Führen will gelernt sein
Für die Vereinigung der Fair Job Hotels spielen Schulungen und das Thema Weiterbildung aus vielerlei Hinsicht eine sehr wichtige Rolle. „Es geht darum, Mitarbeiter zu fördern, aber auch Leistung von ihnen zu fordern. Und um gute Leistungen einfordern zu können bedarf es natürlich regelmäßiger Schulungen“, argumentiert Katharina Darisse, Geschäftsführerin von Fair Job Hotels (FJH).
Seit September 2023 leitet die international erfahrene Hotelmanagerin, Dozentin, Trainerin und Unternehmerin die Initiative und steht dabei im engen Kontakt zu den Mitgliedsbetrieben: „Erst neulich sagte ein Hotelier in Bezug zum Thema Weiterbildung sehr treffend zu mir: ‚Regelmäßige Trainings helfen, den Status Quo zu erhalten. Man braucht einfach ab und zu wieder einen Impuls und eine Erinnerung an Best Practice Beispiele.‘
Darauf legt Fair Job Hotels Wert
Einmal jährlich bietet die Initiative der FJH daher seinen Partnerhotels die Möglichkeit ein oder zwei Mitarbeiter zu einer Weiterentwicklung zu schicken, ohne dafür gleich selbst einen Trainer buchen zu müssen. Ende November 2023 waren so vor allem die Führungskräfte der Häuser gefragt – es ging zu einem Führungskräftetraining ins Steigenberger Hotel Sonnenhof im bayerischen Bad Wörishofen.
„Anders als bei klassischen Weiterbildungen geht es hierbei um die persönliche Weiterentwicklung. Um selbst als Führungskraft ein Vorbild sein zu können, muss man sich schließlich selbst gut kennen, auch im Zusammenspiel mit anderen Persönlichkeitsprofilen“, erklärt Darisse. „Man lernt, besser mit Kollegen zu kommunizieren. Neben der generellen Kommunikation ist es für Fair Job Hotels essenziell, Führungskräfte darin zu schulen, wie sie Werte im Unternehmen wirklich leben und erklären können. Somit sind Führungskräfteschulungen auch relevante Maßnahmen für die Umsetzung dessen, was Fair Job Hotels erreichen möchte.“
Nachwuchsführungskräfte benötigen das richtige Werkzeug
Der Anklang für das Coaching, das mit Bernhard Patter, dem FJH-Partner von Diavendo durchgeführt wurde, war riesig. Es gab deutlich mehr Anfragen, als Plätze. „Es ist großartig, dass viele junge Menschen in der Hotellerie die Chance haben, früh Verantwortung zu übernehmen. Man darf sie aber mit komplexen Aufgaben auch nicht allein lassen, sondern sollte Ihnen die Chance geben, das notwendige Handwerk zu erlernen. Ansonsten tritt schnell eine Überforderung ein und das wäre sehr schade.“
Wer zur Schulung angemeldet wird, entscheidet die jeweilige HR-Ebene des Partnerhotels gemeinsam mit ihren Abteilungsleitern – denn sie können am besten einschätzen, wer davon am meisten profitiert und wer vielleicht bald den nächsten Schritt zur Führungskraft macht. Beim Führungskräftetraining in Bad Wörishofen waren vom Restaurantleiter über die Direktionsassistenz bis hin zum Gastgeber selbst eine bunte Mischung an Branchenvertretern zugegen.
Welche Persönlichkeit bin ich?
Partrycja Holewska vom Side Design Hotel Hamburg kam ganz unvoreingenommen ins Coaching: „Ich bin gespannt, was mich erwartet und inwiefern ich die gewonnenen Erkenntnisse anschließend im praktischen Alltag einsetzen kann“, erzählt die leitende Hausdame.
