Tempel der Entschleunigung
von Daniela MüllerDass »Chedi« auf Thai nichts Geringeres als »Tempel« bedeutet, hat sich Stararchitekt Jean-Michel Gathy offensichtlich zu Herzen genommen: Wer die Lobby des The Chedi Andermatt betritt, fühlt sich augenblicklich entschleunigt und dem tristen Alltagstrott entrissen. Der fünf Meter hohe Eingangsbereich vermittelt ein Raumgefühl von Großzügigkeit und Harmonie. Das ist auch den 143 wunderschönen Lampen aus reinem Glas sowie der 35 Meter langen Theke geschuldet, die sofort die Aufmerksamkeit des Gastes auf sich ziehen, genau wie zwei einladend flackernde Kaminfeuer. Kleine Randnotiz: Im The Chedi Andermatt gibt es mehr Kamine als Zimmer – über 200.
Um das asiatisch-alpine Zusammenspiel zur Perfektion zu bringen, dominieren zudem Materialien aus der Region die stylishe Inneneinrichtung: Elemente aus Holz, Stein und Fell sorgen bei ankommenden Gästen nicht selten für bewunderndes Staunen und das spezielle »Chedi-Lebensgefühl«. »Spätestens wenn dann – ganz nach asiatischem Vorbild – ein angenehm warmes Erfrischungstuch und ein köstlich duftender Tee als Willkommensgruß gereicht werden, fallen Hektik und Stress auch vom größten Workaholic fast schon automatisch ab«, sagt Sven Flory, Director of Sales & Marketing im The Chedi Andermatt. Wer hier nicht entschleunigt, ist selbst schuld – und so reist man heute eben nicht mehr nur nach St. Moritz, Davos oder Zermatt, wenn man luxuriös urlauben will, sondern auch ins Urserntal.
Andermatt: wachgeküsst aus dem Dornröschenschlaf
Noch vor einem Jahrzehnt war von Glamour hier nicht viel zu spüren: Viele Jahre war Andermatt das Hauptquartier der Schweizer Armee. Davon lebte die Infrastruktur des Ortes recht gut. Das änderte sich, als in den 1990er-Jahren das Ende des Kalten Krieges die Regierung in Bern veranlasste, den Standort abzubauen. Eine Katastrophe für Andermatt, das touristisch kaum eine Rolle spielte und daraufhin in einen tiefen Dornröschenschlaf fiel.
Bis der ägyptische Investor Samih Sawiris vor etwas mehr als zehn Jahren das enorme Potenzial dieses schönen Fleckchens Erde entdeckte und mit seinen Plänen für ein touristisches Großprojekt bei der lokalen Bevölkerung offene Türen einrannte: Für ein geplantes Investitionsvolumen von 1,8 Milliarden Schweizer Franken beabsichtigte er auf einer Fläche von 1,5 Millionen Quadratmetern die Errichtung von mehreren Hotels, Apartmenthäusern und Chalets, eines Golfplatzes sowie eines modernisierten und erweiterten Skigebiets. Wer heute nach Andermatt reist, muss anerkennen: Einen beträchtlichen Teil seiner Vision von damals – wenn auch noch nicht alles – hat Sawiris in den letzten Jahren bereits Realität werden lassen.Wir wollen, dass Hektik und Stress von unseren Gästen abfällt und sich unser »Chedi-Lebensgefühl« einstellt
Sven Flory
Kamin wird per iPad befeuert
Mitten im Herzen der Schweizer Alpen, auf 1.447 Metern über dem Meer, legte Sawiris mit dem The Chedi den Grundstein für die neue Zukunft Andermatts als touristische High-End-Destination. Im Dezember 2013 eröffnete das Haus, das nicht zuletzt wegen seiner Fassade aus Holzlamellen wie ein überdimensionales Chalet wirkt. Insbesondere nachts, wenn es eindrucksvoll beleuchtet wird, macht das Chedi seinem Namen als »Luxus-Tempel« Andermatts auch optisch alle Ehre und fügt sich dabei harmonisch in die Umgebung ein.Auch die inneren Werte des Hauses überzeugen: Die 123 Zimmer und jede der Suiten des Hauses wurden im Zeichen des »Swiss Alpine Chic« designt. Kein Raum ist kleiner als 52 Quadratmeter, die Deckenhöhe in den Gästezimmern und Suiten beträgt stolze drei Meter. Wie in den öffentlichen Bereichen dominieren natürliche Materialien und warme Erdtöne die Innenarchitektur. Damit garantiert Gemütlichkeit aufkommt, verfügt jedes Zimmer – selbst in der Standardkategorie – über einen Kamin, entweder als Raumtrenner oder so eingebaut, dass man ihn vom Balkon und vom Innenbereich aus nutzen kann.
