Wellness und Spa
Foto: Naturhotel Forsthofgut

Evolution der Wellness-Oase

Hotelkonzepte müssen heute das besondere Erlebnis bieten

von Eva Schiwarth
Dienstag, 30.10.2018
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Vor über 20 Jahren begann der Wellness-Trend – und ein Ende ist nicht in Sicht. Die Nachfrage nach Wellnessleistungen im Hotel steigt kontinuierlich, die Gäste bleiben inzwischen länger als nur zu klassischen Wellnesswochenenden. Sie sind bereit, mehr Geld auszugeben – haben dafür natürlich auch ihre Ansprüche hochgeschraubt. Erwartet werden ein erstklassiger Service, ein Ambiente zum Wohlfühlen, Ruhe, Entspannung, womöglich Effekte für die Gesundheit, von denen man noch lange nach dem Wellnessaufenthalt zehrt. Eine sportliche Aufgabe für Hoteliers, die sich der Disziplin Wellness und Spa ganz verschrieben haben.

Die große Inszenierung kommt gut an Sauna, Pool, ein paar Ruheliegen – was vor Jahren noch funktionieren konnte, lockt inzwischen keinen Gast mehr in den Wellnessurlaub. Heute sind Ideen gefragt, die sich aus der großen Masse am Markt abheben. »Wir sehen einen sehr deutlichen Trend, der weggeht von kleinen Saunen hin zu großen inszenierten Wellnessbereichen, die nach einem klaren Konzept geplant und umgesetzt wurden«, sagt Dagmar Rizzato, Geschäftsführerin von Spa Consulting in Tettnang, nahe dem Bodensee. Ihr Rat bei Neuplanung oder Umgestaltung: Hoteliers sollten sich fragen, wofür sie im Wellnessbereich stehen und wen sie als Gast haben wollen. Dieser rote Faden zieht sich dann idealerweise als Idee durch das ganze Hotel.

Das Naturhotel Forsthofgut in Leogang im Salzburger Land beispielsweise ist aus einem Forstbetrieb mit kleiner Pension hervorgegangen. Naturverbundenheit ist der Inhaberfamilie ein wichtiges Anliegen. Folglich ist das Thema Wald in allen Bereichen des im Jahr 2016 neu eröffneten Wald-Spas zu erleben. Der 3.800 Quadratmeter große Neubau ist eingebettet in die alpine Bergwelt, bei Bau und Einrichtung kamen Hölzer aus hoteleigenen Wäldern und natürliche Materialien zum Einsatz. Die Felsendusche wird aus der eigenen Quelle gespeist, große Panoramafenster machen den Blick frei auf die Berggipfel, selbst Treatments auf einer einsamen Waldlichtung oder am Schilfufer werden angeboten.

Natürlichkeit und Nachhaltigkeit sind Schwerpunkte im Biohotel Eggensberger in Hopfen am See im Allgäu. Im Restaurant wird Biokost serviert, in den Zimmern kann in elektrosmogfreier Umgebung geschlafen werden, bei Wellnessbehandlungen kommt Naturkosmetik zum Einsatz. Mit dem im Sommer neu eröffneten Garten-Spa wird das ökologische Konzept des Hotels weitergeführt: Naturmaterialien wie Lehm, Naturstein, Lärchenschindeln und Altholz schaffen Atmosphäre. Ein spezielles Heiz- und Kühl-System an der Decke sorgt für ein angenehmes Raumklima, andere Aggregate minimieren Wasser- und Energie-Verbrauch.

Reduzieren
Wie im Theater: Die Sauna als schummrig beleuchtete Holzhütte
war gestern. Heute wird sie inszeniert und in die Gegebenheiten
vor Ort eingebettet – wie im Alpenresort Schwarz in Tirol.
Foto: Alpenresort Schwarz

Reduzieren, was nicht mehr gefragt ist

Solch ein Großumbau des Wellnessbereichs ist ein extrem kostspieliges Unterfangen. Hotels, die den großen Wurf scheuen, können auch mit geringeren finanziellen Mitteln ihren Wellnessbereich aufwerten. Bei diesem Raum-Makeover sollte Wert gelegt werden auf ein durchgängiges Ambiente und auf das Reduzieren von Anwendungen und Einrichtungen, die nicht mehr nachgefragt werden.

»Sehr wenig gebucht werden etwa Behandlungen in Kabinen mit Wannen, Packungsliegen oder automatisierte Anwendungen wie Massageliegen mit Programmen, die von alleine ablaufen. Die Gäste wollen behandelt, berührt, bekümmert werden. Deshalb sind Massagen immer noch ein Dauerbrenner«, so Dagmar Rizzato. Die Körperarbeit der Therapeuten und Spa-Mitarbeiter unterstützen neuartige Liegen: Warmer Quarzsand, spezielle wassergefüllte Unterlagen oder Systeme, die mit Schallwellen, Musik und Heilklängen arbeiten, sorgen für Tiefenentspannung und gesundheitlichen Zusatznutzen.