Bernhard Patter, seit über 25 Jahren Trainer, vor allem auch in der Persönlichkeits- und Teamentwicklung, stieg zu Beginn des Kurses mit der Frage ein, warum es eigentlich so schwierig sei, im Alltag mit anderen Menschen umzugehen? „Für den Urlaub im Ausland nehmen wir einen Sprachführer mit, aber welches Wörterbuch setzen wir denn in der Kommunikation mit dem Chef oder den Mitarbeitern ein? Eine Wahl, mit wem wir arbeiten haben wir schließlich nicht…die Frage ist nur, wie wir mit jenen Menschen umgehen, die anfangs vielleicht nicht ganz zu uns passen.“
Um ein Gespür für sein Gegenüber zu bekommen, ging es daher beim Coaching zunächst auf eine kurze Tuchfühlung – im Rahmen einer sogenannten „Chaos-Übung“ sollten die Teilnehmer gegenseitig etwas über ihre Verhaltensweisen in Erfahrung bringen und Unterschriften sammeln. Wer innerhalb von zwei Minuten die meisten Unterschriften sammeln konnte, hatte gewonnen.
Die lockere Kennenlernübung sorgte für viele Lacher und zeigte, mit welchen verschiedenen Herangehensweisen die Teilnehmer die Aufgabe bei gleichen Voraussetzungen angingen und wie die unterschiedlichen Persönlichkeiten auf Druck reagierten. „Hier kommt es vor allem auf die Kommunikation an, wie schaffe ich es, meinem Kollegen etwas so zu vermitteln, dass er die Aufgabenstellung auch versteht?“, brachte Patter die Kernaussage dieser Übung auf den Punkt.
Alles eine Sache der Herangehensweise
Im Folgenden ging der Trainer auf die Grundlagen des menschlichen Verhaltens ein. „Um zu verstehen, warum unsere Kollegen sich auf eine gewisse Art verhalten, ist es sinnvoll ihre Verhaltensmuster zu beschrieben und zu bewerten“, so Patter.
Vor allem anhand praktischer Beispiele aus der Hotellerie schaffte er es, theoretische Kenntnisse zu vertiefen. „Nehmen wir an, ein neuer Abteilungsleitender wird an seinem ersten Tag direkt nach einer motivierenden Begrüßung zum monatlichen Teammeeting geladen, das auch noch innerhalb der ersten Stunde stattfinden soll. Wie verhält er sich hier am besten? Er kann mit einer Einstellung à la ‚oh Mist, das passt gar nicht in den Kram‘ herangehen und strahlt damit direkt zu Beginn negativen Verhalten aus oder er sagt sich ‚ach prima, dann kann ich gleich alle kennenlernen‘. Fakt ist, dass Ich durch meine Einstellung selbst mein Verhalten bestimme und demnach auch welche Wirkung ich auf mein Gegenüber habe.“
Ein wirkungsvolles Instrument, welches Patter gerne einsetzt, um Verhaltensweisen zu begreifen und auszuwerten ist das DISC/persolog-Persönlichkeits-/Verhaltens-Profil. „Es trägt dazu bei, die unterschiedlichen Verhaltensweisen in bestimmten Situationen festzustellen. Danach kann ein jeder ein Umfeld schaffen, welches zum Erfolg beiträgt, in dem man andere Verhaltensweisen besser versteht und schätzen lernt und das Konfliktpotenzial anderen gegenüber minimiert“, erklärt Patter.
Max Fehse hat das Persönlichkeitsprofil – welches im Übrigen jeder Teilnehmer des Kurses bereits durch Beantworten einiger Fragen im Vorfeld für sich selbst erstellen konnte – geholfen, sich selbst noch einmal ein Stück besser kennenzulernen. „Wenn ich so drüber nachdenke, war mir zuvor nicht wirklich bewusst, wo ich in Bezug auf meine Verhaltensweisen stehe und vielleicht auf andere wirke. Man kennt sich selbst nicht so gut, wie man glaubt“, offenbart der Restaurantleiter im Europäischen Hof Heidelberg und resümiert: „Die neu gewonnenen Erkenntnisse geben mir nun Orientierung und helfen mir vielleicht künftig im Umgang mit Mitarbeitern und Vorgesetzten – für ein besseres Miteinander.“
Bitte nicht in Schubladen denken!
