Mini oder Maxi?
Mini- oder Maxibar, das ist hier die Frage
von Michael EichhammerEin Butler für jeden Gast, der diesen rund um die Uhr betreut – das ist eine Idealvorstellung, die nicht einmal von Luxushotels realisiert werden kann. Immerhin gibt es aber vollautomatische Ergänzungen zum Zimmerservice: Wenn einen Gast mitten in der Nacht der Wunsch nach einer Fruchtschorle oder einem leichten Snack überkommt, kann eine Minibar oder ein Vending-Automat auf der Etage die Wohlfühl-Atmosphäre eines 24-Stunden-Service vermitteln.
Originelle Befüllungen sorgen für frischen Wind
Das Ende der Minibars wurde schon seit vielen Jahren heraufbeschworen. Doch Totgesagte leben länger. Zwar muss die Minibar mit der preiswerteren Alternative Supermarkt konkurrieren, doch gibt es noch immer genügend Gäste, die bereit sind, für den Komfort eines bereits gefüllten Kühlschranks im Zimmer einen Aufpreis zu bezahlen. Entsprechend selbstbewusst kommt die moderne Minibar optisch daher: Statt schüchtern hinter einer Schranktür versteckt, steht sie oft frei im Raum und präsentiert ihre inneren Werte stolz – hinter einer Glastür und LED-erleuchtet.
Nicht nur die Optik, auch die »inneren Werte«, sprich originelle Befüllungen, sind heute gefragt: Schokolade, Erdnüsse und Getränke sind zwar nach wie vor beliebt, doch warum nicht die Gäste überraschen? Ungewöhnliche Objekte in der Minibar zu finden, macht selbst erwachsenen Gästen so viel Spaß wie die Ostereiersuche. Der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt – von Flip-Flops und Bikini im Strandhotel über Gesundes im Biohotel bis zu Kunstgegenständen oder Dosen mit Sauerstoff.
Die Investition lohnt sich – wenn das Gesamtpaket stimmt
Viele Hoteliers empfinden eine Minibar als Kostenfaktor. »Jeder Service kostet Geld. Die Minibar ist allerdings die einzige Dienstleistung direkt im Hotelzimmer, mit der sich zusätzliche Einnahmen generieren lassen«, gibt Jan Hass von Dometic zu bedenken. »Je nach individueller Kosten- und Prozessstruktur ist eine Minibar bei richtiger Handhabung schon nach etwa drei verkauften Getränken pro Monat und Zimmer profitabel.«
Gefürchtet wird beim Thema Minibar der Schwund. Denn nicht alle Hotelgäste geben ehrlich an, ob und was sie konsumiert haben. Es gibt allerdings technische Möglichkeiten, die Ehrlichkeit der Gäste zu fördern: Hightech-Minibarsysteme registrieren per Sensor automatisch, welches Getränk entnommen wurde, und geben diese Information an das Rechnungswesen weiter.
Vending als moderne Alternative
Der große Bruder der Minibar ist die Maxibar. Will heißen: Vending-Automaten im Hotelflur. Die Etagenversorgung mit Getränken, Speisen und nützlichen Utensilien für den Hotelaufenthalt liegt im Trend. Automaten sollen das Dienstleistungsangebot eines Hotels abrunden, ohne andere Angebote zu ersetzen. Vor dem Ruf einer schmuddeligen »Bahnhofsatmosphäre« müssen Betreiber dabei schon lange keine Angst mehr haben: Die Hersteller tun alles dafür, das Image des Hotels mit den Automaten nicht ab-, sondern aufzuwerten. Das gilt nicht nur für die moderne Technik und die möglichst vielseitige Befüllung im Inneren, sondern auch für die Optik der Geräte. Eine hochwertige Anmutung soll moderne Vending-Automaten aufhübschen. Verstecken müssen sich die Automaten nicht mehr, dennoch lassen sie sich dezent in das vorhandene Ambiente integrieren. Individuelle Design-Lösungen, welche sich harmonisch in die jeweilige Corporate Identity des Hauses einfügen, bekämpfen erfolgreich den Billig-Ruf des Flur-Automaten. Stattdessen soll das Angebot vom Kunden als vollautomatischer Shop wahrgenommen werden, der 24 Stunden zur Verfügung steht. Stimmt dazu noch die Preispolitik, verzichten die Gäste gern auf den Weg zum Supermarkt. Deshalb sind schon längst nicht mehr nur »Low-Budget«-Hotels mit Automaten bestückt, sondern auch Drei-, Vier– oder gar Fünf-Sterne-Hotels.