Weiche Kaschmirdecken runden das Kaminerlebnis ab. Dieser wird übrigens, genau wie die Beleuchtung und die Elektronik, ganz »James-Bond-like« per iPad gesteuert. »Optional – für alle Gäste, denen eher nach einem ›Digital-Detox‹ zumute ist – kann aber auch alles ganz ›oldschool‹ manuell ein- und ausgeschaltet werden«, erklärt Sven Flory. Dass gerade ältere Menschen häufig die moderne iPad-Steuerung scheuen, kann Flory dabei nicht bestätigen. »Im Gegenteil. Da ist großes Interesse da – und sehr gerne geben wir dann auf Wunsch eine kleine Nachhilfestunde.«
The Spa- and Health-Club auf 2.400 Quadratmetern
Eine Oase der Ruhe und Entspannung ist zweifelsohne der Spa-Bereich, der sich über stolze 2.400 Quadratmeter erstreckt. Ausgezeichnet mit dem Condé Nast Traveller UK Spa Award 2015 in der Kategorie »The Most Indulgent Spa« und dem Gala Spa Award 2015 in der Kategorie »Luxury Hotel City/Resort«, erfüllt dieser Wellness-Bereich der Superlative definitiv auch die anspruchsvollsten Erwartungen. Neben einer großzügigen Bäder- und Saunalandschaft und der Relaxation Lounge findet der Gast hier beispielsweise zehn wunderbare Deluxe-Spa-Suiten, in denen internationale Therapeuten fernöstliche Treatments zelebrieren.
Unbestrittenes Highlight des Wellnessbereichs ist jedoch der 35 Meter lange Indoor-Pool. »Dank des Glasdachs über dem Pool darf man beim Schwimmen einen tollen Ausblick auf das Alpenpanorama genießen«, schwärmt Sven Flory. Nicht nur bei warmem Wetter lädt zudem das Außenbecken zu einem Bad ein – es ist ganzjährig auf 32 Grad beheizt.
Erster Michelin-Stern für The Japanese Restaurant
Schließlich lässt das Luxus-Hotel auch kulinarisch keine Wünsche offen. Starkoch Dietmar Sawyere, gebürtiger Schweizer mit starker internationaler Laufbahn, zeichnet als »Executive Chef« verantwortlich für das gastronomische Statement des Hauses. Der Gast kann aus insgesamt acht Angeboten wählen. Besonders hervorzuheben sind die beiden großen Restaurants des Hauses: Im »The Restaurant«, das mit 15 Gault&Millau-Punkten ausgezeichnet ist, verführen vier Atelierküchen mit asiatischen und europäischen Gerichten, die direkt vor den Augen der Gäste zubereitet werden.
Wohl einzigartig in den Schweizer Alpen ist »The Japanese Restaurant«, das vom Gault&Millau mit 16 Punkten gewürdigt und gerade erst mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Köche aus Japan warten mit japanischen Köstlichkeiten an der Sushi- und Sashimi-Bar sowie am Tempura- und Teppanyaki-Counter auf.
Schweizer Tradition, eindrucksvoll inszeniert
Seinesgleichen sucht der fünf Meter hohe, verglaste Käse-Humidor, der nicht nur die Blicke von Käseliebhabern auf sich zieht. Im »The Wine and Cheese Cellar« lagern mehr als 40 verschiedene Käsesorten, von mild über herzhaft bis kräftig, die meisten in der Region produziert. »Schon beim Frühstück können sich unsere Gäste an dem wunderschönen Käsebüfett, das einen Wert von rund 14.000 CHF hat, bedienen – und am Abend stellt ihnen unser Käsesommelier auf Wunsch einen köstlichen Käseteller zusammen«, so Sven Flory.
Und nachdem Käse ein hervorragender Begleiter zu gutem Wein ist, erfreut der Weinkeller des Hauses mit einem umfassenden Repertoire. So bietet die » The Wine Library« eine Auswahl exklusivster Weine aus der ganzen Welt. Im »The Wine Cave«, dem semi-privaten Diningroom für zehn Personen, kann derweil die Ausstellung einer privaten Chateau-Mouton-Rothschild-Sammlung eines Stammgastes bewundert werden! Zu sehen ist die komplette Kollektion von 1947 bis 2009. Obgleich die edlen Tropfen nicht zum Verkauf stehen – für echte Weinkenner ist das definitiv ein unvergessliches Erlebnis.
