Außen hui, innen auch
Wohlfühloasen für draußen und drinnen
von Natalie ZiebolzWohlfühloasen sind Orte, die eine Auszeit vom Alltag versprechen. Die meisten Hotels bieten heute eine Vielzahl kleiner, gemütlicher Rückzugsorte im Innen- und Außenbereich an. Eines darf im »Corona-Sommer« 2021 dabei nicht vergessen werden: Schon im vergangenen Jahr haben Gastronomen die Erfahrung gemacht, dass sich viele Menschen in geschlossenen Räumen einfach nicht sicher fühlten. Es lohnt sich also, im Outdoor-Bereich aufzurüsten.
Laut Christoph Hanselle, Prokurist bei A.B.C. Worldwide, hat die Pandemie bereits die Möbelwahl beeinflusst: »Möbel für den Außenbereich sind nun besonders beliebt, wenn sie gut zu reinigen sind«, erklärt er. »Pflegeleichte Möbel aus Polypropylen, häufig in Kombination mit einem Aluminiumgestell, sind gefragt.« Polypropylen ist nicht nur leicht zu reinigen, sondern auch hoch belastbar und dazu wärme-, kälte- und witterungsbeständig. Bei UV-Strahlung bleicht das Material nicht aus. So ist garantiert, dass die Außenmöblierung auch nach langer Nutzungszeit noch schön anzusehen und gefahrlos zu nutzen ist. Ein weiterer Vorteil: Durch ihr geringes Gewicht lassen sich die entsprechenden Möbel einfach tragen, ohne dass das Personal übermäßig belastet wird.
Farblich dominieren derzeit auch im Außenbereich Naturtöne. Ein Gegenpol dazu sind ausdrucksstarke, fröhliche Farben wie Rot und Pink. Aber auch gedeckte, ruhige Töne von Taubenblau bis Meeresgrün sind 2021 gefragt.
Bei Wind und Wetter, Tag und Nacht
Da sich das Wetter in Deutschland erfahrungsgemäß sehr launenhaft zeigt, lohnt es sich, beim Möbeleinkauf auch auf meteorologische Aspekte zu achten: Wer den Außenbereich nicht nur während der Freiluftsaison, bei Sonnenschein und 25 Grad Celsius, sondern das ganze Jahr nutzen möchte, braucht dazu nämlich die entsprechende Ausstattung. Große Markisen sind vielfach Sonnen- und Wetterschutz zugleich: »Damit die Gäste im Trockenen sitzen, kommen wasserdichte und schwer entflammbare, pflegeleichte Gewebe zum Einsatz«, erklärt Jan Kattenbeck, Leiter von »team : project«.
Durch Ein- oder Mehrfeldanlagen kann dabei flexibel ein Teil oder die gesamte Terrasse überdacht werden. Kombiniert mit Vertikal- oder Seitenmarkisen, ist nicht nur gewährleistet, dass Gäste vor unerwünschten Blicken geschützt sind, sondern auch Wind und seitlich einfallender Regen wird abgehalten. Wird die Markise gerade nicht benötigt, verschwindet sie unter einem Dach oder einer Blende und ist so selbst vor Regen und Schmutz geschützt.
Auch Lamellendächer halten sowohl Sonnenlicht als auch Wind und Regen ab. Per Funksteuerung lassen sich die unterschiedlichen Reihen nach Wunsch ausrichten beziehungsweise ein- und ausfahren. Durch ihre hohe Traglast im Vergleich zu Markisen – 50 Kilogramm pro Quadratmeter bei Warema – können Lamellendächer auch bei Schnee genutzt werden.
Wer flexiblere Beschattungsmöglichkeiten bevorzugt – oder eine Ergänzung zum Lamellendach und der Markise sucht –, greift zu Sonnenschirmen. Durch eine breite Auswahl an Stoffen und Farben sind diese kein bloßes Beistellwerk mehr, sondern runden das Gesamtbild ab. Auch die Größe und Form des Schirms sollte zum Ambiente passen. Frei schwebende Modelle wirken dabei nicht nur leichter, sondern bieten genug Platz, um Tische, Stühle oder Liegen flexibel und der Situation angepasst zu positionieren. Besonders praktisch: Schirme mit Teleskopmechanik, die über dem Tisch schließen, sodass die Gäste beim Öffnen und Schließen sitzen bleiben können.
Für ein schönes Akzentlicht am Abend sind einige Beschattungsmöglichkeiten, etwa von Markilux, mit LEDs versehen. Wärmestrahler tragen hingegen an kühleren Tagen oder nachts zu einer gemütlichen Atmosphäre bei. Die einzelnen Elemente sind dabei einfach per Funksteuerung zu bedienen.
