Bundesverband der Systemgastronomie

Nachwuchsausbildung in der Pandemie

Gang mit Studierenden
Von Studierenden an der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Plauen wird in der Pandemie viel Flexibilität verlangt. (Foto: © Bundesverband der Systemgastronomie e.V.)
Die Pandemie hat nicht nur Einfluss auf gestandene Gastronomen, auch die Ausbildung der Nachwuchskräfte hat sich im vergangenen Jahr geändert. Die Herausforderungen hat der BdS gemeinsam mit den Studierenden des Studiengangs „Systemgastronomie-Management“ der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Plauen und der Studiengangleiterin Prof. Dr. Juliane Fuchs rekapituliert.
Montag, 22.02.2021, 16:01 Uhr, Autor: Natalie Ziebolz

Neben den Partnerbetrieben der Studenten hat auch die Berufsakademie mit den Herausforderungen der Pandemie zu kämpfen. Die Corona-Regelungen veränderten die Lehre. Wie die BA Plauen darauf reagierte, beeinflusste maßgeblich den Lernerfolg der Studierenden. Studiengangleiterin Prof. Dr. Juliane Fuchs freut sich besonders, dass die Dozenten schnell ein hybrides Semester auf die Beine stellen konnten und die Digitalisierung des Studiengangs maßgeblich vorangetrieben haben. Ausfälle in der Lehre konnten größtenteils vermieden werden, sodass die Lehrveranstaltungen nahtlos fortgeführt wurden und die Studierenden keinen Nachteil erlitten. Nichtsdestotrotz mussten Prüfungen verschoben werden. Neben Vorbereitungsinhalten, die in einem neuen mobilen Filmstudio aufgenommen werden, fanden weiterhin interaktive Veranstaltungen online statt.

Der BA Plauen gelang es zudem, einige Veranstaltungen in Präsenz abzuhalten, indem größere Räume angemietet wurden, um die Studierenden und Lehrenden keinem Risiko auszusetzen und sämtliche Hygienevorgaben einhalten können. Das sonstige Studentenleben ist jedoch verständlicherweise komplett zum Erliegen gekommen, was den Studierenden, neben den Betriebsausfällen und der somit ausfallenden Praxiserfahrung, am meisten zusetzte.

Kontinuierliche Anpassung der Ausbildungsinhalte

Auch wenn die Branche gerade schwierige Zeiten durchmacht, bleibt der Bedarf an Fach- und Führungskräften auch nach der Coronakrise erhalten. Deswegen, so Fuchs, muss auch nach der Pandemie weiterhin in die Ausbildung von neuen Fachkräften investiert werden. Um beständig neue Nachwuchskräfte zu gewinnen, ist die Berufsakademie stets dabei, die Anforderungen des Studiums klar und offen zu kommunizieren. Alle Beteiligten sollen sich bewusst sein, welche Erwartungen an Studierende und beteiligte Betriebe gestellt werden. Die duale Ausbildung beinhaltet neben der akademischen Ausbildung auch Praxisphasen, in denen die Studierenden vollwertige Teammitglieder der Betriebe sind. Diese doppelte Herausforderung darf nicht unterschätzt werden. Des Weiteren werden die Lerninhalte des Studiengangs kontinuierlich durch neue Module erweitert, um auf die Bedürfnisse der Studierenden zu reagieren. Das neue Modul „Unternehmensgründung und Geschäftsmodellentwicklung“ wurde eingeführt, um notwendiges Wissen zur eigenen Unternehmensgründung weiter zu vermitteln, da viele Studierende das Bedürfnis geäußert haben, später durchaus selbst einmal Franchisepartner zu werden.

Im Januar 2021 hat das neue Modul „Aufbau und Entwicklung von Franchiseunternehmen“ gestartet und auch neue Themen, wie „Smart Technologies, Ressourcenverschwendung und Nachhaltigkeit“, finden immer mehr Einzug in den Lehrbereich der Berufsakademie. Laut Prof. Dr. Fuchs finden jedoch auch bestehende Kurse wie „Projektmanagement“ und systemgastronomisch spezifische Module viel Anklang bei den Studierenden.

So empfinden Studierende die Situation

Doch auch für die Studierenden der unterschiedlichen Jahrgänge waren die letzten Monate eine große Herausforderung, weshalb der BdS auch mit ihnen Interviews geführt hat:

Maximilian Wirth, 1. Semester, Praxispartner: McDonald’s (Frank Mosher e.K. McDonald’s, Regensburg)

1.Wieso haben Sie sich für das Studium der Systemgastronomie entschieden?

Mein großes Interesse an Management-Themen sowie dem Ablauf in der Systemgastronomie haben mich zu dieser Entscheidung gebracht.

2.Wieso sollte es ein duales Studium im Gegensatz zu einem „normalen“ Studium sein?

Studium und Ausbildung in einem, das finde ich perfekt. Zudem hat man nach dem Studium, welches durch den Arbeitgeber finanziert wird, gleich einen festen Arbeitsplatz. Das bietet Sicherheit.

3.Welche Erwartungen haben Sie an das Studium?

Spannende Themen und ein Studium, dass mich gut auf das Berufsleben vorbereitet und Abwechslung bietet.

4.Was reizt sie besonders an der Systemgastronomie?

Ein System, das stetig perfektioniert wird und überall gleiche Standards besitzt, sodass überall gleiche Qualität herrscht.

