Nachhaltigkeit im Fokus der Branche
Volles Haus beim Mittagsempfang des Bundesverbands der Systemgastronomie
von Daniela MüllerZusammenkommen ist ein Beginn, Zusammenbleiben ein Fortschritt, Zusammenarbeiten ein Erfolg.« Dieses berühmte Zitat stammt von Henry Ford, dem amerikanischen Automobil-Pionier, und eigentlich hat er damit bereits vor langer Zeit das Erfolgsrezept des Bundesverbands der Systemgastronomie beschrieben. So viele Gäste wie noch nie sind in diesem Jahr in München zum alljährlichen Mittagsempfang des Verbandes zusammengekommen, um gemeinsam die Zukunft der Branche zu gestalten.
BdS-Präsidentin Sandra Mühlhause konnte in ihrer Begrüßungsrede nicht nur vier neue Fördermitglieder in der Gemeinschaft des Verbandes willkommen heißen, sondern auch zahlreiche weitere Ehrengäste aus befreundeten Verbänden, Politik, Wirtschaft und Presse begrüßen. Außerdem nahmen alle drei Nominierten für den Deutschen Systemgastronomie-Preis, der dieses Jahr zum Thema Nachhaltigkeit verliehen wurde, an der Veranstaltung teil: Andrew Fordyce, EATrepreneur, Food-Trend-Scout und Experte für Gastro-Konzepte, Laure Berment, Geschäftsführerin von Too Good To Go Deutschland, sowie Dr. Roland Schmidt und Christian Harupa von HAVI Logistics mussten noch eine ganze Weile zittern, denn wer am Ende die Auszeichnung erhalten würde, war das wohl bestgehütete Geheimnis des Tages.
Politische Appelle und zukunftsweisende Trends
Bevor der geheimnisvolle Umschlag mit der Jury-Entscheidung jedoch geöffnet wurde, standen noch zwei kurzweilige Vorträge auf dem Programm. Als politischer Gastredner betrat Dr. h.c. Thomas Sattelberger, FDP-Bundestagsabgeordneter und Sprecher für Innovation, Bildung und Forschung der FDP-Fraktion im Deutschen Bundestag, die Bühne. Im Gepäck hatte er eine leidenschaftliche Rede für mehr Unternehmertum in der Politik und forderte seine Kollegen im Bundestag zu mehr Querdenkerei auf: »Wir brauchen ein Parlament, in dem die Gestalter und nicht die Berufspolitiker in der Mehrheit sind. Politiker, die inspirieren, die Trends erkennen und die schnell erkennen, worauf es ankommt.«
Nach nur einem Jahr wurden 500.000 Portionen vor dem Müll gerettet
Spannende Zahlen und die neuesten Trends aus dem Außer-Haus-Markt servierte Andreas Lauszat, Director Foodservice der npdgroup Deutschland. Erfreulich: Die Systemgastronomie ist weiterhin der Wachstumstreiber der gesamten Gastronomiebranche. Lauszat bekräftigte zudem, dass das Thema nachhaltiger Genuss die Konsumenten begeistert. Ob Zero Waste oder fleischlose Ernährung – hier steckt noch einiges Potenzial verborgen, lautete seine Botschaft.
Drei Nominierte – ein gemeinsames Thema
Den Höhepunkt des Tages leitete schließlich BdS-Vizepräsident Alexander van Bömmel mit einer emotionalen und wertschätzenden Laudatio für die drei Nominierten für den Deutschen Systemgastronomie-Preis ein. »Wir zeichnen seit 2011, also nun zum 9. Mal, Personen oder Institutionen aus, deren persönlicher, ideeller oder innovativer Einsatz für die Systemgastronomie einzigartig war und ist. Wir setzen damit ein Zeichen, geben eine Richtung vor und leben unsere Werte, zu denen wir uns bekennen«, betonte er die hohe Wertigkeit der Auszeichnung. »Die Jury hat in diesem Jahr drei sehr starke und völlig unterschiedliche Nominierungen ausgesprochen, die alle ein gemeinsames Thema eint: Nachhaltigkeit.«
Tatsächlich hatte die Jury in diesem Jahr keine leichte Aufgabe zu lösen: Mit Andrew Fordyce stand ein echter Pionier in der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung fleischfreier Alternativen zur Wahl. Sein Credo: Leben ist Genuss, aber nicht auf Kosten unserer Gesundheit und Umwelt. Bewusst essen heißt nicht Verzicht – erst recht nicht auf Premiumprodukte. Für den gebürtigen Südafrikaner bedeutet Nachhaltigkeit, eine gesunde Ernährung für die gesamte Weltbevölkerung unter ökologisch vertretbaren Bedingungen sicherzustellen. Als einer der ersten setzte er z.B. auf die nachhaltige Proteinquelle Insekten – und zwar genussvoll serviert und nicht als Dschungelprüfung. Seine Botschaft vermittelt der EATrepreneur nicht nur mittels seiner Produkt-Innovationen, er bietet Trend-Touren in verschiedene Metropolen an und ist im TV als Trend-Food-Experte zu sehen. »Sich unternehmerisch dem Thema anzunehmen, ist eine Sache – sich auch persönlich einzubringen, zeigt, mit welch großem Engagement Andrew Fordyce an seine Vision glaubt und daran arbeitet«, so van Bömmel.