Der Austausch der Möblierung, die Aufwertung des Außenbereichs mit zusätzlichen Liegeflächen, die Installation einer indirekten Beleuchtung und ein kritischer Blick auf die Dekorationen und Amenities sind weitere Möglichkeiten, eine neue Wohlfühlatmosphäre für den Gast zu schaffen. Damit das Ganze nicht zum Sammelsurium gerät, sollte bei allen
Veränderungen der rote Faden, also das, wofür man steht, nicht aus den Augen verloren werden

Die Mitarbeiter sind die Akteure des Wellness-Schauspiels

Die Baulichkeiten, quasi die Hardware, sind jedoch nur das Bühnenbild. Lohnend – vor allem bei nicht so üppigem Finanzrahmen – sind Investitionen in die weichen Faktoren. Oftmals sind ja nicht nur die Räumlichkeiten veraltet, sondern auch der Stil des Hauses, die Ansprache und der Umgang mit den Gästen. »Letztendlich sind es die Mitarbeiter, die das Wellness-Schauspiel für den Gast lebendig werden lassen. Um die muss sich ein Hotelier heute genauso intensiv kümmern«, meint Dagmar Rizzato von Spa Consulting.

Die Mitarbeiter sollten nicht nur fachlich auf der Höhe der Zeit sein. Auch das Verhalten dem Gast gegenüber, die Körpersprache und die Selbstsicherheit müssen trainiert und in konkreten Arbeitsanweisungen festgehalten werden. Doch die Spa-Mitarbeiter müssen mehr können: »Sie tragen die Wellness-Philosophie, das Konzept des Hauses in ihrem Job mit, und zwar aus einer inneren Haltung heraus. Diese wachsen zu lassen, verlangt von den Führungskräften und den Unternehmen auch einen anderen Umgang mit den Beschäftigten.« Mitarbeiterführung und -entwicklung ist für Dagmar Rizzato deshalb ein wesentlicher Teil eines Hotel- oder Wellnesskonzeptes.

Ein Prozess, der länger braucht, sich jedoch lohnt. In Österreich sei man in dieser Beziehung aufgrund der viel größeren Konkurrenz auf dem Wellnessmarkt schon ein Stück weiter. Doch auch in Deutschland sind einige gute Ansätze zu spüren.

Stefanie Salwender
Foto: Treugast Solutions
Group

Wellness-Zahlen im Blick behalten!

Nachgefragt bei Stefanie Salwender, Treugast Solutions Group

HOGAPAGE sprach mit Stefanie Salwender, Associate Director bei Treugast
Solutions Group, einer Unternehmensberatung für die Hospitality-Branche, über Erfolgsrezepte für das Wellness-Geschäft.

Was zeichnet einen erfolgreichen Wellnessbereich in einem Hotel aus?
Erfolgreich ist ein Hotel, wenn es beim Wellnessgast in Erinnerung bleibt. Die Kunst ist, für das eigene Haus ein klares Profil mit einem unverwechselbaren, einzigartigen Angebot zu entwickeln – und dieses mit Leben zu füllen. Dazu gehören authentische, zum Hotel passende Spa-Rituale ebenso wie professionelle und kompetente Mitarbeiter. Doch das Wellnesskonzept hört nicht an der Spa-Rezeption auf. In unseren Auswertungen zeigt sich, dass vor allem Betriebe mit einem ganzheitlichen Wellnesskonzept erfolgreich sind. Das Gesamtkonzept schließt dabei alle Bereiche des Hotels mit ein und reicht bis zur Angebots- und Preisgestaltung. Alles muss eben zur Zielgruppe passen.

Was sind aus betriebswirtschaftlicher Sicht die Dos and Don’ts bei der Spa-Konzeption?
Rein aus dem Wellnessbereich lassen sich oft nur moderate Überschüsse generieren. Das liegt daran, dass die Betriebskosten erheblich sind. Vor allem große Wasserflächen und Saunabereiche sind Aufwandstreiber und verschlingen enorme Summen für Instandhaltung und Energie – gehören aber natürlich dazu. Einnahmen lassen sich primär durch Anwendungen erzielen. Gleichwohl ist es auch nicht ratsam, die Zahl der Anwendungskabinen, mit denen Geld verdient wird, beliebig zu erhöhen. Denn für die Betreuung braucht es qualifizierte Mitarbeiter und eine entsprechende Personalstruktur. Deshalb ist es bei der Flächenplanung wichtig, die Folgekosten im Blick zu behalten, damit diese später im laufenden Betrieb nicht zu einem bösen Erwachen führen.

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