Der Knoblauch im Exklusiv- Interview
Jetzt rede ich!
von Sebastian BütowSicherlich ist Ihnen der legendäre Schauspieler-Grandseigneur und Sänger Johannes Heesters ein Begriff. Er wurde 108 Jahre alt und antwortete auf Fragen, warum er im hohen Alter noch so vital sein konnte, immer gerne mit: Knoblauch-Schnaps.
Ach ja, eine herrliche Anekdote! »Jopi« trank immer selbstgemachten Schnaps mit ordentlich drin von meiner Wenigkeit. Dafür hackte er mich fein, füllte eine Glasflasche zu einem Viertel damit, goss dann mit holländischem Genever auf und ließ den Trunk wochenlang auf der Fensterbank ziehen. Jetzt verrate ich Ihnen mal ein Geheimnis. Was glauben Sie, warum Angelina Jolie so verdammt jung aussieht? Richtig: Weil sie täglich Knoblauch-Tee trinkt.
Apropos jung bleiben…
Ich ahne, worauf Sie hinauswollen. Es ist eigentlich ganz einfach: Frisch hält man mich ziemlich lange, wenn ich nicht geschält werde. Eine ungeöffnete Knolle bleibt bis zu sechs Monate frisch, wenn man mich kühl und luftig lagert. Aber einzelne, aus der Knolle herausgelöste Zehen, die halten maximal drei Wochen.
Sie gelten als Jungbrunnen, schützen vor vielen Krankheiten. Wahrheit oder Mythos?
Wenn ich Ihnen jetzt aufzähle, wogegen ich helfe und schütze, wären wir Weihnachten noch nicht fertig! Haarausfall, Akne und vieles mehr. Ich helfe vor allem dem Herzen! Mahlzeiten mit viel Knoblauch senken das LDL-Cholesterin und beugen damit auch Thrombosen, Schlaganfällen und Herzinfarkten vor.
Stimmt es eigentlich, dass Sie auch vor Blutsaugern schützen? »Dracula«-Autor Bram Stoker haben Sie ein Image zu verdanken, das sich bis heute in den Köpfen der Menschen verankert hat.
(Lacht.) Und ich dachte, Sie kommen von einem seriösen Magazin! Ob es Vampire gibt, weiß ich nicht. Was ich Ihnen aber sagen kann, ist, dass norwegische Forscher vor Jahren das Verhalten von Blutsaugern untersucht haben, wenn Sie es mit mir zu tun bekommen. ‚Aufgrund des Mangels an Vampiren verwendeten wir stattdessen Blutegel‘, schrieben Hogne Sandvik und Anders Baerheim in ihre Untersuchung von 1994. Haha! Die Tiere mussten sich entscheiden zwischen einer mit mir beschmierten und einer sauberen Hand.
Und, was kam bei dem Experiment heraus?
Zwei Drittel der Blutegel saugten sich lieber an einer Stinkehand fest. Zudem brauchten sie an der Knoblauch-Hand nur knapp 15 Sekunden, um sich festzusaugen, dreimal länger an der sauberen.
Schon die alten Griechen haben Sie vergöttert.
Das kann man wohl sagen! Anstatt eines gewöhnlichen Brautstraußes, traten die Frauen damals vor den Altar mit einem Bund Knoblauch. Ich finde, das sollte man wieder einführen.
Ich hoffe, folgende Frage klingt nicht despektierlich: Haben sie einen wirklich guten Tipp für unsere Leser, was tatsächlich gegen eine Knoblauchfahne hilft?
Nun ja, eine Mundspülung oder Kaugummis helfen, wenn überhaupt, nur ein wenig, weil der in mir enthaltene Stoff Allicin ins Blut gelangt und vor allem über die Haut und die Lunge ausgedünstet wird. Wirklich helfen können nur Chlorophyll-Kapseln aus der Apotheke. Aber wenn Sie selbst kochen, verrate ich Ihnen einen Trick: Braten Sie meine Zehen im heißen Öl an, entfernen Sie diese wieder aus dem Fett. Dann bleibt der Geschmack, ohne die berühmt-berüchtigten Folgen. Aber niemandem weitersagen!
Danke für diesen wertvollen Hinweis! Waren Sie eigentlich schon mal in Chicago?
Nein. Wieso? Die US-Metropole wurde nach Ihnen benannt. »Chicagaoua« ist das indianische Wort für Wilden Knoblauch.
Das wusste ich nicht, das rührt mich zutiefst. Vielen Dank, dann muss ich dringend mal wieder in die Staaten.
Knoblauch, wir danken Ihnen für das Gespräch.