Der Spinat im Exklusiv-Interview
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Der Spinat im Exklusiv-Interview

von Sebastian Bütow
Sonntag, 04.03.2018
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Das ärgert Sie?
Eine Kate Moss wäre mir lieber gewesen. (Lacht.) Naja, die »Blubb«-Werbespots erlangten Kultstatus. Ich musste lernen, da drüberzustehen. Fakt ist, dass in der Gemüsebranche viele neidisch sind auf mich. Wer kann da schon von sich behaupten, mit Berühmtheiten der Popkultur in Verbindung gebracht zu werden?

Um Sie kursieren so einige Mythen und Legenden. Stimmt es, dass man Sie besser nicht wieder aufwärmen sollte?
Wie auch Grün– oder Rosenkohl enthalte ich relativ viel Nitrat, das ist eine eigentlich harmlose Stickstoffverbindung, die Pflanzen wie ich zum Wachsen brauchen. Werde ich zu lange gelagert, wandelt sich Nitrat aber in schädliches Nitrit um. Das kann auch passieren, wenn man mich wieder aufwärmt. Das bedeutet aber nicht, dass man mich grundsätzlich nicht wieder erhitzen darf! Entscheidend ist, dass ich vor dem erneuten Warmkochen kühl gelagert werde – und erst später ordentlich heiß erhitzt werde. Dann ist alles okay.

Die Frage nach Ihrem Eisengehalt kann ich Ihnen leider nicht ersparen.
Das habe ich mir schon gedacht. (Lacht.) Das angeblich so reichlich vorhandene Eisen in mir ist das Paradebeispiel für einen Irrtum, der zur vermeintlichen Wahrheit wurde. Weil es immer wieder wiederholt wurde!

Und was ist die Wahrheit?
Bei der ersten Analyse von mir im Jahr 1890 ist ein Komma verrutscht – kein Witz! Erst Jahrzehnte später wurde der Eisengehalt für 100 Gramm Spinat von 35 auf 3,5 Milligramm korrigiert. Hinzu kommt, dass getrockneter Spinat eisenreicher ist als frischer. Aber ich enthalte immer noch mehr Eisen als die meisten meiner Kollegen. Und hey, Eisen ist doch nicht alles. Wussten Sie, dass ich eine exzellente Abnehm-Geheimwaffe bin?

Warum?
Laut einer ganz frischen schwedischen Studie bin ich in der Lage, Heißhunger-Attacken zu reduzieren. Beim Abnehmen kann ich wunderbar helfen. Bei einem Forschungsprojekt der Universität in Lund verzehrte eine Gruppe über einen Zeitraum von drei Monaten täglich Spinat. Die Probanden nahmen 1,5 Kilo ab, der Cholesterinspiegel der Spinatgruppe verbesserte sich. Ich senke auch den Blutdruck und beuge Diabetes vor.

Und jetzt mal Butter bei die Fische: Macht Spinat wirklich stark?
In der Tat enthalte ich Pflanzenhormone, die wie Anabolika beim Aufbau von Muskeln helfen. Diese sind aber rein pflanzlich, haben keine Nebenwirkungen. Ein bisschen ist also dran am Popeye-Mythos, zweifelsohne bin ich eine ideale Sportlernahrung! Aber, und das ist mir jetzt wirklich sehr wichtig, essen Sie mich bitte frisch – nicht aus der Dose!

Aktuell sind Smoothies mit Spinat ja ein echter Hit.
Yep. Hipster sind die neuen Popeyes. (Lacht.) Ich freue mich, dass grüne Smoothies angesagt sind, aber meist wird getrocknetes Spinatpulver verwendet. Jetzt, im angehenden Frühling, fast schon eine Sünde! Zumal ich einer der ersten Frühlingsboten bin. Gönnen Sie sich doch mal einen Salat mit Frühlingsspinat, der ist besonders zart und lässt sich mit Stielen verzehren.

Spinat, wir danken Ihnen für das Gespräch!
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.
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