Draußen ist das neue Drinnen
Sitzen reicht nicht. Wer seine Gäste beglücken will, schafft Wohlfühloasen
von Michael EichhammerWer versucht, die Einrichtungs-Trends der Saison in puncto Farben, Muster und Materialien aufzuspüren, findet vor allem eines: Die ernüchternde Erkenntnis, dass es keine pauschalen Farben oder Materialien der Saison gibt – von Kunststoff, Aluminium, Textilien über Plastik und Holz ist alles gefragt und alles geboten. Der Grund: Welche Möbel perfekt zum Ambiente passen, wird von der bestehenden Location mitbestimmt.
Das findet auch Markus Konway, Inhaber und Geschäftsführer der Konway GmbH: »Ein schönes Hotel, in dem viel Edelstahl verbaut wurde, verlangt ja ganz klar nach einer anderen Sitzgruppe als ein rustikales älteres Ambiente«, nennt er ein Beispiel. »Alles in allem müssen die Möbel ansprechend und stimmig sein mit dem Ambiente, was bereits vor Ort ist«, lautet sein Fazit.
Gastronomie gestalten heißt eben mehr, als Möbel in einen Raum zu stellen. Eine durchdachte Einrichtung sollte vielmehr ein Konzept transportieren, Geschichten erzählen und idealerweise Emotionen wecken. Doch zählen neben Design-Gesichtspunkten auch die inneren Werte. »Natürlich gilt es bei Hotel- und Gastro-Möbeln auch, besonderes Augenmerk auf die Qualität und Robustheit zu legen, denn die Branchenmöbel sind im Alltag einer höheren Belastung ausgesetzt als privates Mobiliar«, gibt Einrichtungsexpertin Kirsten Posautz von Go In zu bedenken. »Das gilt insbesondere bei Outdoor-Möbeln, die auch noch der Witterung ausgesetzt sind.« Im Corona-Jahr wohl ein besonders wichtiger Aspekt, denn die Draußen-Saison wird garantiert länger ausfallen als üblich.
Dass Stühle stapelbar und Tische seitenstapelbar sein sollten, ist ein Aspekt. Ebenso sollte man auf wetterfeste und UV-beständige Materialien setzen. Besonders raffiniert: Täuschend echte Nachbildungen von Holz, Rattan und Geflecht aus robusten Materialien strömen die Behaglichkeit der Natur aus, sind aber deutlich besser gegen die Naturgewalten geschützt.
Auch Joachim A. Hagen von objekt-m hat eine klare Meinung zu den Sitzmöbel-Trends. »Wir haben derzeit eine wachsende Formenvielfalt auf dem Markt«, beobachtet der Experte. Den einen Trend gibt es: »Die Experimentierfreude bei der Kombination von Bekanntem, Traditionellem und Modernem ist gestiegen.«
Qualitativ hochwertig, robust und stylish müssen Möbel für den Outdoorbereich sein – wie dieses Ensemble von Go In.
Materialien mit warmer Haptik sind im Trend, hier das Modell Onka von Go In.
Künstliche Sonne
Die kalte Jahreszeit markierte normalerweise die Gästewanderung vom Outdoor-Bereich nach innen. Doch was ist schon normal in den Zeiten der neuen Normalität? In dieser Saison muss man kein Prophet sein, um zu wissen, dass die Transformation von Sonnenanbetern zu Stubenhockern deutlich später einsetzen wird. Das allgegenwärtige Corona-Bewusstsein hat auch in diesem Aspekt unseren Alltag verändert. Draußen an der frischen Luft fühlen sich viele Gäste sicherer, was Hygiene und Abstandsregeln angeht. Die Furcht vor Aerosolen lädt zum längeren Verweilen draußen ein. Frieren sollten die Gäste dennoch nicht. Und sich warme Gedanken machen, hilft nur bedingt ...
Versteckte Bequemlichkeit: Der »W-2020« soll formal an klassische Wirtshaus-Holzstühle erinnern, erweitert die Grundidee aber um eine farbenfrohe Modernisierung. Herzstück sind Sitz und Rückenlehne aus einer Kunststoffschale. Innovativ: Ein unsichtbar integriertes Gelenk sorgt für eine dreidimensionale Beweglichkeit der Sitzfläche und damit für mehr Sitzkomfort.
Nachhaltigkeit aussitzen: Mit der Kollektion »reclaimed« bietet objekt-m nachhaltige Möbel aus recyceltem Holz. Die aufwendige Wiederaufbereitung lässt aus edlem Altholz neuwertige Möbel entstehen.
Das Auge isst, trinkt und sitzt hier mit, doch was neben der Optik der Wohlfühl-Oasen zählt, ist auch die Wohlfühltemperatur. In geschlossenen Räumen ist letztere keine Herausforderung, in der verlängerten Outdoor-Saison allerdings braucht man Ideen, um die fehlenden Sonnenstrahlen zu ergänzen. Kuschelige Decken sollten auf jeden Fall für die Gäste zur Verfügung stehen. »Sitzauflagen wärmen von unten, Lounge-Gruppen mit dicken Polstern haben ebenfalls einen Thermoeffekt«, rät Kirsten Posautz.
Ein weiterer Weg, um die Sommersaison zu verlängern, sind Terrassenheizer. Neben den mit Gas betriebenen Heizstrahlern und Heizpilzen sind Infrarotstrahler eine Alternative. Wo man damit nicht gegen Sicherheitsauflagen verstößt, kann auch offenes Feuer zur Außenbeheizung genutzt werden.
