Wenn alles (zusammen) passt
Von aktuellen Einrichtungstrends im Gastgewerbe
von Karoline GiokasMit dem Ziel, dem Gast zu gefallen, schafft die Hospitality-Branche immer wieder neue Marken. Unter dem großen Einfluss der Pandemie müssen sich die Konzepte auch hier stetig an den Wünschen des Gastes orientieren. Der neue Trend in Sachen Einrichtung für Restaurant sowie Hotels hat daher mit Authentizität zu tun. »No filter« ist hier angesagt. Die Gäste wünschen sich unverfälschte Aufenthaltserlebnisse.
Zweite Chance für Möbel
Da passt der Gedanke der Nachhaltigkeit wunderbar ins Konzept. Diesem hat sich das Best Western Premier IB Hotel Friedberger Warte in Frankfurt verschrieben und präsentiert seinen Empfangsbereich im neuen Look. Statt klassischer Rezeption begrüßt stimmungsvolle Wohnzimmeratmosphäre in modernem Design die Gäste. Das Entrée wurde durch ein offenes Raumkonzept dem Bistro-Restaurant und der Lounge angeschlossen.
»Die Rezeption stammt noch aus der Anfangszeit des IB Hotels und musste nach fast 20 Jahren neu aufgestellt, den heutigen Gästeerwartungen angepasst werden. Wir wollten in unserem Hotel einen zentralen Platz schaffen, an dem sich die Gäste gern treffen und die Mitarbeiter begeisterte Gastgeber sind«, erläutert Geschäftsführer Michael Mauersberger die Idee des Umbaus.
Neun Tage lang haben Handwerker auf der 200 Quadratmeter großen Fläche gewirkt, wobei viel Holz, Metallelemente und Leder in Naturtönen zum Einsatz kamen. Möbel in kräftigen Farben und kontrastreiche Tapeten setzen auffällige Akzente – finden sich aber übergreifend in allen Bereichen wieder und erzeugen damit ein harmonisches Gesamtbild. Ältere Möbel wurden sorgfältig aufgearbeitet, dazu zählen unter anderem der stilvolle Bartresen sowie dessen Möblierung. Entstanden ist eine Kombination aus neuen Designmöbeln und Re-Use- und Upcycling-Elementen, die die bunte Vielfalt des Bereichs widerspiegeln.
Der Übergang von der Hotelbar zur Rezeption ist nun fließend, was den Raum deutlich vergrößert. »Diese fließenden Zonen finden im Übrigen nicht nur unsere Gäste gut. Auch unsere Mitarbeiter arbeiten jetzt viel lieber in dem Bereich Bar und Rezeption, die nun miteinander verbunden sind«, betont Mauersberger freudestrahlend.
Natürlichkeit bewahren
Seit Corona hegen die Menschen vor allem einen Wunsch: Sie sehnen sich nach Natur und wollen am liebsten überall von ihr umgeben sein – auch in ihrem Wohnambiente. Wie sich das im Gastgewerbe umsetzen lässt, zeigt das Hotel Waren an der Müritz. Das bereits 1698 erbaute Fachwerkhaus ist heute denkmalgeschützt und erzählt eine lange Geschichte, beispielsweise war hier zwischen 1841 und 1945 der Verlag der »Warener Zeitung« untergebracht. Lange wurde das Haus liebevoll von Familie Döbber-Rüther renoviert, umfassend saniert und akribisch herausgeputzt. »Wir lieben es, die traditionsreiche Geschichte des denkmalgeschützten Hauses fortzuführen, es zu erhalten und zu pflegen«, so der Inhaber Thomas Döbber-Rüther.
Für den Hotel- und Tourismusexperten war von vornherein klar: Das neue Interieur muss zum historischen Haus passen, Persönlichkeit, Gastfreundschaft und Herzlichkeit ausstrahlen. Heute wartet das Boutiquehotel mit zwölf hell und freundlich ausgestatteten Zimmern auf.
