Wellness und Spa
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Spa!nnende Geschäfte

Wellness & Spa – Investitionen, die sich lohnen

von Petra Sodtke
Mittwoch, 06.11.2019
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Der große Boom der letzten zwanzig Jahre mit teilweise 100 neuen Hotels pro Jahr ist in Österreich und Deutschland zwar vorbei. Andererseits bauen Hotelshierzulande aber auch aus, vergrößern ihren Wellness-Bereich, steigern ihre Bettenkapazitäten. Die Top-Betriebe unter ihnen freuen sich über ein stattliches Plus an Auslastung«, sagt Wellness-Profi Christian Werner, Herausgeber des »Relax Guide«.

Seit über zwei Jahrzehnten testet er Betriebe mit Spa- und Wellness-Angeboten (anonym, für die Hoteliers kostenlos und von diesen nicht beeinflussbar) und vergibt Qualitätssiegel für die besten (bis max. vier »Lilien«). Werner: »Gäste haben heutzutage hohe Ansprüche. Minderleister, z.B. Betriebe ohne Pool und nur mit Sauna unten im Keller, gehen beim Kunden nicht mehr als Wellnesshotel durch. Die Messlatte für Qualität wird immer höher und höher.« Regelmäßig in Wellness & Spa zu investieren, lohne sich daher nicht nur, sondern sei sogar ein Muss für Betriebe, die schon sehr viel bieten und auch in Zukunft konkurrenzfähig bleiben wollen.

Heute darf man Gäste in der Sauna zittern lassen

Investitionsmöglichkeiten gibt es für Hoteliers ohne Ende. Die Spa- und Wellness-Industrie ist inzwischen ein riesiges Business und wirft jedes Jahr eine Fülle an Produkten auf den Markt, die alle Möglichkeiten bieten. Eines der neuesten und besonders interessanten Angebote ist etwa die Schneesauna von TechnoAlpin. Das Grundprinzip entspricht jenem von Kneipp-Behandlungen: Der Wechsel von Hitze und Kälte (zuerst finnische Sauna, dann Schneesauna) fördert die Durchblutung im Körper und stimuliert den Stoffwechsel. Durch die trockene Luft im optisch ansprechenden Schneeraum (lebensechte Winterwelt mit Pulverschnee mit frei wählbaren Hintergrundmotiven) empfindet man die Kälte als angenehm.

Wer nicht so viele oder großzügige Spa-Räumlichkeiten zur Verfügung hat (ein ca. 12 bis 15 m² großer Raum reicht), für den könnte das »wavebalance Therapie System« der deutschen Physiotherapeutin Manuela Sonntag mit der von ihr und einer dänischen Firma kreierten, multifunktionalen Wasserliege das Richtige sein (Preis inkl. Liege mit/ohne Klanginstallation, mit Inhouse-Training: 10.000 bis 17.000 Euro). Die Entwickler versprechen eine wohltuende Tiefenentspannung durch die manuellen Fähigkeiten der Therapeuten in Kombination mit Wärme, Wasser, Wellenbewegung über die Liege.

Salzgrotte und Eissauna
Eiskalte Wellness von TechnoAlpin im Hotel Quellenhof.
Foto: Hotel Quellenhof

Die Kosten-Nutzen-Frage: oft vergessen und doch zentral

Außergewöhnlich sind diese Produkte – keine Frage. Man sollte sich aber auch bewusst  machen: Innovationen sind nicht zwangsweise ein Garant für Erfolg, nur weil sie neu sind und man sich mit ihnen (zumindest kurzfristig) von der Konkurrenz abheben kann. Vorab gestellte Fragen klären die wichtige Kosten-Nutzen-Rechnung: Passt das neue Produkt zu meinem Betrieb und zu meinen Gästen? Wird es sich wirklich rechnen?

