Zusammen stark!
Der Bundesverband der Systemgastronomie – immer im Einsatz für die Branche …
von Daniela MüllerWas dem Einzelnen nicht möglich ist, das schaffen viele.« Treffender als dieses Zitat des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen lässt sich kaum beschreiben, was den Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) für seine Mitglieder so besonders und unverzichtbar macht: Er bündelt und vertritt unermüdlich die Interessen seiner rund 830 Mitglieder, er ist ihr stimmgewaltiges Sprachrohr, das dafür sorgt, dass deren Forderungen von der Politik überhaupt wahrgenommen, verstanden und berücksichtigt werden.
Stefan Bender, Geschäftsführer S.B.C. Strategic Business Group
»Gerade in der Corona-Krise hat es sich gezeigt, wie wichtig es ist, auf ein gut funktionierendes Netzwerk zurückgreifen zu können. Es hat uns bei Turbo-Clean sehr gefreut, dass der BdS so schnell reagiert hat und sofort alle wichtigen Informationen, Hinweise, sowie Angebote aus dem Netzwerk des BdS gesammelt und übersichtlich auf seiner Website zur Verfügung gestellt hat.«
Neben der Lobbyarbeit setzt sich der BdS mit großem Erfolg für die Gestaltung der Zukunft der Systemgastronomie ein: Unermüdliches Engagement für eine bessere Ausbildung der Nachwuchskräfte und eine Verbesserung des Branchenimages stehen täglich auf der Agenda des Präsidiums und der Mitarbeiter in der Münchener Geschäftsstelle. Zudem können sich die Mitglieds-Systeme auch in Tariffragen ganz auf ihren Verband verlassen. »Ohne unsere Gemeinschaft müssten die einzelnen Systeme unter Umständen eigene Haustarifverträge aushandeln, was in der Regel nicht selten mit Streiks einhergeht. Wer bei uns Mitglied ist, kann sich hier ganz auf uns verlassen. Wir agieren als Verhandlungsführer und halten Arbeitskämpfe aus den Betrieben fern«, erklärt BdS-Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante.
Kurzarbeitsregelung im Eiltempo
Das Jahr 2020 stand so zunächst auch ganz im Zeichen der Tarifverhandlungen
(siehe Interview mit Andrea Belegante). Nach drei harten Verhandlungsrunden mit dem Sozialpartner NGG (Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten) gelang im freiwilligen Schlichtungsverfahren am 3. März schließlich der Durchbruch: Unter Leitung von Schlichter Dr. Harald Wanhöfer (Präsident des Landesarbeitsgerichts München) konnten sich beide Verhandlungsparteien auf einen neuen Entgelttarifvertrag mit einer Laufzeit bis zum 30.06.2024 einigen.
Anton Beer, seit 1991 Franchisenehmer der McDonald’s Deutschland LLC
»Seit Beginn meiner Tätigkeit als Franchisenehmer begleitet mich die Mitgliedschaft im BdS. Das hochkompetente Team um die Hauptgeschäftsführerin war immer schnell und sicher bei allen Fragen zur Stelle und half mir sachlich fundiert und praxisnah weiter. Speziell seit Beginn der Corona-Krise bestätigte sich dessen hohe Kompetenz, kombiniert mit politischem Gespür und zielgerichtetem Taktgefühl in der strategischen Vorgehensweise gegenüber Verantwortlichen in Ämtern und den Regierungen. Die superschnelle KuG-Regelung mit der Gewerkschaft auf der einen Seite, der konzentrierte politische Druck im Hinblick auf die Mehrwertsteuer-Regelung auf der anderen Seite zeigen, dass der Verband auch von außen gehört wird und Schlagkraft besitzt. Die internen Informationen im Mitgliederbereich der Homepage stellen eine höchst wertvolle Unterstützung dar, zumal sie, wie in der Corona-Hochphase, bei Bedarf stündlich aktualisiert werden. So bin ich stolz und dankbar, als Mitglied Teil des BdS zu sein.«
Eigentlich ein Grund zur Freude – hätte nicht Anfang März das Corona-Virus bereits seine dunklen Schatten vorausgeworfen. Was es in der Branche anrichten würde, war zu diesem Zeitpunkt jedoch noch unvorstellbar. Ebenso, dass sich die Sozialpartner nur zwei Wochen später schon wieder in Verhandlungen begeben würden, um sich auf eine schnelle und pragmatische Umsetzung einer freiwilligen Vereinbarung der Tarifpartner zur Einführung von Kurzarbeit sowie zur Aufstockung des Kurzarbeitergelds auf 90 Prozent zu einigen. Dadurch wurde einerseits den Unternehmen ermöglicht, vom Instrument der Kurzarbeit branchenweit Gebrauch zu machen und damit ihre Mitarbeiter zu halten. Für die über 120.000 Beschäftigten der Branche war die gefundene Regelung andererseits ein wichtiges Zeichen der Wertschätzung und ein positives Signal, dass ihre Arbeitsplätze gesichert werden.
