Baden in Wellness und Luxus
von Eva SchiwarthEin Blick in das Hotelbad verrät, ob es der Hotelier ernst meint mit seiner Gastgeberrolle. Dass Dusche, Waschbecken, Spiegel glänzen, das WC pieksauber ist, sollte selbstverständlich sein. Doch Hygiene ist nicht alles. Nicht selten sind Duschbad und Waschlotion lieblos platziert, die Spender leer, schlecht gereinigt oder mit nassen Händen kaum zu betätigen. Die Produkte riechen eher chemisch statt verführerisch, die Pflegeeigenschaften lassen zu wünschen übrig. Kann man sich als Gast da wohlfühlen? Wohl eher nicht.
»Ich bemerke den Unterschied zwischen einem Hotelbad, in dem nur preiswerte Give-aways angeboten werden, weil es eben die Sterneklassifizierung so verlangt und einem Hotel, das sich Mühe gibt, und dem Gast bei der täglichen Pflege eine angenehme Atmosphäre bereiten möchte«, meint Astrid Schneider von ASC Hotelkosmetik. »Hotels bekommen heute bereits für wenige Cent mehr Produkte mit sehr guten Inhaltsstoffen, die nicht austrocknen und angenehm duften«. Inzwischen legen glücklicherweise mehr und mehr Hoteliers Wert auf qualitative Kosmetika, eine hohe Produktsicherheit und ein stressfreies Handling für Gast und Housekeeping. Entsprechende Serien, Guest Amenities und Zubehör gibt es in allen Preisklassen – vom günstigen Segment bis in den Luxusbereich.
Nachhaltig und natürlich
Nachhaltigkeit und Natürlichkeit sind die großen Megatrends der letzten Jahre – und sie machen vor der Kosmetikbranche nicht Halt. Hotels können sich hier ganz hervorragend positionieren. »Naturkosmetik ist heute in Hotels keine Nische mehr. Die Menschen nutzen die Produkte daheim und erwarten sie ebenso unterwegs. Das betrifft auch ganz normale Häuser und nicht nur die, die einen speziellen Bio- oder Lifestyle-Ansatz verfolgen«, meint Jörg von Kruse, Geschäftsführer von i+m Naturkosmetik Berlin. Das Unternehmen gehört zu den Pionieren der Biokosmetik in Deutschland, produziert seit 1978 für den Endverbraucherbereich und hat vor zwei Jahren eine eigene Hotellinie auf den Markt gebracht – mit wachsendem Erfolg.
Tatsächlich ist Naturkosmetik heute viel weiter als vor über 30 Jahren, die Produkte stehen in Duft, Konsistenz und den Pflegeeigenschaften der herkömmlichen Kosmetik in keiner Weise nach. Die Produktion mit Vakuummischern und natürliche Inhaltsstoffe, die zugleich konservierende, stabilisierende und pflegende Wirkung haben, sorgen dafür, dass die Haltbarkeit von Naturkosmetik heute kein Thema mehr ist.
Goodbye Abfall und Folie
Wer nachhaltig arbeiten will, kommt am Thema Abfall und Verpackung nicht vorbei. So verschwinden Folientüten um Seifen und Gästeartikel wie Zahnbürste, Kamm und Wattestäbchen nach und nach aus dem Hotelbad und machen Platz für recyclingfähige Umverpackungen aus Kartonage und Papier. Mini-Portionen für Duschbad und Lotion im Gästebad produzieren Jahr für Jahr jede Menge Müll, der nicht verbrauchte Inhalt wandert mit in die Tonne – und summiert sich zu einer immensen Verschwendung.
Deshalb kommen die kleine Tübchen und Flakons langsam aus der Mode – fast alle Kosmetikprodukte für Hotels gibt es inzwischen auch in Spenderlösungen. »Im Vergleich zu Einzelportionen wird bei deren Produktion rund 40 Prozent weniger Material benötigt. Die Spender sind leicht zu reinigen, zu 100 Prozent hygienisch und von der Hausdame innerhalb von Sekunden ausgetauscht«, zählt Kirsten Hesse von ADA die Vorteile auf. Selbst im Premiumsegment finden Spender im Hotelbad zunehmend Akzeptanz, wie auch Jörg von Kruse bestätigt: »Im The Mandala in Berlin hatte man zunächst Bedenken, dass unsere Spender nicht luxuriös genug sein könnten. Doch das positive Feedback der Gäste hat letztendlich überzeugt.«
Mein Hotel – meine Kosmetiklinie
Abheben können sich Hotels auch mit individuellen Kosmetikangeboten. Diese reichen vom Branding mit dem eigenen Hotel-Logo auf den Kosmetikflaschen bis hin zur eigens für das Hotel entwickelten Produktserie. »Die Nachfrage nach solchen Lösungen hat in der Tat zugenommen. Meist sind es 4- bis 5-Sterne-Häuser, die zu diesen personalisierten Lösungen greifen, mittlerweile aber auch schon 3-Sterne-Hotels«, so Kirsten Hesse. Der Grund: Der Konkurrenzdruck steigt, die Hotels wollen sich vom Wettbewerb absetzen und ihr eigenes Profil unterstreichen.
Kleine Extras für das Wohlfühlgefühl
Was in einem Hotelbad vorrätig sein muss, das ist zumindest bei sterneklassifizierten Häusern vorgeschrieben: Neben den Basics sind zusätzliche Kosmetikartikel wie ein Schaumbad, Duschhaube, Wattestäbchen oder andere Helferlein für das tägliche Pflegeprogramm erst in Vier-Sterne-Häusern obligatorisch.