Ski-Butler sorgt für vorgewärmte Skistiefel
Apropos Erlebnis: Das Credo des The Chedi Andermatt lautet »Money can’t buy experiences«. Und so soll der Gast nicht nur im Hotel viel Schönes erleben. Als Ganzjahresdestination hat das Hotel-Team ein vielseitiges Portfolio an Erlebnispackages im Ärmel.
Im Winter steht dabei selbstverständlich das Skifahren ganz oben auf der Beliebtheitsskala der Gäste. Seit dieser Saison bietet das Haus eine »Ski-in/Ski-out«-Experience. Gäste können also direkt vom Hotel auf die Piste fahren – und danach wieder direkt in den sogenannten »Livingroom«. Damit das Skierlebnis absolut ungetrübt bleibt, bietet das The Chedi Andermatt einen Ski-Butler-Service. »Das gibt es normalerweise nur in Aspen oder Colorado. In der Schweiz ist das einzigartig«, erzählt Sven Flory stolz.
»Der Ski-Butler begrüßt die Skifahrer im ›The Livingroom‹ mit frischen Smoothies, Früchten etc. und bringt dann die vorgewärmten Skistiefel, er schleift die Skier. Kommen sie vom Skifahren zurück, nimmt er sie wieder in Empfang, assistiert beim Skistiefel ausziehen und kümmert sich um das Equipment.« Auch die Pisten lassen die Herzen der Wintersportler höherschlagen: Die Skiarena Andermatt-Sedrun gilt schon seit Langem als Eldorado für Freerider und verwöhnt, dank neu angelegter Strecken, heute auch Familien mit sonnigen, gemütlichen Abfahrten, die teilweise in ganz neuen, beheizten Liftanlagen erreicht werden.
Auf Trekkingtour mit Ziege Bärti
Für Gäste, die ihrem Erlebnis noch das gewisse Sahnehäubchen aufsetzen wollen, bietet das Hotel tolle Packages an, so wie etwa die »Audi Race & Ski Experience«, die im Februar stattgefunden hat. Dabei konnten die Teilnehmer gemeinsam mit dem DTM-Piloten Nico Müller in verschiedenen Audi-Modellen die Eisfläche und einen Schneerundkurs unsicher machen. Außerdem inklusive: ein gemeinsamer Skitag mit Nico Müller und dem bekannten Schweizer Skifahrer Didier Cuche.
Für die Sommersaison stehen ebenso außergewöhnliche Packages zur Auswahl. Beliebt ist z. B. das Ziegentrekking mit Ziege Bärti und seiner Herde und anschließendem Luxuspicknick in den Bergen. Oder der Besuch bei lokalen Bauern. »Da darf z. B. jeder Teilnehmer selbst eine Kuh melken, dann wird aus der Milch gemeinsam Käse produziert. Den fertigen Käse schicken wir dem Gast dann nach einmonatiger Reifung im Käsekeller des Bauern nach Hause. So haben sie eine schöne Erinnerung«, berichtet Sven Flory.
Die Extrameile für den Gast gehen
Dass das The Chedi Andermatt bei seinen Gästen so gut ankommt, liegt nicht nur am vielseitigen Angebot an Freizeitaktivitäten. Insbesondere die rund 180 Mitarbeiter haben einen großen Anteil an der Zufriedenheit der Gäste. Ob vor dem Gast oder hinter den Kulissen, »wer hier arbeitet, ist immer bereit, die Extrameile für den Gast zu gehen«, ist Flory überzeugt. Stolz sei er insbesondere auf die beträchtliche Anzahl an Stammgästen, die das Haus bereits für sich begeistern konnte. »Das liegt mitunter daran, dass wir stets versuchen, alle Wünsche zu erfüllen, die an uns herangetragen werden.« Und so haben es die Concierges sogar schon mal geschafft, für ein Ehepaar einen spontanen Shoppingtrip nach Mailand zu organisieren – inklusive eines Kaufhauses, das nach Ladenschluss für die Gäste exklusiv geöffnet blieb.
Rund 60 Prozent der Gäste des Hauses haben übrigens ihren Wohnsitz in der Schweiz, dazu kommt ein beträchtlicher Anteil aus Deutschland und UK. Und auch international hat sich das The Chedi Andermatt schon als echtes »Must-go« herumgesprochen. Dass das Haus im vergangenen Jahr vom Gault&Millau zum »Hotel des Jahres« gekrönt wurde, ist das i-Tüpfelchen der noch jungen Erfolgsgeschichte des Hotels. Fortsetzung folgt, so viel ist sicher.
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.