Krisenmanagement fast rund um die Uhr
Das Thema Kurzarbeit beschäftigte die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle gerade in der Anfangszeit der Krise sehr, denn das Team musste sich selbst erst einarbeiten und alle arbeitsrechtlichen Punkte klären, schließlich hatte es Kurzarbeit in der Systemgastronomie niemals zuvor gegeben. Auch Fragen zu möglichen anderen finanziellen Zuschüssen, Hilfskrediten und Entschädigungen landeten zuhauf auf den BdS-Schreibtischen und wurden fleißig beantwortet. »Wir haben wirklich auf Hochtouren gearbeitet und waren so viel wie möglich für unsere Mitglieder da. Das ging uns manchmal nahe, denn wir hatten einige verzweifelte Franchisenehmer, die zeitweise einfach nicht mehr weiter wussten«, berichtet Andrea Belegante.
Jörg Gilcher, Head of Germany, Five Guys
»Für uns wurde mit dem Abschluss des neuen Entgelttarifvertrages ein gutes Ergebnis erzielt. Die Einigung beider Seiten war und ist wichtig, um Sicherheit und Klarheit zu schaffen. Die lange Laufzeit des ETV zeigt die kooperative und langfristige Partnerschaft beider Seiten. Die klare Abgrenzung zum Mindestlohn wird sich positiv auf das Image unserer Branche und auch auf Five Guys als Arbeitgeber auswirken. Wir haben unsere Mitarbeiter mittels interner Bonus- und Entwicklungsprogramme ohnehin schon übertariflich vergütet und legen großen Wert auf eine faire und leistungsgerechte Vergütung.«
Neben der Rechtsberatung stand selbstverständlich viel Lobbyarbeit auf dem Programm: So machte sich der Verband beispielsweise stark für eine auf fünf Jahre befristete Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, die es den Mitgliedern erleichtern sollte, ihre Hilfskredite zurückzubezahlen. »Von den geforderten fünf Jahren haben wir jetzt erst einmal eines bekommen. Natürlich hoffen wir, und setzen uns dafür ein, dass es da eine Verlängerung geben wird, denn die aufgenommenen Kredite müssen zurückgezahlt werden. Dafür brauchen wir Umsätze, damit die Mehrwertsteuersenkung auch wirkt.«
Agil und wendig aufgestellt
Last not least wurden die vielen Mitarbeiter der im Verband organisierten Systeme nicht vergessen. »Um die durch die Corona-Krise erschwerte Ausbildungssituation mitaufzufangen, haben wir z.B. für die Auszubildenden unserer Mitgliedsunternehmen Anfang Juni ein digitales Kursangebot eingeführt, mit dem sich diese zusätzlich auf die Abschlussprüfungen vorbereiten konnten«, so Andrea Belegante. »Und auch unser Angebot Fast FaSy, mit dem wir Mitarbeitern, die seit Jahren in den Restaurants arbeiten, aber noch keine Ausbildung haben, ermöglichen, sich innerhalb von zwei Wochen auf die IHK-Prüfung vorzubereiten, haben wir digital in einer interaktiven Web- und Lernkonferenz stattfinden lassen.«
In einer Krise zeigt sich der Charakter einer Gemeinschaft, heißt es. Der BdS, sein Präsidium, das Team der Geschäftsstelle, die Franchisegeber und -nehmer sowie alle Mitarbeiter haben die harte Prüfung der Corona-Krise genutzt, um noch enger zusammenzustehen. Und auch wenn längst noch nicht die Rede von einem Ende der Krise sein kann, so konnten dadurch schon viele kleine Erfolge erreicht werden.