Schafft man sich etwa ein vollautomatisches Massagebett an, das zwar als das beste am Markt gehandelt wird, man hat aber Kunden, die besonders den zwischenmensch­lichen Kontakt mit dem Personal schätzen, wird man mit diesem Kauf Geld in den Sand setzen. Zu bedenken ist: Wellness-Einrichtungen sind ohnehin eine sehr kostspielige Angelegenheit im Betrieb (Errichtung, Pflege, Erhaltung usw.). Vielen Betreibern wird oft erst im Nachhinein bewusst, welche Kosten bspw. durch Belüftung, Spezialreinigung, Heizung entstehen.

Nischen finden: Kunden wünschen immer spezifischer

Gäste wählen Angebote heute jedenfalls immer spezifischer nach ihrem individuellen Geschmack aus. Wellness & Gourmet, Wellness & Wandern, Wellness & Familie/Kinder, Wellness & Adults only, Wellness & kleines/großes Hotel. Dass sich Kunden nur wohl fühlen, das reicht heute nicht mehr. Der Erfolg einer Investition steht in Verbindung mit einer zielgruppen­spezifischen Positionierung. Werner: »Man sollte nicht den Fehler machen, alle Zielgruppen bedienen zu wollen, das ist ein ziemlich sicheres Rezept für Misserfolg.« Regionale Möglichkeiten und Stärken helfen bei der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen und Spa-Nischen, die noch nicht von der Konkurrenz belegt sind.

Werner: »Einfallsreichtum ist gefragt. Eine Nische kann sogar ein Klosterzimmer mit Strohbett, Kartoffelsuppe und einem einzigartigen Retreat sein.« Wer dann noch seinem spezifischen Angebot im gesamten Betrieb denselben Anstrich gibt – perfekt. Schönes Beispiel: Man positioniert sich als Ayur-veda-Spezialist für die gehobene Klientel in einer mit diesem Thema noch unbesetzten Region und zieht einen roten Faden durch den Betrieb – Küche, Therapeuten, Techniken, Ärzte, alles ist indisch bzw. dreht sich um Ayurveda. Kommen die Gäste in diese landschaftlich reizvolle Gegend nicht mehr zum Skifahren oder Wandern (wie die meisten Urlauber), sondern wegen genau diesem Hotel mit genau diesem Wellness-Angebot, dann hat man alles richtig gemacht.

Hotel Bareiss
Naturschwimmteiche wie im Hotel Bareiss sind derzeit sehr
gefragt. Foto: www.guenterstandl.de

Heute zu exotisch, morgen schon im Trend

Manchmal lassen sich auch zwei Zielgruppen, die so unterschiedliche Bedürfnisse und doch so viel gemeinsam haben, erfolgreich zu einer verbinden. Familien galten lange Zeit als »Exoten« im Spa. Das ändert sich nun. Eine starke Zunahme der Wellness-Aufenthalte mit Eltern und Kindern geht mit einer gleichzeitigen Zunahme an Adults-only-Betrieben einher.

Wie lässt sich der Spagat zwischen ruhesuchenden Erwachsenen auf der einen und er­lebnishungrigen Kindern auf der anderen Seite erfolgreich meistern? Ein inspirierendes Beispiel ist das 5-Sterne-Hotel Bareiss im Schwarzwald, ein herausragender 4-Lilien-Betrieb. Pressesprecherin Uta Schlagenhauf verrät das Erfolgsrezept: »Wir sind ein familiengeführter Traditionsbetrieb und definieren uns als Ferienhotel für drei Generation: Kinder, Eltern, Großeltern. Wir haben keinen separaten Familienbereich eingerichtet, sondern regeln mittels Uhrzeit, was sehr gut funktioniert.«

