enfore und die Macht des Schwarms
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enfore und die Macht des Schwarms

von Daniela Müller
Mittwoch, 02.05.2018
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Der aktuelle Status quo ist allerdings ernüchternd: Während die großen Ketten mit eigenen IT-Abteilungen und ausgefeilten Strategien um die Gunst der Kunden buhlen, schauen viele Kleinbetriebe in die digitale Röhre. Visionär und IT-Entrepreneur Marco Börries will mit seinem Projekt enfore das Überleben kleiner und mittelgroßer Unternehmen im digitalen Haifischbecken sichern.

Es ist schon eine verrückte Welt, an die sich der moderne Konsument heute gewöhnt hat: Online-Reservierungen, Loyalty-Programme, Rabattaktionen und natürlich die bargeldlose ­Begleichung von Rechnungen aller Art setzen viele Menschen heute als selbstverständlich voraus. Genau wie die Technologie, die dahintersteckt. »Die Kehrseite der Medaille ist, dass sich in den letzten zwei Jahrzehnten die Situation auf dem Markt für kleine Unternehmen verschlechtert hat«, bringt Marco Börries eine beunruhigende Entwicklung auf den Punkt. Denn gerade diese Betriebe stehen häufig noch auf dem digitalen Abstellgleis.

Die vielleicht größte Stärke des kleinen Unternehmers sei es beispielsweise immer gewesen, dass gerade er seine Kundschaft kannte – nicht selten sogar persönlich. Doch die Situation habe sich gedreht. »Nun verfügen die Großen über sogenannte gläserne Kunden, kennen diese in- und auswendig. Und das ist nur ein Beispiel, das demonstriert, wie groß die Gefahr sein wird, wenn die vielen kleinen Betriebe den digitalen Anschluss verlieren«, so Börries

Er weiß, wovon er spricht. Einst machte Marco Börries mit der Erfindung des Textverarbeitungsprogramms Star Office/­Open Office den Großen der IT-Branche freche Konkurrenz, er wird noch heute als der deutsche Bill Gates bezeichnet. Jetzt will er es wieder mit den Großen aufnehmen – indem er sich mit seinem neuesten Projekt enfore für die Digitalisierung der Kleinen stark macht.

Viel mehr als ein Kassensystem …

Die Möglichkeit, wertvolle Daten und Kenntnisse über die Vorlieben der eigenen Kunden zu sammeln und wirksame Kundenbindung zu betreiben, ist dabei nur einer von vielen Vorteilen, welche die digitale Welt für Unternehmen so spannend machen. Auch die Effizienz und das Einkaufsmanagement lassen sich mit modernen Technologien beispielsweise wirksam optimieren. Doch diese waren bis dato meist nur für viel Geld zu haben und für kleine Betriebe nicht zuletzt deshalb selten eine Option.

Genau hier setzt Marco Börries mit enfore an: Auf den ersten Blick ist es ein Kassensystem. Wer genauer hinschaut, dem eröffnet sich jedoch eine Welt der digitalen Möglichkeiten: Die dazugehörige Business-App unterstützt die Betriebe bei allen digi­talen Arbeitsschritten, wie z. B. Customer-Management und -Relations, Vertrieb, Warenwirtschaft, Reservierung, Einkauf, Auftragsabwicklung, vorbereitende Buchhaltung, Logistik u. v. m.

Marco Börries
Marco Börries will mit enfore die Gastronomie digitalisieren. Foto: enfore

Günstig – aber keine Schmalspur-Variante

Das Herzstück von enfore ist eine ausgeklügelte B2B-Plattform für Klein- und Kleinstbetriebe. Der Einstieg ist denkbar einfach, die Software kostenfrei verfügbar, Zusatzkosten für Updates fallen keine an. Und auch der Preis für die Hardware stellt kaum eine Hürde dar: Der enforeDasher, ein robustes All-in-one-POS-Terminal mit integrierter digitaler Kasse, ist zum Kampfpreis von 799 Euro erhältlich. Dazu gibt es mit dem enforePayPad ein WiFi-fähiges Kartenbezahlterminal für 199 Euro.

