Ausbildung in Corona-Zeiten
Anlässlich des „Sommers der Berufsausbildung“ informierte sich Thomas Bareiß, Parlamentarischer Staatssekretär und Beauftragter für Tourismus und Mittelstand, zu den Herausforderungen und Chancen der Ausbildung im Tourismusbereich. nach 19 Monaten Corona-Pandemie: „Deutschland ist und bleibt ein Reiseland. Umso wichtiger ist es, die zentrale Aufgabe der Nachwuchssicherung aktiv anzugehen. Die duale Ausbildung ist dabei ein entscheidender Erfolgsfaktor. Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gemeinsam mit den Partnern in der Allianz für Aus- und Weiterbildung den „Sommer der Berufsausbildung“ ins Leben gerufen, mit dem Ziel, die Attraktivität der dualen Berufsausbildung zu stärken und junge Menschen, auch in der Krise, wieder für einen Ausbildungsberuf zu begeistern. Dies gilt im besonderen Maße auch für das Hotel- und Gastgewerbe, das sehr stark von den Einschränken infolge der Pandemie betroffen war. Der Tourismusbereich ist auch weiterhin eine spannende und attraktive Branche, geprägt durch ein internationales und vielseitiges Arbeitsumfeld mit sehr guten Aufstiegsperspektiven.“
Neue, wichtige Zielgruppe
Sofie Geisel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Deutschen Industrie- und Handelskammertags e. V. (DIHK), dazu: „Die letzten zwei Jahre haben gezeigt: Der Corona-Krise zum Trotz bleibt Fachkräftesicherung ein zentrales Zukunftsthema. Auszubildende mit Fluchthintergrund sind seit 2015 zu einer immer wichtigeren Zielgruppe für Unternehmen geworden. Betriebe, die bereits Erfahrungen in der Arbeitsmarktintegration von Menschen mit Fluchthintergrund sammelten, haben sich in den letzten Jahren wertvolle Kompetenzen aneignen können. Dazu gehört neben der Offenheit im Umgang mit anderen Kulturen und Sprachen auch ein langer Atem, um sich mit neuen rechtlichen und bürokratischen Regelungen auseinanderzusetzen. Diese Fähigkeiten sind unerlässlich, wenn es darum geht, Fachkräfte zu finden und auszubilden – eine Aufgabe, die in Zukunft immer wichtiger wird.“
Hoteldirektor Gürkan Gür kennt die aktuellen Herausforderungen sehr gut: Sein Hotel, das Mercure Stuttgart Airport Messe, hat erst vor wenigen Wochen, am 23. August 2021, nach 17 Monaten Schließzeit seine Türen wieder für Gäste geöffnet. Schon früh hat Gür das Potential junger Menschen mit Flucht- und Zuwanderungsgeschichte erkannt und möchte auch weiterhin auf diese Zielgruppe setzen: „Wir setzen bei uns im Hotel bereits seit einigen Jahren ganz explizit auf die Ausbildung von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Mir ist es wichtig, diese Menschen für die Hotellerie zu begeistern, sie praxisnah auszubilden, sie schnell in den Betriebsalltag im Hotel zu integrieren und ihnen damit auch langfristig eine gute berufliche Perspektive zu bieten. Und ich als Hoteldirektor profitiere langfristig von gut ausgebildeten Fachkräften und engagierten Mitarbeitern.“ Doch auch er spürt die Verunsicherung unter den jungen Menschen und hofft darauf, dass sich die Situation im nächsten Jahr wieder etwas entspannt: „Bislang konnten wir für das neue Ausbildungsjahr noch keinen unserer Ausbildungsplätze besetzen. Aber wir sind zuversichtlich und dank unserer zahlreichen Vorerfahrungen auch gut vorbereitet.“ Von 21 ausgelernten Mitarbeitern haben 7 Migrations- und 5 Fluchthintergrund.
Saleem Rizwan hat seine Ausbildung im Mercure Hotel Stuttgart Airport Messe erfolgreich abgeschlossen und ist jetzt als Jungkoch im Hotel tätig. Aus eigener Erfahrung weiß er, welche wichtige Rolle der Betrieb für das Gelingen der Ausbildung spielt: „Die größten Herausforderungen in meiner Ausbildung waren für mich gerade anfangs die Sprache und die kulturellen Unterschiede. Hier war ich sehr froh über die Hilfestellung meines Arbeitgebers, der mir etwa die regelmäßige Teilnahme an Sprachkursen ermöglicht und mir auch darüber hinaus bei allen Fragen zur Seite gestanden hat. Auch meine Kollegen waren sehr engagiert und haben mich sofort als Teil des Teams aufgenommen. Gerade für Geflüchtete ist die Hotellerie ein tolles Berufsfeld, weil sie nicht nur sehr spannende Berufsmöglichkeiten, sondern grundsätzlich ein sehr offenes und internationales Umfeld bietet.“
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