Die Mass Bier im Exklusiv-Interview
Jetzt rede ich!
von Sebastian BütowIch kann mich noch gut daran erinnern, wie mich bei meinem allerersten Wiesnbesuch die Bedienung angeschnauzt hat, weil ich eine (lang gesprochene) „Maß“ bestellt hatte und keine „Mass“, wie es richtig heißt.
Servus erstmal! – Und ja, dann bist wohl a Preiß! Bei uns in Bayern spricht man mich kurz aus, so reime ich mich auch auf „Fass“. Dein Fehler passiert vielen, die nicht aus Bayern stammen, aber der kurze Vokal ist richtig und schützt vor empörten Bedienungen (lacht).
Waren Sie auf dem ersten Oktoberfest im Jahre 1810 eigentlich schon so wie heute?
Keinesfalls! Damals gab es anlässlich der Hochzeit von Kronprinz Ludwig und Prinzessin Therese ein großes Pferderennen. Bier war damals natürlich auch schon dabei, aber eine Mass, wie man sie heute kennt, wurde erst später eingeführt, als die Feierlichkeiten immer größer wurden. Seit 1892 werde ich in den mittlerweile typischen Glaskrügen ausgeschenkt. Vorher gab’s mich nur in Stein- oder Metallkrügen.
Wie hat sich Ihre Rezeptur im Lauf der Jahre und Jahrhunderte verändert?
Ursprünglich war ich ein dunkleres Märzenbier. Dieses Bier wird traditionell im März gebraut und bis zum Herbst gelagert. Es hat eine höhere Stammwürze und einen kräftigeren Geschmack, was durch die lange Lagerzeit noch verstärkt wird.
Wie haben Sie sich dann zu dem Festbier entwickelt, das wir heute kennen und ganz besonders lieben?
Das Bier für die Wiesnmass wird schon immer nach dem Bayerischen Reinheitsgebot von 1516 gebraut, doch im Lauf der Zeit haben sich die Vorlieben der Biertrinker verändert. In den 1870er-Jahren bevorzugte man mehr und mehr hellere Biere, die im Trend lagen. Die Münchner Brauereien haben darauf reagiert und begannen, ein helleres und leichteres Bier zu brauen, wie man es heute als Wiesnbier kennt. Es schmeckt weniger malzig, hat eine schöne goldene Farbe und ist immer noch kräftig genug, um dem festlichen Anlass gerecht zu werden. Die Änderung hat sich bis heute gehalten und wurde zum Standard auf der Wiesn.
Ist das traditionelle Märzenbier trotzdem noch auf dem Oktoberfest zu haben?
Auf dem Oktoberfest selbst eher selten, aber es wird in München noch gebraut und in den Lokalen und Biergärten der Stadt sehr geschätzt. Es ist sozusagen eine Hommage an die Ursprünge der Wiesn und zeigt, wie vielseitig die bayerische Braukunst sein kann.
Wie gehen Sie eigentlich mit den Menschenmassen und dem ganzen Trinken um? Nicht wenige Ihrer Fans unterschätzen bei all der Lebensfreude und der Süffigkeit den Alkoholgehalt des Biers.
Ach wissen’s, das ist nicht immer einfach, aber dafür bin ich eben gemacht. Ich liebe es, wenn die Leute zusammenkommen, singen, tanzen und mit mir eine gute Zeit haben. Natürlich gibt’s auch mal Ausrutscher, aber das gehört dazu.
Wie lautet Ihr Tipp für ein unvergesslich schönes Wiesn-Erlebnis?
Ich kann jedem nur ans Herz legen, dass man mich in Maßen genießt und nicht übertreibt. Dann wird es für alle ein tolles Erlebnis. Also, packt die Lederhosen und Dirndl ein, kommt nach München und genießt die einzigartige Atmosphäre des Oktoberfests! Seit letztem Jahr gibt es auf der Theresienwiese auch kostenlose Trinkwasser-Zapfstellen. Diese zwischendurch mal zu nutzen, wäre mein Rat. Und ansonsten: ein Prosit der Gemütlichkeit!
Mass, wir bedanken uns für das Gespräch.