Bye-bye Nasszelle – hello Private-Spa!
Was Restaurant- und Hotelgäste heute von Sanitärräumen erwarten und wie Gastronomen und Hoteliers diese Wünsche umsetzen können
von Eva SchiwarthBad, Dusche und WC sind inzwischen die wichtigsten Entscheidungskriterien für die Wahl eines bestimmten Hotels und rangieren damit weit vor der Zimmergröße oder der Qualität des Frühstücksangebotes. »Grundsätzlich hat sich die Rolle des Bades stark gewandelt – im privaten Bereich ebenso wie im Hotelgewerbe. Genau wie in den eigenen vier Wänden legen Gäste in den Bädern ihrer Zimmer und Suiten großen Wert auf Komfort und Design. Schließlich sind Hotels in gewisser Weise ein Zuhause auf Zeit, da möchte man sich natürlich so wohl wie möglich fühlen«, umreißt Andrea Bußmann, beim Hersteller Grohe verantwortlich für die Märkte Deutschland, Österreich und Schweiz, die Ansprüche der Gäste.
Mehr Luxus, mehr Komfort, perfekte Sauberkeit
Mehr noch: Ein Gast, der viel Geld für eine Hotelübernachtung ausgibt, der erwartet vom Sanitärbereich das gewisse Etwas: eine luxuriöse Austattung, neue Designideen, edle Materialien, besseren Komfort und ein Rundum-Wohlfühlambiente.
Und sauber muss das Ganze auch noch sein. Denn schließlich sind Bad und WC die sensibelsten Orte, an denen sich Restaurantbesucher und Hotelgäste aufhalten. Wie es dort aussieht, daran wird das Hotel oder Restaurant gemessen – und verliert unter Umständen Gäste, wenn Sauberkeit und Hygiene nicht stimmen. Das Bad im Hotel und die Restauranttoilette werden so zu Verkaufsargumenten und Wettbewerbsfaktoren.
Schick, nachhaltig und praktisch – das Hotelbad 2016
Ein Hotelbad wird durchschnittlich alle zehn bis 15 Jahre erneuert. Für Hoteliers und Gastronomen steht bei der Renovierung der Nasszellen der Faktor Nachhaltigkeit ganz oben auf der Liste der Wünsche. »Für die Betreiber ist es unerlässlich, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, mit denen sich Wasser und Energie sparen lassen. Dabei geht es nicht nur um den finanziellen Aspekt, sondern auch um die Verantwortung der Umwelt und den Menschen gegenüber«, meint Andrea Bußmann.
Nachhaltigkeit heißt für die Unternehmen nicht nur Wirtschaftlichkeit, sondern auch Langlebigkeit. Denn im Gegensatz zu privaten Bädern sind Armaturen, Brausen und WCs in Hotels und Gastronomie einer deutlich höheren Beanspruchung ausgesetzt. In stark frequentierten Sanitärbereichen fließt ständig irgendwo Wasser. Oberflächen müssen nicht nur schick sein, sondern Reinigungsmitteln, einer abgelegten Zigarettenkippe oder einer umgekippten Nagellackentfernerflasche standhalten – und auch nach Jahren noch schön aussehen.
Das Bad ist Teil des Zimmers
Kein leichtes Unterfangen, all diese Bedürfnisse bei der Neugestaltung unterzubringen. Denn das Hotelbad ist im Schnitt gerade einmal zwischen drei und sechs Quadratmeter groß. Bei vielen Neubau- und Sanierungsprojekten gehen Planer heute dazu über, die traditionelle Unterteilung aufzulösen und das Bad als Teil des Hotelzimmers zu sehen. Das schafft mehr Platz und löst nebenbei auch das Problem des fehlenden Tageslichtes beim Waschen, Schminken und Frisieren. Da jedoch eine Dusche oder eine Badewanne im Zimmer nicht jedermanns Geschmack ist, sorgen mittlerweile oft Jalousien, mattierte Glaswände oder Schiebetüren für Trennung und Privatsphäre. Je nach Tageszeit oder Nutzung kann das Hotelbad so größer oder kleiner gemacht werden. Bei dieser Lösung befindet sich das WC (inklusive Bidet) meist in einem separaten, abgeschlossenen Raum.