Der Kriterienkatalog ist jedoch kein starres Korsett, niemand verbietet einem Hotel, seine Gäste zu überraschen. »VIP-Sets mit ausgewählten Pflegeprodukten sind zum Beispiel für spezielle Übernachtungen von Hochzeitspaaren oder für Weekendspecials geeignet«, meint Astrid Schneider, deren Hotelkunden sogar Kondome ordern. Geschäftsreisende freuen sich über Schlafmaske oder ein Einschlaftuch mit entspannenden Düften auf dem Kopfkissen, weibliche Gäste über ein Lady-Pack mit Monatshygiene-Artikeln oder ein Vanity-Set mit Haarband, Nagelfeile und Abschminkpads. Ein Fußpflege-Set mit erfrischender Fußcreme passt prima ins Bad eines Wanderhotels. Und wenn sich Gäste mit kleinen Kindern ankündigen, stellt der Roomservice nicht nur das Zustellbett auf, sondern platziert auch noch Kinderduschbad, einen bunten Waschlappen plus Badeente im Gästebad.
Mit diesen charmanten Kleinigkeiten – perfekt abgestimmt auf das Publikum – signalisiert das Hotel: »Lieber Gast, wir möchten, dass dein Aufenthalt erholsam wird und du dich bei uns wohlfühlst.« Und diese Gesten wissen Hotelgäste sehr wohl zu schätzen und erzählen es weiter.
Luxus oder Basic in der Wellness-Abteilung?
Nachgefragt bei: Michael Altewischer, Geschäftsführer der Wellness-Hotels & Resorts GmbH
Was raten Sie Hoteliers, die das Kosmetiksortiment im Wellness-Bereich neu bestücken möchten?
Wellness-Behandlungen und die hierbei eingesetzten Kosmetika sollten immer zum Gesamtkonzept des Hauses passen. Dabei stellen sich für den Hotelier zunächst folgende Fragen: Wer ist meine Zielgruppe, welche Wünsche hat diese während ihres Wellnessurlaubs, und welche Kosmetiklinie kann die geforderten Ansprüche erfüllen? Generell gilt jedoch, dass für die Gäste viel mehr die besondere Atmosphäre im Wellness-Bereich sowie der qualifizierte Service als die Kosmetikmarke an sich im Vordergrund stehen. Diese folgt erst an nachgeordneter Stelle.
Was macht einen guten Lieferanten aus?
Wir empfehlen den bei uns zusammengeschlossenen Häusern, maximal mit zwei Kosmetiklinien zu arbeiten, die sich im Idealfall ergänzen und dabei die Vorstellungen von jungen und älteren Gästen abdecken – bei Düften, Farben und den verschiedensten Anwendungen. Ein Hauptlieferant deckt im Idealfall eine gute Palette dieser Wünsche ab und bietet dazu attraktive Konditionen. Durch größere Bestellmengen gewähren Lieferanten zum Beispiel Kick-backs in Form von Rabatten und geben zusätzlich produktbezogene Give-aways oder besondere Serviceleistungen obendrauf. Die Reduzierung macht den Einkauf effektiver, das Lager übersichtlicher. Auch beim Gast kommt das »Keep-it-simple«-Prinzip gut an: Er steht nicht vor einem Gemischtwarenladen, sondern kann zusammen mit der Spa-Mitarbeiterin ganz einfache Entscheidungen für sein Wohlbefinden treffen.
Sind Luxusmarken ein Must-have im Wellness-Bereich?
Für die Kosmetik gilt das Gleiche wie für erlesene Weine, die auf der Weinkarte stehen: Die High-End-Kosmetik muss sich refinanzieren, der Gast muss die teuren Produkte auch wirklich wollen und kaufen. Ein Spa kann Behandlungen nur bis zu einem bestimmten Preis anbieten, der durchschnittlich bei 80 bis 100 Euro pro Stunde liegt. Kaviar-Extrakt ist dafür nicht zu haben. Bedenken sollte man zudem: Kosmetik ist heute zwar lange, aber nicht ewig haltbar. Wenn ein Produkt, bei dem 50 Zentiliter 800 Euro kosten, das Verfallsdatum überschreitet, muss es weggeworfen werden. Das tut dann richtig weh.
Welche Wellnessprodukte und Anwendungen sind momentan besonders gefragt?
Den Gästen ist wichtig, dass sie sich entspannen können und ihnen etwas Gutes getan wird. Die Klassiker sind nach wie vor verschiedenste Massagen und Kosmetikbehandlungen von Gesicht und Dekolleté. Damit wird im Wellnessbereich der meiste Umsatz generiert, beim Einkauf sollte deshalb der Schwerpunkt auch auf den Produkten für diese Anwendungen liegen.
Sogenannte Signature Treatments – also speziell für das Hotel entwickelte Anwendungen – sind zwar nicht zwingend Umsatzbringer, können aber eine zum Haus passende »Geschichte« erlebbar machen. Die Treatments vereinen ein Erlebnis mit regionalem Bezug, die Gäste erhalten beispielsweise am Ende der Anwendung ein Leinensäckchen mit Allgäuer Wiesenkräutern und haben zu Hause eine duftende Urlaubserinnerung. Wenn diese Signature Treatments gut gemacht, gut vermarktet und in das Gesamtkonzept des Hotels passen, können sie beim Gast den entscheidenden Unterschied für die nächste Auszeit ausmachen.
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.