur die Voraussetzungen dazu. 

Welche Eigenschaften und Qualifikationen sollte man denn mitbringen, wenn man bei Ihnen arbeiten möchte?

Vor allem echte Passion für den schönsten Beruf der Welt und Freude daran, mit uns die Extrameile zu gehen und jeden Tag Menschen (intern wie extern) zum Strahlen zu bringen.

In welchen Bereichen kann man sich bei Ihnen bewerben?

Aktuell sind wir auf der Suche nach einem Chef de Rang und einem Rezeptionisten. Außerdem sind wir bereits dabei, Azubis für September 2024 zu suchen.

Eine Ausbildung ist bei uns zum Hotelfachmann/zur Hotelfachfrau, zum Restaurantfachmann/zur Restaurantfachfrau und zum Veranstaltungsfachmann/zur Veranstaltungsfachfrau sowie zum Koch/zur Köchin möglich.  

Was macht eine Ausbildung bei Ihnen denn so besonders?

Wir bilden auf höchsten Niveau aus: In der Küche haben wir allein drei Küchenmeister, die die Ausbildung unterstützen. Außerdem hilft natürlich unsere jahrzehntelange Beschäftigung mit Qualitätsmanagement. Alles ist schriftlich erfasst und kann nachgelesen werden. Wir haben 127 Verfahrensbeschreibungen an unserem Prozesshimmel, acht Kernprozesse und unzählige Checklisten. Die Azubis lernen nicht nur die Praxis am Gast, sie lernen auch alles, was dahinter steht. Durch unsere totale Transparenz bekommen sie alle Zahlen mit, alle Projekte und haben immer die Gelegenheit, sich selbst auch mit einzubringen. Dadurch sind wir auch sehr interessant für Azubis, die zu Hause einen eigenen Betrieb haben, den sie irgendwann übernehmen möchten. Aber auch, wenn das nicht der Fall ist: mit einer Ausbildung bei uns ist man sehr schnell in leitenden Positionen und ist wirklich vorbereitet auf den wahrscheinlich abwechslungsreichsten und schönsten Job der Welt.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Kobjoll!

PS: Auch Sie wollen ein Human Star im Schindlerhof werden? Dann bewerben Sie sich jetzt auf eine der zahlreichen Stellenangebote in unserer HOGAPAGE Jobbörse. 

Diese Artikel über den Schindlerhof könnten Sie auch interessieren: 
Hoteldorf Schindlerhof im Sternenzauber 
Ludwig-Erhard-Preis: Schindlerhof holt zum vierten Mal Gold

(SAKL)

Zurück zur Startseite

Weitere Themen

Auszubildende im Hotelalltag
Im HOGAPAGE-Interview
Im HOGAPAGE-Interview

Über Nacht zur leitenden Angestellten

Sophie Cyriax ist eine der Auszubildenden, die beim Pilotprojekt der Living Hotels, dem ersten Azubi-Hotel in Berlin Mitte, im Oktober teilnahmen. Mit HOGAPAGE spricht die 19-Jährige über diese neue, aufregende Zeit.
Ausbildung bei den Atlantic Hotels
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Nacht der Hotellerie 2023: Wie die Atlantic Hotels junge Talente für sich begeistern wollen

Die Welt der Hotellerie hautnah erleben – diese Möglichkeit haben Interessierte bei der „Nacht der Hotellerie“. Am 9. November sind auch die Atlantic Hotels im Parkhotel Bremen als Aussteller mit dabei. Inwiefern die Gruppe dabei jungen Menschen einen realen Einblick in den Hotelalltag geben will, erklärt Lina Crombach, Assistentin Personalmarketing, im Interview mit HOGAPAGE.
Gordon Kleebaum
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Gordon Kleebaum gibt Einblicke in die Multimarkenausbildung bei den Accor Hotels

Drei Hotels in drei Jahren – abwechslungsreicher kann eine Ausbildung wohl nicht sein. Die Multimarkenausbildung der Accor Hotels bietet genau das. Im Interview mit HOGAPAGE erklärt Gordon Kleebaum, Cluster Hoteldirektor der ibis & ibis budget Hotels Köln Messe, was das Besondere an der Multimarkenausbildung ist und welche Vorteile sie jungen Talenten bietet. 
Hotel Warnemünder Hof
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Hotel Warnemünder Hof begegnet Auszubildenden auf Augenhöhe

Spaß bei der Arbeit und ein gutes Miteinander – das steht im Hotel Warnemünder Hof auf der Tagesordnung. Auszubildende lernen hier nicht nur bei echten Profis, sondern werden auch in besonderem Maße unterstützt. Was eine Ausbildung im Hotel Warnemünder Hof so einzigartig macht, erklärt Hoteldirektor Frank Martens im Interview mit HOGAPAGE. 
Martina Sand und Louis März bilden die Führungsspitze im Hotel Riessersee in Garmisch.
HOGAPAGE Interview
HOGAPAGE Interview

Dynamische Doppelspitze: Das Riessersee Hotel als Arbeitgeber

Martina Sand und Louis März leiten gemeinsam das Riessersee Hotel in Garmisch-Partenkirchen. HOGAPAGE hatte die Gelegenheit das motivierte Zweiergespann auf dem HDV-Branchentag 2023 kennenzulernen und wollte wissen, was ihr Haus so besonders macht. 
Nora Lipp
Interview
Interview

Ein außergewöhnliches Lehrlingsprojekt im „Moar Gut“

Für ein herausragendes Lehrlingsprojekt hat das „Familien Natur Resort Moar Gut“ vor Kurzem den Staatspreis in der Kategorie Ausbilderpraxis erhalten. Im Interview mit HOGAPAGE erklärt Nora Lipp, Teil der Geschäftsführung vom Moar Gut, was das Projekt so besonders macht. 
Ein junger Mann im Gespräch mit einer anderen Person.
Veranstaltung
Veranstaltung

Jetzt informieren: Woche der Ausbildung startet

Schule fertig und keinen Plan? Am Montag startet in Deutschland die „Woche der Ausbildung“. In unterschiedlichen Aktionen werben Arbeitsagenturen, Jobcenter und Jugendberufsagenturen für eine betriebliche Ausbildung – auch für die Hotellerie und Gastronomie. 
Stefan Danzer
HOGAPAGE-Interview
HOGAPAGE-Interview

Stefan Danzer über die einzigartige Ausbildung im Hotel Achterdiek

Seit Ende Oktober hat das Romantik Hotel Achterdiek die Voraussetzungen für das bundesweite Dehoga-Siegel erfüllt. Für drei Jahre erhält es nun die Auszeichnung „Top-Ausbildungsbetrieb“. Was das Hotel zu einem ganz besonderen Ausbildungsbetrieb macht, erklärt Inhaber Stefan Danzer im Interview mit HOGAPAGE.
Yvonne Göttlinger in der Küche.
HOGAPAGE Interview
HOGAPAGE Interview

Von der Heilerziehungspflegerin zur Köchin

Yvonne Göttlinger aus Utting am Ammersee absolviert derzeit eine Ausbildung als Köchin bei Seachefs. Im Interview mit HOGAPAGE spricht Sie über ihren Weg in die Gastronomie, die Ausbildung zur Köchin und das Leben an Deck.