Automaten sparen Personal und Zeit
Im Vergleich zur Minibar bietet ein Automat mehr Stauraum – und damit die Möglichkeit einer vielfältigeren Produktpalette (beispielsweise über 30 verschiedene Getränke und Snacks). Moderne Geräte sind leise, sowohl bei der Warenausgabe als auch, was die Lautstärke des Kühlaggregats angeht. Mit einem Glasfrontautomaten sind die Artikel verlockend ausgestellt. Moderne Lifttechnologie fährt die Produkte wie ein Aufzug leise und sicher durchs Innere, bis der gewünschte Inhalt auf Griffhöhe beim Gast ausgegeben wird.
»Mikro-Supermarkt« im Hotel
Interessant ist neben Getränken und Snacks auch die Befüllung mit Non-Food-Artikeln. Gerade hier kann ein Hotel ein Alleinstellungsmerkmal schaffen. Denn nicht nur in der Minibar finden sich mittlerweile auch unerwartete Artikel, sondern auch in den Automaten. Vom Sitzkissen über die Badeschlappen oder Herrensocken bis zum Schmuck sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. »Einige Hotels sind dazu übergegangen, alle Utensilien, die der Gast auf Reisen eventuell vergessen hat, wie z. B. Rasierapparat, Körperpflegemittel oder Extras wie Zeitschriften, Stadtpläne, Postkarten und Schreibutensilien, durch einen Warenautomaten zur Verfügung zu stellen«, berichtet Nathalie Knipp vom Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft e. V. (BDV). Gibt es im Zimmer eine Kaffeemaschine, kann ein Automat die Kaffeekapseln zur Verfügung stellen.
Minibars: Es ist kein Ende abzusehen
Die Antwort auf die Frage, ob Mini- oder Maxibar, lautet also in vielen Fällen: beides. Gerade in Fünf-Sterne-Häusern wird der Gast zwar auch in Zukunft weiterhin eine Minibar vorfinden, doch auch dort kann das Angebot mit einem Automaten sinnvoll ergänzt bzw. erweitert werden.
Was die Maxibar mit den Sternen zu tun hat
Lange Zeit galt: Minibars waren eine zwingend notwendige Mindestvoraussetzung, wenn ein Hotel eine Vier- oder Fünf-Sterne-Klassifizierung anstrebte. Seit dem 1. Januar 2015 hat sich hier allerdings einiges geändert, was den Hoteliers mehr Freiheiten gestattet. Der Kriterienkatalog der Deutschen Hotelklassifizierung wurde überarbeitet. Über eine Neuerung freut sich vor allem die Vending-Branche: Eine Automatenstation darf die Minibar seit der Neuerung auch in Hotels der Vier-Sterne-Kategorie ersetzen. Angeregt wurde die Novellierung durch den Bundesverband der Deutschen Vending-Automatenwirtschaft e. V. Voraussetzung ist allerdings, dass mindestens eine solche Maxibar pro Etage vorhanden und die Abrechnung über das Zimmer möglich ist. Als Alternative zum Automaten kann auch der Zimmerservice die Minibar ersetzen. Allerdings nur, wenn dieser Service mindestens 16 Stunden pro Tag zur Verfügung steht. Früher war ein 24-Stunden-Service die Voraussetzung. In Hotels mit weniger als vier Sternen war der kleine Zimmerkühlschrank nie zwingend, in den Hotels mit fünf Sternen ist eine Minibar weiterhin ein Must-have.