Beispielsweise gibt es in der Sauna eine Familienzeit von 12 bis 15 Uhr, wo Kinder bzw. Jugendliche ab ca. 15 Jahren gern mitgehen. Es gibt eigene Spa-Angebote, etwa die Ayurveda-Massage für Kinder von 9 bis 14 Jahren oder die besonders erfolgreichen Kurzbehandlungen gegen Problemhaut für Jugendliche von 13 bis 17 Jahren. Schlagenhauf: »Wir haben hier ein eigenes Bareiss-Kinderdörfle mit Häusern für drei Altersgruppen (Mini, Maxi, Teens). Betreuer kümmern sich in allen Ferienzeiten und an allen Wochenenden von 9 bis 23 Uhr um unsere jungen Gäste. Währenddessen können sich die Eltern im Spa erholen oder auch hier teilnehmen. Mit diesem Konzept machen wir sehr gute Erfahrungen.« Die wohl wichtigste Zutat: Eltern und ihre Kinder haben die Wahl. Sie können jederzeit Zeit miteinander verbringen oder aber ihren eigenen Bedürfnissen nachkommen – und wirklich entspannen, denn der Nachwuchs ist in sicherer Obhut.

Trend oder Hype – das ist hier die Frage!

Gisela und Wilhelm Holleis, Besitzer des Salzburgerhofs in Zell am See, bringen die modernen Herausforderungen auf den Punkt: »Im Bereich Wellness gibt es unglaublich viele Trends und Entwicklungen – für den Hotelier ist es eine Herausforderung, zwischen langfristigen Trends und kurzfristigen Hypes zu unterscheiden.« Das engagierte Ehepaar hat schon einige Entwicklungen miterlebt: Von den 1960ern, als sie ihre Frühstückspension schrittweise zum Hotel ausgebaut und als Pioniere einer neuen Hotel-Generation mit Wellnessbereich in Österreich errichtet haben, bis zum heutigen Stand als 5-Sterne-Superior-Wellness-, Golf-, Ski- & Genießerhotel. Bei aller noch so wichtigen Offenheit für Neues, ihr Erfolgsrezept ist zeitlos: In allen Zeiten der Veränderungen und mit allen Fortschritten sind sie immer auch dem persönlichen Stil treu geblieben, haben stets ihren Gästen ein Lebensgefühl und authentisches Erlebnis vermittelt. Diese Einstellung sollte bei aller Notwendigkeit für Investitionen im Bereich Wellness & Spa nicht verloren gehen, wenn man Erfolg haben will.

Checkliste für die Spa-Strategie von morgen

Die drei wichtigsten Tipps vom Wellness-Profi Christian Werner

Selbst ist der Experte! Noch bevor man Architekten, Berater auswählt und konkrete Investitionen überlegt: Wissen aneignen, zum Wellness-und- Spa-Experten werden, in die Rolle des Kunden schlüpfen, andere Hotels mit Spa besuchen. Angebote der Konkurrenz checken und kritisch testen: Was fällt mir auf, was gefällt mir (weniger), wie fühle ich mich? Welche Bedürfnisse werden (zu wenig) erfüllt? Wie werde ich es besser machen? Erfahrungen sammeln, notieren, bessere Lösungen überlegen.

Wellness-affine Berater & Architekten auswählen! Selbst der Star-Architekt aus den USA hat wenig Wert für ein Wellness-Hotel, wenn er nur Erfahrung mit dem Umbau von Bürohäusern, aber nicht mit Wellness-Betrieben gemacht hat und sich in die Bedürfnis-Welt der Gäste gar nicht einleben kann!

Zielgruppe konkretisieren! Wer alle Zielgruppen (Familien mit Kindern, Single-Reisende, Raucher und Nichtraucher, Luxusautofahrer, Gourmetliebhaber) bedienen will, hat das Rezept für garantierten Misserfolg. Zielgruppe genau festlegen und bei allen Überlegungen stets mitdenken: Welche Wünsche, Bedürfnisse hat sie? Darauf Profil entwickeln (Alleinstellungsmerkmale im Zusammenhang mit den Charakteristika der
Region, des Betriebes, der Führungskräfte ausarbeiten), ggf. Nische finden, Strategie aufbauen, künftige Investitionen auswählen.

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