Ausgenutzte Azubis – Was in der Ausbildung gut und schlecht läuft
Zwar sind 72 Prozent der Azubis zufrieden mit ihrer Ausbildung. Doch Tausende klagen über Probleme: viele Überstunden, ausbildungsfremde Tätigkeiten, unzulängliche Berufsschul-Qualität, späte Ansagen, ob sie übernommen werden oder nicht.
„Ich mache eine Ausbildung im Gastgewerbe“, schreibt Anna an die Internetplattform der DGB-Jugend. Acht Tage am Stück müsse sie arbeiten – obwohl sie noch minderjährig sei. „Ich habe freitags immer Schule und jetzt zu meinem Problem: Samstag, Sonntag, Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag Arbeit und dann Freitag wieder Schule. Darf ich das überhaupt?“
Rechte oft schwer durchzusetzen
Annas Anschreiben zeigt das Problem vieler Azubis: Einfordern der Rechte ist oft heikel – zumal in der Probezeit, in der man ohne Angabe von Gründen fristlos gekündigt werden kann. Dabei steht Anna zu, dass ihre Arbeitszeit auf 40 Stunden pro Woche begrenzt ist und sie für einen Sonntag einen Ersatzruhetag bekommt. Die Antwort des DGB auf Annas Frage fällt daher erwartbar zurückhaltend: „Wenn du deine Arbeitszeiten bei deinem Ausbilder ansprichst, solltest du sehr diplomatisch sein.“
Im Vergleich zum Vorjahr ist der Anteil der Befragten, die regelmäßig Überstunden leisten, laut DGB-Report um 1,4 Punkte auf 36,2 Prozent gestiegen. 11,6 Prozent der Unter-18-Jährigen geben an, rechtswidrig im Schnitt mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten. Mehr als jeder Zweite von ihnen bekommt keinen Freizeitausgleich. Ausbildungsfremde Tätigkeiten müssen 11,5 Prozent häufig oder immer leisten. Ein Ausbildungsplan fehlt bei fast zwei von drei Azubis.
Unter den Befragten sind folgende Ausbildungsberufe am schlechtesten bewertet: Anlagenmechaniker, Zahnmedizinische Fachangestellte, Friseure, Hotelfachmann/frau, Fachverkäufer im Lebensmittelhandwerk. (dpa/MJ)