Bernhard Patter betont aber im gleichen Atemzug: „Man darf niemanden aufgrund seines Verhaltensprofils in eine Schublade packen, es hilft lediglich dabei Tendenzen zu erkennen, zu verstehen und damit zu arbeiten. Gerade in einem Bewerbungsprozess kann das von großem Vorteil sein Es geht hier nicht darum, Bewerber zu stigmatisieren, es geht darum, mehr von einer Person und ihren Wesenszügen zu erfahren.“
Wichtig sei aber auch die Kenntnis, dass Verhaltensprofile grundsätzlich stets eine temporäre Bestandaufnahme des Verhaltens sind. „Nichts ist fix, alles kann sich im Laufe der Zeit als auch weiterentwickeln.“
Regelmäßig neue Impulse bekommen
Wie bedeutend die Stärkung von Führungskräften in den aktuellen Zeiten ist, sieht Bernhard Patter tagtäglich in den Trainings bei verschiedensten Unternehmen der Hospitality. „Unternehmen unterschätzen, wie sehr Führungskräfte aktuell am Zahnfleisch gehen. Viele kompensieren den Mitarbeitermangel und der Arbeitgeber sagt dann: ‚passt doch, so kann es weitergehen.‘ Das darf es aber nicht. Wir müssen gerade unseren jungen Teamleadern ausreichend Handwerkszeug zur Verfügung stellen – sprich ihnen klassische Führungsfähigkeiten vermitteln“, stellt Patter heraus.
Im Klartext müssten Führungskräfte also lernen, was es bedeutet, zu delegieren, und zu verstehen, wie wichtig das ist. „Wie motiviere ich, wie kommuniziere ich, wie halte ich ein Meeting, und führe Mitarbeitergespräche? All dies sind Basics, die junge Menschen in leitenden Positionen vermittelt bekommen sollten.“
Und vor allem immer regelmäßig, denn die äußeren Umstände wandeln sich aufgrund nachrückender Generationen und den demographischen Veränderungen stetig. „Immer mehr Arbeitgeber suchen Mitarbeitende aus anderen Ländern, auch im Hinblick auf interkulturelle Unterschiede müssen Führungskräfte also sensibilisiert werden“, weiß Patter.
Starre Strukturen lockern
Helene Jeske, Koordinatorin von den Fair Job Hotels, war überrascht, welch immense Bedeutung dem Verständnis über die verschiedenen Persönlichkeiten zugemessen werden kann. „Es war erstaunlich zu sehen, wie die verschiedenen Verhaltensmuster gerade die Kommunikation unter Mitarbeitern beeinflussen. Ich glaube nun zu verstehen, warum sich aktuell ältere Generationen häufig schwer in der Verständigung mit den jungen Nachwuchskräften tun – zu denen auch ich mich zähle. Leider gilt bei den alteingesessenen Akteuren oftmals noch das Prinzip ‚wir haben es die letzten 20 Jahre so und so gemacht‘. Nicht ohne Grund können diese daher mit unserer etwas entspannteren, lockeren Art Dinge anzugehen schwer umgehen. Sicherlich kann hier Kommunikation unter Berücksichtigung der Persönlichkeitsprofile zur Klärung beitragen.“
FJH-Geschäftsführerin Katharina Darisse zieht eine positive Bilanz aus dem angebotenen Programm für den jungen Nachwuchs und kündigt an: „Für 2024 bauen wir unser Angebot hier aus und planen momentan zwei Schulungen mit Diavendo, wobei ich mir auch vorstellen kann, noch mehr anzubieten. Bleiben Sie gespannt!“
Finden Sie auf der HOGAPAGE Jobbörse Ihren Job bei Job bei Fair Job Hotels.
(KAGI)