Nachhaltigkeit mit Win-win-Faktor
Nominiert für sein nachhaltiges Umweltmanagement war der Logistikdienstleister HAVI Logistics. »HAVI ist ein führender Logistikpartner der Systemgastronomie. McDonald’s, Vapiano, Nordsee und KFC verlassen sich beispielsweise auf die Logistik von HAVI«, erklärte van Bömmel. Dabei hat sich das Unternehmen der sogenannten »Green Logistics« verschrieben, das heißt: Alle logistischen Prozesse werden so ressourceneffizient und nachhaltig wie möglich gestaltet. Das erklärte Ziel von HAVI lautet: »Der kleinste ökologische Fußabdruck für Pasta, Burger und Fisch.« Dazu unterhält das Unternehmen eine der größten LNG-Flotten Deutschlands. »Das verflüssigte Erdgas reduziert nachweislich die Umweltbelastung durch CO2, Stickoxide und Feinstaub. Bis 2021 will HAVI 70 Prozent des Fuhrparks auf alternative Kraftstoffe umstellen«, so der Laudator. »Ihr ökologischer Fußabdruck macht Sie zu einem Aushängeschild«, würdigte er das Engagement in puncto Nachhaltigkeit.
Die dritte Nominierung sprach die Jury für Too Good To Go aus. Die Plattform ist ein 2015 gegründetes dänisches Start-up, das mittels einer App Lebensmittel vor der Mülltonne rettet. Kurz vor Ladenschluss werden Speisen, die übrigbleiben würden, zu einem deutlich günstigeren Preis online präsentiert. Die User der App können sie dort erwerben und zu einem festgelegten Zeitpunkt abholen. »Die Käufer sparen gutes Geld und haben die Möglichkeit, Produkte auszuprobieren, die sie eigentlich nicht kaufen würden. Die Unternehmer können noch einen kleinen Gewinn aus den Restbeständen des Tages erwirtschaften, die andernfalls im Müll landen würden«, fasste Alexander van Bömmel die geniale Geschäftsidee mit Win-win-Garantie zusammen. Wie gut die App funktioniert, kann z.B. die Restaurantkette Nordsee bestätigen. »Nach nur einem Jahr Kooperation mit Too Good To Go rettete die Systemgastronomie rund 500.000 Portionen vor dem Müll. Tendenz steigend.«
And the winner is ...
Jubeln konnte am Ende Laure Berment mit ihrer Plattform Too Good To Go. Die Geschäftsführerin freute sich sehr über die Auszeichnung: »Sie ist eine tolle Würdigung für unser Engagement in den letzten drei Jahren, auch für unsere Partner, da möchte ich hier besonders die Nordsee GmbH nennen, die seit anderthalb Jahren mit uns fleißig rettet. Vielen Dank!« Für die junge Französin und ihr Team ist der Preis sicher ein guter Ansporn, sich weiterhin für den Kampf gegen Lebensmittelverschwendung zu engagieren.
BdS-Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante zeigte sich begeistert vom diesjährigen Erfolg des BdS-Mittagsempfangs: »Ich freue mich jedes Jahr auf diese Veranstaltung und vor allen Dingen darauf, zu erleben, mit welcher Offenheit sich meine BdS-Mitglieder untereinander austauschen und miteinander netzwerken. In diesem Jahr hat mich zudem beeindruckt, dass sich selbst bei einer Wettbewerbssituation, wie sie der Gewinn des Deutschen Systemgastronomie-Preises darstellt, alle Nominierten gegenseitig für ihre enorme Leistung wertschätzen. Das macht den BdS und seine Mitglieder aus.«