Mega statt Mini:
Im W London sorgt diese Alternative zur Minibar für Aufsehen. Die Gäste der Suiten dürfen die mobile Cocktailbar namens Mega Bar nutzen. Das zweieinhalb Meter große Getränke-Monster wird in die Suite gerollt –
mitsamt Barkeeper.
»Die weltweit erste lautlose Minibar mit Energieeffizienzklasse A++« ist laut Hersteller Dometic die DM20. Der 20-Liter-Minikühlschrank kann sogar bedenkenlos neben dem Bett platziert werden.
Das vermutlich originellste Design für eine Minibar: Was aussieht wie ein Gitarrenverstärker von Marshall, ist in Wahrheit eine buchstäblich coole Idee. Bezugsquelle in Deutschland: musik-meyer.de.
Mehr Kunstobjekt als Minibar: Das auf Wein spezialisierte Modell Divinum ist so schön, dass es an der Wand hängen darf wie ein Gemälde.
Italienische Eleganz: Die Glastür der Pamibar SGT und die LED-Innenbeleuchtung sollen zum Konsum anregen.
Automatische 24-Stunden-Kantine: Der Trommel-Verkaufsautomat Festival von Necta bietet Snacks, Getränke, frische Speisen, Obst und Joghurt. Modernes Design, Poster und LED-Beleuchtung machen ihn zum Hingucker.
Nachgefragt … »Die Argumente sprechen ganz klar für den Automaten«
Stefan Stüwer von der Stüwer GmbH versorgt mit seinen Automaten rund 20.000 Menschen in Betrieben, Schulen sowie viele weitere im Bereich Public Vending. Er ist sich sicher: Automat und Hotel – das passt zusammen.
Auf was sollte man achten beim Kauf eines Vending-Automaten?
Ein Hotelier, der in ein sehr günstiges Gerät investiert, spart am falschen Ende. Eine geräuscharme Produktabholung ist wichtig. Wenn die Cola oder das Bier nach unten rumpelt, ist das eine starke Lärmbelästigung für die anderen Gäste. Werden sie nachts wach, kommen sie sicher nie wieder in das Hotel. Stattdessen sollten die Produkte sanft per Lift bewegt werden. Auch die Kühlung muss leise arbeiten.
Haben die Automaten noch immer mit einem Negativimage zu kämpfen?
Hoteliers sagen oft: »Wir wollen, dass der Automat irgendwo in der Ecke steht.« Ich predige immer: Der Automat muss edel wirken, damit die Gäste Lust haben, etwas zu kaufen. Der darf nicht still in einer dunklen Ecke stehen und muss die Ausstrahlung einer Bar haben.
Wie wird ein Automat zum Fünf-Sterne-Gerät?
Mit edler Anmutung. Wir folieren und verwenden Holz, damit das Gerät als Möbelstück im Hotel dargestellt wird. Gleiches gilt für die Befüllung: Bitte kein Dosenbier! Wir müssen weg vom Bahnhofscharakter.Wie verführt man die Gäste zum Kauf?
Beispielsweise mit einem Voucher für ein Freigetränk. Löst der Kunde dieses Angebot am Automaten ein, sieht er das komplette Sortiment, und die erste Hürde ist genommen.
Wie bieten Sie warme Verpflegung an?
Gerade im Low-Budget-Bereich ohne eigenes Restaurant macht Verpflegung per Vending Sinn. An unserem Hotelomat kann Gulasch oder Currywurst im Glas angeboten werden. Kombiniert mit einer Mikrowelle, muss der Kunde nichts aktiv einstellen, sondern das Gericht wird automatisch erwärmt.
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.