5.Wie hat die Pandemie Ihren Studieneinstieg beeinflusst?

Es gibt Schwierigkeiten neue Kontakte zu knüpfen und eine große Unsicherheit, wie es weitergeht bzw, abläuft, auch bei den Prüfungen.

Clemens Unger, 1. Semester, Praxispartner: McDonald’s (McDonald’s Restaurant Thilo H. Bier, Reichenbach):

1.Wieso haben Sie sich für das Studium der Systemgastronomie entschieden?

Aufgrund meines Interesses an betriebswirtschaftlichen Prozessen im Zusammenhang mit Lebensmitteln.

2.Wieso sollte es ein duales Studium im Gegensatz zu einem „normalen“ Studium sein?

Ein gewöhnliches Hochschulstudium wäre mir nach 12 Jahren Schule zu theoretisch gewesen. Zudem hat man durch die Praxiszeit den Vorteil, angestellt zu sein und somit auch Gehalt zu bekommen.

3.Welche Erwartungen haben Sie an das Studium?

Fähigkeiten zu erwerben, die mich im späteren Berufsleben weiterbringen und mir gute Berufschancen sichern.

4.Was reizt Sie besonders an der Systemgastronomie?

Die Optimierung von gemeinsamen Prozessen.

5.Wie hat die Pandemie Ihren Studieneinstieg beeinflusst?

Im Vergleich zu Studierenden an anderen Universitäten bislang wenig. In der Arbeit bemerkt man schon den Einfluss der strengen Hygienevorschriften und das Arbeiten mit Maske.

Campus der Berufsakademie Sachsen - Staatliche Studienakademie Plauen
Campus der Berufsakademie Sachsen – Staatliche Studienakademie Plauen. (Foto: © Bundesverband der Systemgastronomie e.V.)

Es ist Flexibilität gefragt

Neben den „Neulingen“ hat der BdS auch „die alten Hasen“ der BA Plauen, sprich die Studierenden aus früheren Jahrgängen, befragt. Markus Gippert (Praxispartner McDonald’s – Mike Kraft) und Nora Sperling (Praxispartner Nordsee) haben mit über ihre Erfahrungen der letzten Monate gesprochen:

Vor allem im Betrieb wurden die Auswirkungen der Pandemie deutlich spürbar, da die sich stets ändernden Hygienekonzepte beispiellose Anpassung forderten, so Markus Gippert. Auch die Personaleinsatzplanung und die Beschaffung von Waren stellten eine große Herausforderung dar, mit der man als Restaurantleiter bzw. Schichtleiter neu umgehen musste. Das Studium musste natürlich auch stets an die neuesten Veränderungen angepasst werden, sodass auch hier Flexibilität gefragt war. Um gut durch die Krise zu kommen hilft, dass sich die Studierenden innerhalb des Semesters sehr gut verstehen und stets im Austausch sind.

Nach dem Studium will Markus Gippert bei seinem derzeitigen Arbeitgeber weiterhin Berufserfahrung sammeln und freut sich auf die gemeinsame Zeit. Außerdem will er sich künftig als Restaurantleiter beweisen, immerhin sammelt er in den Praxisphasen bereits einiges an Erfahrung als Schichtleiter und lernt die verschiedenen Restaurantabläufe kennen. Zudem will er mehr über die Marke „McDonald’s“ lernen und hierfür die betrieblichen Weiterbildungsmöglichkeiten nutzen. Dass die Systemgastronomie so vielfältig ist und getreu dem Motto „Branchender Chancen“ agiert, fasziniert ihn besonders.

Betriebsschließungen beeinflussen Studienverlauf

Auch Nora Sperling wurde durch die Pandemie vor neue Herausforderungen gestellt. Ihr bisheriger Arbeitgeber Vapiano war leider durch die Pandemie so sehr ins Wanken geraten, dass sie aufgrund der betrieblichen Schließung den Praxispartner wechseln musste. Dies bedauerte sie sehr, da sie mit ganzem Herzen hinter dem Unternehmen stand. Sie ist ihrer Liebe zur Systemgastronomie jedoch treu geblieben und freut sich über ihren neuen Praxispartner Nordsee. Diese Veränderung inmitten der Pandemie zu meistern, war nicht ganz einfach, umso besser, dass sich alles noch zum Guten gewandt hat und sich Nora Sperling nun wieder ganz ihrem Studium widmen kann.

Nora Sperling legt besonderen Wert auf gegenseitige Wertschätzung zwischen Unternehmen und Studierenden. Vermitteln die Unternehmen ein gutes Gefühl und nehmen sich entsprechend Zeit für die Bewerber? Können sie sich über gute Nachwuchskräfte freuen? Da zeigt schon der Auftritt des Unternehmens und eine gute Stellenanzeige den Unterschied auf. Zudem ist es ihr wichtig, dass den Studierenden Weiterbildungsmöglichkeiten und Aufstiegschancen geboten werden, da sie im Studium auf die verschiedensten Managementbereiche vorbereitet werden. Im Gegenzug dazu bringt ein dualer Student zukunftsorientiertes Denken und stets neue Kenntnisse in das Unternehmen ein. Auch Nora Sperling freut sich auf die Zukunft bei ihrem neuen Praxispartner und die bevorstehenden Erfahrungen.

(BdS/NZ)

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