Ohne Spülrand ist praktischer
Während sich die Hotelbranche für das offene Bad recht gut erwärmen kann, werden andere Neuerungen zögerlicher angenommen. So setzen private Bauherren mittlerweile zum Großteil auf spülrandlose WCs, im Objektbereich dagegen werden größtenteils noch WCs mit Spülrand eingebaut – auch aus Kostengründen. Für Anne Dörte Schmidt, bei Geberit für die Marke Keramag verantwortlich, ist das jedoch zu kurzfristig gedacht: »Beim Putzen von hoch frequentierten Sanitäranlagen erweisen sich Rückstände und Verschmutzungen am Spülrand oft als besonders hartnäckig. Der Aufwand für die Reinigungskräfte ist daher vielfach hoch. Spülrandlose WCs hingegen lassen sich schneller und gründlicher reinigen. Dadurch sinken die Kosten für die Reinigung und den Unterhalt von Toiletten.«
Mehr sauber geht kaum
Eine andere Neuerung scheint hierzulande unter Hoteliers und Gastronomen langsam Anhänger zu finden: das Dusch-WC. Im asiatischen Raum gehört es fast schon zum Standard höherklassifizierter Hotels. Ein Dusch-WC wartet mit mehr Funktionen als eine normale Toilette auf: Es reinigt den Po sanft mit einem warmen, individuell einstellbaren Wasserstrahl, anschließend wird er mit warmer Luft getrocknet. Der sitzende Gast kann das Reinigungsritual bequem mittels Fernbedienung oder Touchscreen steuern.
Wunderwerke der Toilettentechnik
Die kleinen Wunderwerke der Toilettentechnik fügen sich mittlerweile auch gestalterisch in die Badatmosphäre ein. Sie sind elegant und optisch von einer herkömmlichen WC-Schüssel kaum noch zu unterscheiden. Antibakterielle und schmutzabweisende Oberflächen sorgen für perfekte Hygiene, ein selbstständig schließender Deckel für Extrakomfort – und ein sanft leuchtendes Licht weist dem Gast auch in der Nacht den Weg zum Örtchen.
Im Restaurant »Hase und Igel« in den Düsseldorfer Schwanenhöfen sind solche Dusch-WCs schon Realität. Die Homebase von Punkrock-Fan Stefan Marquard überzeugt nicht nur mit ausgefallenen Gerichten in unverwechselbarer Atmosphäre, sondern auch mit besonderen Sanitärräumen. »Die Toilette entscheidet, ob ich ein Restaurant wieder besuche oder nicht«, begründet TV-Koch Marquard die Wahl der Hightech-Sitzgelegenheiten auf dem stillen Örtchen.
Zukunftsmusik: das Hotelbad von morgen
In einer Studie der Hersteller Grohe und Villeroy & Boch zur Zukunft des Bades (Studie »Das Bad 2034 – Mittelpunkt neuer Wohn- und Lebenswelten«) entstanden vier futuristische Badszenarien. Eines der Modelle ist besonders für Hotelbäder spannend: das Multi-ID-Bad.
Dank moderner Technologie passen sich sämtliche Elemente den bevorzugten Einstellungen eines Nutzers an, sobald er das Bad betritt. Das reicht von Raumtemperatur, Musik und farbiger Beleuchtung über die Höhe von Waschtisch und WC bis zu den bevorzugten Oberflächen wie Holz, Stein oder Fliesen, die realitätsnah auf Flächen projiziert werden.
So hat jeder Gast seine individuellen Badeinstellungen überall vor Ort und kann sich auch außerhalb der eigenen vier Wände vollkommen heimisch und vertraut fühlen. Möglich würde dies aufgrund Cloud-basierter Technologien und dank der Fähigkeit von Produkten, bestimmte Merkmale zu speichern. Ein Anfang ist bereits gemacht: Produkte mit digitaler Technologie gibt es bereits.