Mobile Showrooms
Sich die neue Einrichtung im eigenen Betrieb vorzustellen, ist jedoch nicht immer ganz einfach. Messen und Showrooms sind Pandemie-bedingt ebenfalls Fehlanzeige. Eine clevere Lösung für Kunden, die dennoch nicht die »Katze im Sack« kaufen möchten, hat Möbel-Anbieter Exito im Repertoire: Mit einem mobilen Showroom bringt er die Produkte kurzerhand zum Kunden, wo dieser sie unverbindlich und kostenfrei testen beziehungsweise Probe sitzen bzw. liegen kann. »Unsere Road-Show ist unser bekanntestes Highlight, denn wir waren möglicherweise anno dazumal eine der ersten Firmen, die diesen Service angeboten hat«, erklärt Inhaber Rudolf Schreder.
Ob stabile Gastrostühle oder Barhocker, gemütliche Sitzbänke oder moderne Sitz-Sets, Biergartenmöbel oder Terrassenmöbel aus unterschiedlichen Materialien – der Showroom auf Rädern bietet Unternehmern die Möglichkeit, sich vor Ort einen Eindruck von verschiedenen Einrichtungsgegenständen zu machen. So lässt sich gegebenenfalls auch das Zusammenspiel von alten und neuen Möbeln ausprobieren.
Die »pergola stretch« von Markilux schafft mit Wärmestrahlern und LED-Lines einen Gastraum im Freien.
Die ausladende Form der Sessel Exkludor von objekt-m, in beruhigendem Blau, lässt ein Gefühl von Behaglichkeit aufkommen.
Schon auf den ersten Blick bequem: Die weichen Formen des Sessels Leon von Konway versprechen nicht nur Sitzkomfort, sondern bieten ihn dank vollumpolstertem Korpus. Der Bezug kann an die individuellen Bedürfnisse angepasst werden.
Der Mix macht’s
Auch wenn in Pandemie-Zeiten der Gast meist in die Außengastronomie drängt – die inneren Einrichtungswerte müssen natürlich ebenso stimmen. Dabei gibt es zu bedenken: Obwohl ein Hotel ein öffentlicher Ort ist, an dem sich viele Menschen gegenseitig über den Weg laufen, verlangen die Gäste gerade heute nach Refugien, in denen sie sich
außerhalb ihres Zimmers mit anderen Gästen treffen und dabei auch Privatsphäre genießen können. »Das muss kein Extrazimmer sein, denn Möbel können so gestellt werden, dass sich Sitzgruppen bilden. Vollpolsterbänke lassen sich so um einen Tisch anordnen, dass von oben betrachtet eine Nische in Form eines offenen Rechtecks entsteht«, erklärt Joachim Hagen von objekt-m.
»Ich finde es am wichtigsten, dass ein Betrieb einen ›roten Faden‹, also ein Designthema hat, das ein nahtloses Wohlfühlgefühl vermittelt, trotz unterschiedlicher Gestaltung einzelner Bereiche«, so Peter Joehnk, Geschäftsführer von JOI-Design. Unerlässlich seien jedoch lässige und großzügige Polstermöbel. Sein Tipp: Mit einem Mix aus unterschiedlichen Sitzmöbeltypen – Sofas, Bänken, Holzstühlen, Polsterstühlen oder Sitzwürfeln – wirkt die Einrichtung modern und unkompliziert – dem Zeitgeist entsprechend. Weiche Rundungen signalisieren dabei Behaglichkeit, ebenso wie geschwungene Außenkonturen bei Rücken- und Armlehne. Kombiniert mit verschiedenen runden und quadratischen Tischen werden die einzelnen Bereiche noch mal optisch voneinander abgesetzt. Im Bar- oder Restaurantbereich bieten sich halbhohe und hohe Tische mit Hockern und Barhockern an, sodass auch die Sitzhöhen variieren.
»Bei der Materialität geht es um archaische Materialien, die ganz tief in unserem Gehirn als vertraut, ehrlich und natürlich abgespeichert sind«, ergänzt Joehnk. »Eine Wohlfühloase schreit nach kuscheligen, weichen Materialien in gedeckten, cremigen Farben, matten Natursteinen und warmem Holz.« Highlights in leuchtenden Farben dienen als Blickfang. Interessante Kontraste ergeben sich jedoch auch durch einen Mix aus harten und weichen beziehungsweise warmen und kühlen Materialien. So lassen sich etwa samtige Bezugsstoffe mit glattem Kunstleder in Antik-Optik kombinieren oder Tische nutzen, deren Massivholztischplatten auf dunklen Untergestellen aus Stahl sitzen.