Die Befürworter von Infrarotstrahlern wie Carbonheizern verweisen darauf, dass hier keine sperrigen Propangasflaschen gelagert werden müssen, sondern der Betrieb unkompliziert per herkömmlicher Steckdose gewährleistet ist. Umweltbewusste weisen darauf hin, dass für die Infrarotstrahler zudem keine fossilen Brennstoffe verbraucht werden. »Carbonheizstrahler lassen auch im Herbst und Winter ein Verweilen im Freien ohne schlechtes Gewissen gegenüber der Umwelt zu«, sagt Christoph Hanselle, Prokurist des Unternehmens A.B.C. Worldwide. »Die innovative Technologie mit ihrer Strahlungswärme fühlt sich zudem sehr angenehm an – wie die Wärme von Sonnenstrahlen.«
Stylish ankommen im Holiday Inn Neuss: Neben der Rezeption bietet das Open-Lobby-Konzept neben der eigentlichen Lobby eine Bar, ein Restaurant, einen Lounge-Bereich und Platz zum Arbeiten.
Stehtische, wenn’s besonders kalt wird
Wenn es aufgrund der Temperaturen trotzdem irgendwann im Sitzen unangenehm wird, bieten sich Stehtische an. Keine Sorge, den Gästen kommt das nicht ungemütlich vor: Experten sprechen vom »Weihnachtsmarkt-Effekt«. Alternativ kann man die Tische mit wetterfesten Barhockern ausstatten.
Carbonheizer wie das 1,50 Meter große Modell Helios von A.B.C. Worldwide erzeugen innerhalb kurzer Zeit eine künstliche Sonnenwärme. Ein Strahler wärmt eine Fläche von 12 bis 15 Quadratmetern. Die Leistung (1.480 oder 2.960 Watt) kann bequem per Fernbedienung gewählt werden. Auf Wunsch entscheidet ein eingebauter Bewegungssensor automatisch, wann die Heizung anspringt oder abgeschaltet wird. Mit Rollen ausgestattet, lässt sich der Heizer wie ein Trolley bequem positionieren. Es gibt auch zur Wandmontage oder zur hängenden Montage geeignete Modelle wie den Elektro-Heizstrahler Uranus. Die Betriebskosten des Elektro-Heizers Uranus liegen laut A.B.C. Worldwide bis zu 70 Prozent unter denen von Gasheizstrahlern.
Stoffwechsel!
Ein weiterer Trick, um Wettergott zu spielen und die Outdoor-Saison auf Frühling und Herbst auszudehnen, sind stabile Schirme, Markisen und Windschutzwände. Die Gäste sind natürlich nicht allesamt hartgesotten. Damit die besonders kälteresistenten Frischluft-Fanatiker selbst dann noch freie Platzwahl haben, wenn die anderen Gäste schon längst nach innen drängen, sollte man zumindest eine Reihe mit Außenmöblierung stehen lassen.
Der Raum draußen schafft zusätzliche Plätze und steht so für mehr Umsatz. »Die aktuelle Entwicklung der Corona-Pandemie hat diesen Trend nochmals deutlich verstärkt. Plätze an der
frischen Luft, aber dennoch geschützt, sind gefragter denn je«, so Jan Kattenbeck, Leitung team:project bei markilux. »Großflächige Beschattungen wie z.B. die markilux pergola (siehe Titelbild) oder das markilux markant bieten nicht nur ein schattiges Plätzchen bei Sonne und Wärme, sondern schaffen Räume im Freien«, so der Experte. Seine Prognose: »Das bietet für die Außengastronomie einen enormen Zusatzgewinn und sorgt nach einem schwierigen Jahr unter Corona-Bedingungen für mehr Umsatzpotenzial.«
Die neue Indoor-Behaglichkeit
»Home away from home« – das Hotel und die Gastronomie sollen sich vertraut anfühlen und Geborgenheit spenden. Kuschelige Wohlfühlatmosphäre fand früher erst im Lounge-Bereich, im Restaurant und im Outdoor-Bereich statt. Heute beginnt der heimelige Charme bereits in der Lobby. Das Open-Lobby-Konzept erweitert die nüchterne Funktionalität des Entrées und peppt die Sachlichkeit auf, damit ein sinnlicher Erlebnisraum entsteht. Die Open Lobby ist viel mehr als die klassische Eingangshalle, sie bietet Platz für Meetings, Essen, Drinks, Chillen. Beispiel Holiday Inn Neuss: Neben der Rezeption bietet das Open-Lobby-Konzept neben der eigentlichen Lobby eine Bar, ein Restaurant, einen Lounge-Bereich und Platz zum Arbeiten. Ausgerichtet als Businesshotel, sollen sich Geschäftsreisende »in einer kreativen, freundlichen Umgebung inspirieren lassen und sich locker mit anderen Reisenden austauschen, aber auch an ihren Laptops und Tablets arbeiten«, so Christoph Hanselle, Prokurist bei A.B.C. Worldwide. »Der Restaurant-Bereich geht fließend in die Bar über. Erst ein Drink an der Bar, dann zum Essen an den Tisch – komfortabler kann es für Gäste nicht sein«, sagt Hanselle.
Einen Stil-Mix mit hohem Hingucker-Faktor stellt der Look »Pacific Diner« (Go In) dar. Die Kombination aus American Diner und Japanese Restaurant wagt einen interessanten optischen Culture Clash. Auf Wunsch gibt es dazu Deko mit augenzwinkerndem Humor wie die winkende asiatische Katze.
Seit ungefähr einem Jahr wieder »in« sind Modelle mit Siebziger-
Jahre-Charme wie das Modell Cizero, zu haben bei objekt-m.
Probier´s mal mit Gemütlichkeit: Bequem schon auf den ersten Blick – den Sitzkomfort, den die weichen Formen versprechen, hält die ergonomische Polsterung des Sessels Annika von Konway.