Kaffeebohne
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Die Kaffeebohne im Exklusiv-Interview

von Sebastian Bütow
Dienstag, 07.05.2019
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Im Exklusiv-Interview verrät die KAFFEEBOHNE, mit welchen Trends sie uns zukünftig beglückt.

Auf der ganzen Welt verehren Sie die Menschen als köstlichen Wachmacher. Welche Nation ist eigentlich Ihr allergrößter Fan?
Finnland! Die Skandinavier haben sogar ein Gesetz, das den Arbeitnehmern geregelte Kaffeepausen während der Arbeitszeit garantiert – zweimal täglich 15 Minuten. Finde ich super! Wenn die schon so wenig Sonne haben, sollen sie halt von mir verwöhnt werden. Jeder Finne schlürft im Schnitt 10,35 Kilogramm von meiner Wenigkeit pro Jahr. Die Österreicher wissen mich bekanntlich sehr zu schätzen, belegen aber nur den sechsten Platz. Deutschland ist Achter, die Schweiz Zehnter.Dabei hatten Sie in Skandinavien durchaus auch mächtige Widersacher – oder wie war das mit dem schwedischen König Gustav III.?
Ach ja, diese Geschichte aus dem 18. Jahrhundert! König Gustav III. wollte doch tatsächlich beweisen, dass ich giftig bin. Er begnadigte zwei Verbrecher unter der Bedingung, dass der eine jeden Tag Kaffee und der andere jeden Tag Tee trinken muss. Und jetzt raten Sie doch mal, wer als Erstes gestorben ist? Der König!!! (Lacht.)

Vor nicht allzu langer Zeit konnte man in Deutschland meist nur eine Tasse Filterkaffee bestellen – und »draußen nur Kännchen«. Dann mischten Starbucks, Latte macchiato, Alu-Kapseln und Co. den statischen Kaffee-Markt auf. Auf welche neuen Trends dürfen wir uns freuen?
Oh, ich verspreche Ihnen, dass da einiges auf Sie zukommt! »Latte Art«, die niedlichen Milchschaum-Bilder, die Barista auf die Tassen kreieren, werden bald Schnee von gestern sein. Stattdessen werden sie mit 3-D-Druckern Porträts ihrer Kunden auf deren Kaffee-Spezialitäten zaubern. Dieser Trend kommt aus Asien, ist in vielen Ländern schon total angesagt!

Hört sich interessant an. Was kommt noch?
Nitro-Kaffee! Der Begriff stammt von dem englischen Wort «nitrogen« – Stickstoff. Nach dem Aufbrühen wird der Kaffee gekühlt, anschließend mit Stickstoff versetzt und in Zapfhähne gefüllt. Wird Nitro-Kaffee frisch gezapft, setzt sich der Kaffee unten im Glas ab und am Rand entsteht dann eine hübsche Schaumkrone, wie bei einem Pils. Ich sage es Ihnen, das könnte ein echter Sommerhit werden! Einen Trend verrate ich Ihnen noch …

Schießen Sie los!
Der letzte Schrei aus Vietnam heißt Eier-Kaffee! Diese Spezialität wurde in der Hauptstadt Hanoi erfunden, erobert langsam, aber sicher die Welt. Ein Ei wird verquirlt, bis es sich in einen cremigen Schaum verwandelt – mit dem intensiven und leicht bitteren vietnamesischen Kaffee vereint es sich zu einem Mix, der mich mit Stolz erfüllt!

Wie viele Sorten gibt es von Ihnen?
Mehr als 100, aber nur zwei Sorten haben sich durch­gesetzt: Arabica und Robusta, mit 60 beziehungsweise 30 Prozent Marktanteil.

Welche Bohnen sind denn die edelsten?
Zum Beispiel Blue Mountain. Dieser Arabica wird in den jamaikanischen Bergen geerntet. Wegen des speziellen Klimas wachsen meine Verwandten dort sehr langsam. Die lange Reifezeit sorgt für ein einzigartiges, unverwechselbares Aroma – deshalb kostet ein Kilo Blue Mountain auch rund 100 Euro. Da liegt preislich auch der hawaiianische Kona-Kaffee. Dieser verdankt seinen edlen Geschmack dem fruchtbaren Vulkanboden auf der Insel Big Island, gepaart mit tropischem Klima.

Die allerteuersten Sorten haben gemeinsam, dass die Bohnen von Tieren verzehrt – und wieder ausgeschieden – werden…
Ja, die thailändischen Black-Ivory-Bohnen durchwandern den Verdauungstrakt von Elefanten. Deren Magenenzyme killen die Bitterstoffe des Kaffees, verfeinern das Aroma. Ein Kilo kostet rund 850 Euro. Ähnlich ist es bei Kopi Luwak, dem mit weit über 1.000 Euro pro Kilo teuersten Kaffee der Welt aus Indonesien. Die Rohbohnen werden von Fleckenmusangs gefressen, einer Schleichkatzenart. Für die wieder ausgeschiedenen Bohnen bezahlen Fans ein Vermögen, obwohl dies hochumstritten ist.

Warum?
Tierschützer warnen vor dieser Sorte, weil die Tiere auch gequält werden. Dann doch lieber eine Alukapsel! (Lacht.)

Kaffeebohne, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.

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