Noch günstiger geht es mit dem Angebot des derzeit größten Kooperationspartners von enfore, der Deutschen Telekom: Magenta Business POS. Hier gibt es das Komplettpaket aus Soft- und Hardware (Dasher und PayPad) plus Festnetz und Internet inkl. Kundenservice und Support durch Telekom-POS-Spezialisten zum Preis von einmalig 399,95 Euro zuzüglich der monatlichen Gebühren für Internet und Festnetz.

Großen Wert legt Börries darauf, dass seine Hardware zwar günstig zu haben sei, anderen teureren Lösungen aber dennoch in nichts nachstehe. Das liege nicht zuletzt an der Flexibilität seines Systems, das sich ähnlich wie die Betriebssysteme von Apple ständig weiterentwickeln könne. »Wir sind nicht statisch wie ­andere Anbieter, sondern werden uns mit den Anforderungen der User verändern. Unsere Nutzer müssen sich also kein neues POS-Terminal kaufen, wenn sie sich auf den neuesten Stand bringen möchten. Ähnlich wie beim iPhone genügt ein unkompliziertes Update«, so Börries.

Gemeinsam bessere Konditionen erzielen

Neben dem Preis und der dafür gebotenen Technologie dürfte noch ein weiterer Aspekt ein entscheidender Anreiz sein, sich enfore anzuschließen: die Chance, in naher Zukunft gemeinsam mit vielen anderen kleinen Betrieben eine Marktmacht zu bilden, welche sich durch den gemeinsamen digitalen Schulterschluss den Großen erfolgreich entgegenstellen kann. Ähnlich wie es heute schon Einkaufsgemeinschaften vormachen, könnten – wenn der Bedarf mehrerer kleiner Unternehmen digital gebündelt wird – deutlich bessere Konditionen bei Lieferanten erzielt werden.

Einen Vorgeschmack auf die Vergünstigungen für Mitglieder der enfore-Community gibt es schon heute: Kunden, die das enfore-Kassensystem nutzen, profitieren von besonders guten Konditionen, die Börries für Kartentransaktionen bei den Payment-Dienstleistern aushandeln konnte: So fällt bei Kreditkartenzahlungen eine Zahlungsgebühr von lediglich 1,19 Prozent und bei Zahlungen mit der Girocard eine Gebühr von 0,79 Prozent an.

Die Vielfalt der Branche muss erhalten bleiben

Bleibt zu hoffen, dass der Schwarm sich bald zusammenfindet. Denn Börries’ Engagement für die Davids der Branche gegen die mächtigen Goliats wird getragen von einer echten Herzensangelegenheit. »Wir machen das, weil wir nicht in einer Welt leben wollen, die von einer Hand von Konzernen, Konglomeraten oder Ketten bedient wird«, beteuert er. »Ich glaube fest daran, dass wir alle die Vielfalt, die es heute z. B. im Gastro-Bereich gibt, erhalten müssen.« Deshalb wolle man den vielen unabhängigen kleinen Betrieben die Instrumente in die Hand geben, mit denen sie im Konzert der Großen mitspielen können.

Ob Marco Börries’ Vision am Ende Wirklichkeit wird, hängt letztendlich davon ab, wie viele Unternehmer er mit seiner Idee überzeugen kann. Bevor es nicht genug seien, werde er aber ohnehin keine Ruhe geben, verspricht er.

Hintergrund

Hinter enfore stehen namhafte Investoren wie Index Ventures, der Yahoo-Gründer Jerry Yang, Sun-Microsystems-Mitbegründer Andreas von Bechtolsheim, der US-Investor Allen & Company, der Telekom-Beteiligungsarm T-Venture sowie die Business Angels Klaus Hommels (Lakestar) und XING-Gründer Lars Hinrichs.
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.

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