Plastic Money & more
von Michael EichhammerIn Schweden ist das Bezahlen ohne Scheine und Münzen längst allgegenwärtig. Und auch bei uns erfreuen sich bargeldlose Bezahlsysteme wachsender Beliebtheit.
Böses Bargeld? In den Augen mancher Politiker ist das so, denn Drogen, Korruption, Betrug und Terrorismus werden mit Scheinen finanziert und nicht mit der Kreditkarte. Der Umstieg auf die Kartenzahlung macht die Einnahmen und Ausgaben auch fürs Finanzamt leichter nachvollziehbar. Für manche Verbraucher dagegen stellt sich die Situation anders dar: »Nur Bares ist Wahres« gilt für viele Menschen nach wie vor. Doch auch wer prinzipiell am Bargeld hängt, lässt sich schnell eines Besseren belehren, wenn er die Vorzüge der bargeldfreien Käufe kennenlernt.
Bargeldloses Bezahlen liegt in der HOGA-Branche im Trend. Es bietet dem Gast viele Vorteile, die dieser sofort erkennt. Das beginnt beim Verzicht auf das Herumtragen von prall gefüllten Geldbörsen. Im Ausland muss der Kunde keine Geldscheine und Münzen einer fremden Währung umwechseln und keine Summen umrechnen. Auch ist der Bezahlvorgang an sich schneller und bequemer – zumindest, wenn das Payment- System gut durchdacht ist. Längst sind Kredit- und Debitkarten das bevorzugte Zahlungsmittel beim Check-in oder Check-out im Hotel.
Software erleichtert das bargeldlose Leben
Die gute Nachricht: Bezahlungen ohne Bargeld bieten auch dem Hotelier oder Gastronomen Vorzüge. Genauso wie das Bezahlen für den Gast einfacher von der Hand geht, gilt das auch für die Mitarbeiter, die dadurch entlastet werden. Der Gastgeber wird stillschweigend die Debit-Variante bevorzugen, da er über die EC- oder Guthabenkarte schneller an sein Geld kommt als über die Kreditkarte, bei der die Umsätze zeitversetzt abgebucht werden.
Dank spezieller Software für Gastronomie-Kassensysteme kann das Service-Personal Gäste direkt am Tisch abkassieren. Zeit ist in der Gastronomie Geld, daher ist dieses Detail nicht zu unterschätzen: Die Kellner sparen sich doppelte Wege. Statt die Rechnung an der stationären Terminal-Kasse anzufordern, können sie diese per Handy erstellen. Auf Wunsch kann die Rechnung direkt am Tisch ausgedruckt werden. Möglich machen das kompakte Drucker, die schnurlos per Bluetooth kommunizieren. Auch wenn es um einfache und revisionssichere Abrechnungen geht, bietet bargeldfreies Bezahlen Vorteile.
Woran erkennt man gute Systeme?
Ein gutes System für bargeldloses Payment sollte einfach, schnell und sicher sein. Nicht nur aus Kundensicht, sondern auch für den Gastronomen. Intuitive Bedienbarkeit, Sicherheit und Datenschutz sowie ein Mehrwert, den die moderne Technik erlaubt, sind wichtige Kriterien für qualitative Lösungen. Für den Betreiber ist wichtig, dass sich das System ohne Schwierigkeiten in das bestehende Kassen- und Hotelmanagementsystem integrieren lässt.
Um für alle Zahlungsmodalitäten offen zu sein, sollte es EMV-Chips (Mastercard und Visa) und Magnetstreifen (bei der EC-Karte ergänzend zum Chip) lesen können. Für Sicherheit sorgt eine verschlüsselte Datenübertragung der Zahlungstransaktion ohne Speicherung auf lokalen Systemen.
