Limonade
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Die Limonade im Exklusiv-Interview

von Sebastian Bütow
Mittwoch, 04.07.2018
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Ihre Vielfalt ist unglaublich, immer wieder schreiben neue Limo-Konzepte Erfolgsgeschichten. Der Unternehmer Dietrich Mateschitz schaffte es mit seinem angeblich flügelverleihenden »Red Bull« sogar zum x-fachen Milliardär; er ist der reichste Österreicher. Aber können Sie Energy-Drinks überhaupt als Fami­lienmitglieder akzeptieren?
Aber selbstverständlich! Eine Limonade definiert sich als ein alkoholfreies Getränk aus Saft, Zucker und Wasser, das Kohlensäure enthält. Der Mateschitz war übrigens in den Acht­zigern in Thailand und stellte fest, dass ihm ein Getränk namens »Krating Daeng« half, den Jetlag in die Knie zu zwingen. Mit geschicktem Marketing machte er das Getränk zu einer Weltmarke. Man mag davon halten, was man will, zu der Erfolgsstory kann ich nur sagen: Chapeau!

Die Geschichte der Limonaden ist lang. Seit wann existieren Sie eigentlich schon?
Schon in der Antike war ich ein beliebter Drink, aber damals bestand ich nur aus Wasser und Essig, der aus Früchten hergestellt wurde. Der Urtyp meiner modernen Variante stammt aus England: »Lemon Squash« mit den klassischen Zutaten Wasser, Zucker und Zitronensaft. Letzterem habe ich auch meinen Namen zu verdanken. Als diese Limo im 19. Jahrhundert ihren Siegeszug startete, wurde noch echter Zitronensaft verwendet. Als das Produkt die Welt eroberte und industriell hergestellt wurde, ersetzten synthetische Zutaten die natürlichen.

Aktuell sind natürliche Zutaten, vor allem echte Säfte, wieder der Hit in der Limo-Szene. »Bionade« war in den Nullerjahren ein totaler Renner in der Gastronomie, eroberte quasi über Nacht die Szene- und Strandbars. Jetzt scheint es, als sei die Marke beinahe verschwunden. Haben Sie dafür eine Erklärung?
Tja, da hat eine kleine sympathische Ökomarke den bösen mainstreamigen Brausekonzernen wie Coca-Cola mit seinen Sprites und Fantas die Zähne gezeigt: Das wirkte ein bisschen wie David gegen Goliath. Auf Kundenseite war Auflehnung gegen die Globalisierung im Spiel. Geschmacklich kam »Bionade« mit erfrischend neuen Sorten wie Litschi oder Ingwer-Orange daher, war nicht so penetrant süß wie die Konkurrenz. Mit dieser Limo hat sich ein insolvenzbedrohter Braumeister aus der Rhön gegen den Untergang seiner Familienbrauerei gestemmt. Doch später dann wurden Fehler gemacht, von denen sich die Marke nie erholen konnte.

Welche?
Fehler Nummer eins: Vor zehn Jahren wurde der Preis deutlich erhöht, damit wollte man sich als Premiumprodukt von den vielen Nachmachern absetzen. Das kam nicht gut an bei den Kunden, nach dem Motto: »Jetzt werden sie gierig!« Der zweite, weitaus größere Fehler war der Verkauf an einen Megakonzern (Radeberger-Gruppe, die zu Dr. Oetker gehört, d. Red) – dadurch verlor die vermeintliche Ökobrause seine Authentizität und Glaubwürdigkeit.

Wer ist für Sie der größte Held der Limonaden­geschichte?
Das ist eine sehr gute Frage! (Überlegt lange.) Ich denke, da ist Thomas Henry ganz vorn mit dabei. Der gute Mann war im 18. Jahrhundert Apotheker und Chemiker in Manchester. Es gelang ihm, Wasser mit Kohlensäure anzureichern.

Das war Ihr Durchbruch?
Genau. Wie viele Erfindungen diente auch diese dem Militär. Durch diese Erfindung konnte Trinkwasser konserviert werden. Und wissen Sie was? Man weiß nicht genau, wer das Tonic Water erfunden hat, aber sein Erfinder hat bekanntlich viele Soldaten vor einer Malaria-Erkrankung gerettet, bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts war es noch das einzig wirksame Mittel.

Wenn man ein Steak in Cola legt …
War ja klar, dass Sie mich das fragen! Tatsache ist, dass nicht viel passiert. Zwar sieht das Fleisch danach nicht besonders lecker aus, aber es ist auf jeden Fall noch da. Dieser Mythos erklärt sich wohl durch den Anteil Phosphorsäure in der Cola.

Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.
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