Der Döner im Exklusiv Interview
Fotos: iStock.com/KERSTIN WAURICK, iStock.com/Lukas Gojda

Der Döner im Exklusiv-Interview

Jetzt rede ich!

von Sebastian Bütow
Dienstag, 13.09.2022
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Herr Döner, was bedeutet Ihr Name eigentlich genau? Döner Kebab stammt, das wird Sie jetzt wenig überraschen, aus dem Türkischen und bedeutet „sich drehendes Grillfleisch“. 

Würden Sie sich auch als türkische Speise bezeichnen?
Es ist kompliziert! (Lacht.) Wissen Sie, ich bin tatsächlich viel deutscher, als viele ahnen. Grundsätzlich gab es Kebab-Fleisch vom karottenförmigen Drehspieß natürlich schon lange Zeit vor meinem Durchbruch bei euch. Die Art des vertikalen Fleischgrillens stammt aus Anatolien, damals wurde das Fleisch noch mit Holzkohle kross. Aber so, wie mich die Menschen heute kennen und vergöttern, als Döner-Sandwich, wurde ich in Berlin erschaffen!

Wann war das? Welches Genie hat Sie erfunden?
Sie dürfen mir gern zum Geburtstag gratulieren! 1972, also vor 50 Jahren, erblickte ich das Licht der Welt. (Lacht.) Kadir Nurman, ein türkischer Gastarbeiter, ist mein Papa. Ihm fiel auf, dass die gehetzten Großstädter einen schnellen Snack gut gebrauchen können. Ich entwickelte mich schnell zum Verkaufsschlager. Zwei Mark habe ich damals gekostet.

Es gibt noch viele andere, die behaupten, Sie erfunden zu haben ...
Sicherlich gibt es viele Geschichten um meine Entstehung und etliche Möchtegern-Genies – aber der Verein türkischer Dönerhersteller in Europa, ATDID, hat das mal recherchiert und kam zu dem Ergebnis, das dieser Meilenstein der Gastro-Geschichte tatsächlich Kadir Nurman zu verdanken sei. Der ATDID zeichnete Nurman 2011 auf der Döner-Messe „Döga“ für sein Lebenswerk aus. Leider ist er 2013 im Alter von 80 Jahren verstorben.

Haben Sie noch Erinnerungen an Ihre ersten Jahre in Berlin?
Nurman hatte eine Imbissbude beim Zoo am Kurfürstendamm. Meine erste Version war noch recht simpel, er hat nur Fleisch ins Brot gelegt. Erst später kamen dann Salat, Zwiebeln und Soße hinzu. Am Anfang gab es noch keine richtigen Fladenbrote, das Fleisch wurde teilweise im Brötchen serviert, oder wie der Berliner sagt: in der Schrippe.

In Berlin sind Sie der absolute Fastfood-King, es gibt dort 1.600 Döner-Imbisse. Kann man sagen, aufgrund Ihres Erfolges sind Sie von dort in die Türkei quasi reimportiert worden? 
So populär bin ich dort nicht. Die Menschen in der Türkei essen nicht gern aus der Hand, sie setzen sich lieber hin. Deshalb bin ich als Döner-Sandwich bei euch deutlich erfolgreicher. Ein Soziologe hat übrigens mal untersucht, warum in Berlin so viele Dönerbuden eröffneten wie sonst nirgendwo.

Bitte, erzählen Sie!
Anfang der 80er-Jahre gab es den sogenannten Lummer-Erlass. Der damalige Innensenator Heinrich Lummer (CDU) erhöhte den Druck auf Gastarbeiter, die ihren Lebensunterhalt nicht selbst finanzieren konnten. Wer nichts verdiente, musste mit Ausweisung rechnen. Das war damals der Grund, warum in Berlin so viele Döner-Läden aufmachten.

Die Frage „Mit allem?“ hört man in der Dönerbude so sicher wie das Amen in der Kirche. Was ist denn Ihre originellste Zutat?
Im Berliner Nobelhotel Adlon bin ich mit Trüffelsoße zu haben. Für 19 Euro! Man kann mich mittlerweile auch in feinem Ambiente und mit Stoffserviette genießen. Warum nicht? Ich fühle mich sehr geehrt und dieses Angebot unterstreicht, dass ich ernst genommen werde. 

Herr Döner, wir danken Ihnen für das Gespräch.

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