Bezahlsysteme, die mit der Zeit gehen
Die EC- oder Kreditkartenzahlung ist zwar noch lange kein alter Hut, zählt aber zur klassischen, geradezu selbstverständlichen Bezahloption. Wer mit der Zeit gehen will, sollte Wert darauf legen, dass bei seinem System fürs bargeldlose Bezahlen ein Kontaktlos-Leser genutzt werden kann, denn berührungslose Zahlungen vermitteln dem Kunden ein Gefühl von einfachem Bezahlkomfort und werden sich mehr und mehr durchsetzen. Gut, wenn das Bezahlsystem mit der Entwicklung am Markt mitwachsen kann und neue Bezahlmöglichkeiten auch nachträglich integriert werden können. Beispiel »Girocard kontaktlos«: Sparkassen und Volksbanken bieten die Karten mit dem NFC-Bezahlsystem an. Die Zahl der Orte, an denen man damit bezahlen kann, wird immer größer. Der Hersteller Verifone beispielsweise hat mit seinem Kassenterminal HS5000 die Zulassung für »Girocard kontaktlos« erhalten.
»Ob man kontaktloses Bezahlen anbieten sollte, hängt nicht von der Betriebsgröße ab«, ist Bodo Becker, Senior Product Manager bei Concardis, überzeugt. Die Geschwindigkeit des Bezahlvorgangs wird allerdings bei allen Bezahlvarianten als Vergleichswert herangezogen. Deshalb zeigt das kontaktlose Bezahlen in der Systemgastronomie, wo es günstig und schnell zugehen soll, seine Stärke besonders überzeugend. Lange Schlangen zur Mittagszeit sind ein Stimmungskiller unter Gästen. Wer bei Burger King, Vapiano und Co. kontaktlos Beträge unter 25 Euro bezahlt – ohne dass eine PIN-Eingabe nötig wird –, wirkt dem Stau der Hungrigen entgegen.
Generalmobilmachung
Smartphones sind allgegenwärtig. Die Möglichkeit, das mobile Telefon auch als Ersatz für die Geldbörse zu nutzen, hat sich im deutschsprachigen Raum noch nicht durchsetzen können. In anderen europäischen Ländern wie Schweden, England und Italien ist das bargeld- und kontaktlose Bezahlen schon längst im Trend. Ebenso in den USA und Asien.
Experten sind überzeugt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis diese Option auch hier immer wichtiger wird. Unter Druck stehen hier zudem die Banken, die mit den technischen Innovationen von Global Playern wie Apple, Google oder Amazon konkurrieren, wenn es ums Bezahlen per App geht. Auch der aus dem Onlineshopping bekannte Dienst Paypal lässt sich mit dem Handy-Payment verbinden, wie Vodafone beweist: Kunden können ihr Paypal-Konto oder ihre VISA-Kreditkarte in die Vodafone Wallet-App einbinden und so per Handy bezahlen.
Zukunftsmusik: Fingerabdruck oder Iris-Check zur Identifikation
Die Technik hinter dem Handy-Bezahlen ist NFC (Near Field Communication), welches eine Datenübertragung ohne Kontakt erlaubt. Beispielsweise zwischen Handy und Kartenlesegerät. Derzeit beschränkt sich diese komfortable Lösung allerdings auf Beträge bis 25 Euro. Bei allem darüber muss, wie bei der klassischen Kartenzahlung, die PIN-Nummer eingetippt werden. Das liegt vor allem an Sicherheitsbedenken hinsichtlich der verlässlichen Authentifizierung des Kartenbesitzers und an dem Wunsch nach einer Zahlungsgarantie. Visionäre arbeiten allerdings daran, die PIN durch futuristische Alternativen abzulösen. Diese sollen nicht nur die Kartenechtheit überprüfen, sondern auch den rechtmäßigen Besitz. Über die Fingerprint-Authentifizierung (per Fingerabdruck) als Nachfolger der PIN-Nummer wird nicht nur bei Apple viel diskutiert. Auch eine Karteninhaber-Authentifizierung per Augenscan, welche die Alleinstellungsmerkmale der Iris zur Identifikation nutzt, oder eine Erkennung des Eigentümers per Stimme wird in Betracht gezogen. Noch ist das in der täglichen Praxis Zukunftsmusik.