»Das Wohlfühlgefühl im Zimmer ist sehr entscheidend«, ist sich Döbber-Rüther sicher. In puncto Gestaltung hat die Familie daher in Kooperation mit zahlreichen regionalen Partnern wie zum Beispiel Oceans Architects den Fokus auf Regionalität und Nachhaltigkeit gelegt. So sind in den altehrwürdigen Räumen vor allem natürliche Materialien wie Holz, weiche Textilien wie Samt und Leinen sowie fair gehandelte Produkte eingezogen. Textiltapeten in gedecktem Petrol und Altrosa sollen den Charme der alten Mauern bewahren. »Unsere gesamten Einkäufe kommen aus Mecklenburg-Vorpommern und zum Teil, wenn regional nicht verfügbar, aus Deutschland«, unterstreicht der Inhaber. Sein liebstes Einrichtungsstück? »Ganz klar, unser aus Holz und in einem gedeckten Grünton bezogener Solitärsessel.«
Ausgewachsener Greenery-Trend
Längst nicht neu, aber noch lange nicht überall umgesetzt, können sich Pflanzen gerade in der Gastronomie als ein gewinnbringendes Highlight erweisen – vorausgesetzt, sie sind top gepflegt, passen zum Gastrokonzept sowie zur Corporate Identity des Unternehmens. An ein halbes Dutzend willenlos verteilter Palmen wird hier jedoch nicht gedacht. Die Rede ist von einem gut durchdachten Gestaltungskonzept, in dem die Farbe Grün die Hauptrolle spielt.
Ganz nach dem Motto »nicht kleckern, sondern klotzen« sorgen so etwa im Voorburger Restaurant »Miss Jones« in Südholland jede Menge Pflanzen und Mooswände für eine besondere Atmosphäre. Das üppige Grün hängt hier von der Decke und steckt voller Überraschungen, denn kein Platz in der rund 1.000 Quadratmeter großen Urban-Chic-Lokalität ist wie der andere. »Miss Jones wird als Treffpunkt genutzt, mit zahlreichen Räumen, die nahtlos ineinander übergehen. Dazu gehört auch ein botanisches Gewächshaus, dessen grüne Wände für sich selbst sprechen«, sagt Rein Rambaldo, Inhaber und Gründer des Miss Jones.
Die urbanen Pflanzenwände haben eine Fläche von ca. 20 Quadratmetern, werden direkt vom Grünspezialisten Hydrozorg gewartet und sind beide mit einem »LivePanel Tank« ausgestattet, einem Bewässerungssystem, bei dem ein Wasservorrat in einem Tank gespeichert und systematisch abgegeben wird. Der praktische Nebeneffekt:
Die grünen Blickfänge funktionieren im Innenraumbereich als natürliche Schalldämmer und verbessern mit ihren luftreinigenden Eigenschaften das Klima. Außerdem spielen sie eine wichtige Rolle als Raumteiler – sowohl im Innen- als auch im Außenbereich.
Ausgeklügelte Lichtkonzepte
Rund 90 Prozent unserer Gesundheit und unseres Wohlbefindens sind vom Schlaf abhängig. »Man muss nicht mehrere Zeitzonen mit dem Flugzeug überqueren, um an Jetlag zu leiden. Wenn unser Arbeits- oder Freizeitrhythmus entgegen unserer inneren Uhr läuft, leiden wir am sogenannten Social Jetlag«, erklärt Dr. Achim Leder, Co-Founder und CEO von Jetlite. Ein Dilemma, das der »Lanserhof Sylt« ganzheitlich mit Highend-Medizin, Naturheilkunde sowie innovativen Technologien angeht.
In Zusammenarbeit mit dem Hamburger Start-up wird in ausgewählten Zimmern des neuen Hotels ein wirksames Lichtkonzept eingesetzt, das auf Erkenntnissen aus dem Forschungsfeld Human Centric Lighting (HCL) sowie der Chronobiologie basiert – das funktioniert bereits erfolgreich über den Wolken bei Langstreckenflügen. Und im Hotel? Der sogenannte Chronotyp beschreibt die einzigartige innere Uhr eines Menschen und kann durch Lichteinwirkung verändert werden. Da aber jeder Gast beim Schlaf anders tickt, wird der persönliche Biorhythmus zu Beginn eines Aufenthalts am Lanserhof per Fragebogen ermittelt, um Schlaf- und Produktivitätspläne besser zu verstehen und das Lichtkonzept so individuell wie möglich einzusetzen.
In Einklang mit dem persönlichen Chronotyp steuert dann die Jetlite-Lichtlösung die innere Uhr des Menschen, indem sie den Melatoninspiegel durch warmes und kühles Licht unterstützt. Warm-weißes Licht wie bei einem Sonnenuntergang wirkt abends entspannend, während kalt-weißes Licht morgens eine aktivierende Wirkung auf den Körper hat. Gesundheit und Schlaf werden auf natürliche Weise gefördert.