Ein wichtiges Beispiel für den aktuellen Stand der Entwicklung der kontaktlosen Bezahlvarianten ist dagegen Apple Pay, welches das Bezahlen mit dem iPhone erlaubt. Wer Gäste aus China hat, sollte darüber hinaus Alipay nicht unterschätzen. Zwei Millionen chinesische Touristen pro Jahr reisen durchschnittlich nach Deutschland. Mit 80 Prozent Marktanteil und 800 Millionen Nutzern ist der Dienst Marktführer in China. In absehbarer Zeit werden all diese neuen Lösungen das klassische Bargeld wohl noch nicht ablösen. Zumal es nach wie vor Kunden gibt, die Geld aus den eigenen Händen geben möchten. Als Ergänzung zur Bar-, EC- und Kreditkartenzahlung werden die anderen Optionen allerdings garantiert immer wichtiger. Wer jetzt aufrüstet, geht also mit der Zeit – und punktet bei so manchem Gast.
Best Practice: Harry-Brot & Paycult
Nicht nur Gastronomie und Hotellerie setzen auf moderne Zahlungssysteme, sondern auch eine Großbäckerei. Neun Standorte von Harry-Brot in Deutschland wurden mit einem bargeldlosen Zahlungssystem von Paycult ausgestattet. 38 Automatenmodule, 17 TCPOS-Kassensysteme und acht Aufwerter mit zentraler Abrechnung im Hauptquartier wurden vernetzt. Die Mitarbeiter können seitdem ihre Chipschlüssel am Aufwerter aufladen und bargeldlos in der Kantine, an Verkaufsautomaten und im Fabrikverkauf bezahlen. Im Unternehmen schätzt man nicht nur den damit gewonnenen Bezahlkomfort und die Reduzierung administrativer Aufgaben, sondern auch den Zugewinn an Hygiene.
Ring frei! Dieses Schmuckstück von Kerv kann mehr als eine Hand zieren: Er ist quasi der Nachfolger des Geldbeutels. Bezahlt wird kontaktlos, wie mit dem Handy. Im Gegensatz zum Smartphone allerdings kann bei dem Ring der Akku nie im falschen Moment leer sein. Akzeptiert wird diese innovative Bezahlform unter anderem überall dort, wo kontaktloses Bezahlen mit Mastercard erlaubt ist. Das sind immerhin fast 40 Millionen Kaufgelegenheiten weltweit.
An diesen Stationen von Paycaso können Kunden Geldbeträge auf Karten aufladen. Die Karte wird so zur elektronischen Geldbörse. Kerngeschäft sind Systemgastronomie und Gemeinschaftsverpflegung, Kliniken und die Freizeitgastronomie.
Das softwaregesteuerte Kartenlesegerät Concardis Payment Gateway kann mit Magnetstreifen und EMV-Chips ebenso umgehen wie mit kontaktlosen Bezahlungen. Die Bedienerführung ist mehrsprachig, um den internationalen Kundenverkehr zu vereinfachen. Die Oracle-MICROS-Schnittstelle vernetzt den Vorgang mit bestehenden Kassen- und Hotelmanagementsystemen.
Apple Pay und Mitbewerber bieten Gästen die Möglichkeit, mit ihrem Smartphone oder Tablet zu bezahlen. An das Kassensystem von gastronovi Office ist Apple Pay bereits seit 2015 angebunden. Auch weniger bekannte Pay-App-Anbieter wie Qnips und SumUp sind mit dem Kassensystem möglich.
Mit dem handlichen Kartenleser Concardis Optipay kann der Kellner mobil abkassieren. Der Kunde bekommt das Gerät für die PIN-Eingabe überreicht oder bezahlt kontaktlos mit seinem eigenen Smartphone per NFC. Das Handy des Kellners leitet die Daten dann weiter an das Kassensystem.
Für die Gastronomie und Hotellerie bietet Hobex Terminals für den stationären und mobilen Einsatz, die dem Kunden das Bezahlen mit Kredit- und Debitkarten ermöglichen. Für den Einsatz im Restaurant empfiehlt sich das kompakte Hobex Mobil als Helfer für den standortunabhängigen Einsatz.
Nur für chinesische Reisende bislang: App Alipay, Software für hier von Concardis, auf Verifone- Geräte aufgespielt.