10 Fragen an Jonas Nay
»Ich mag Hotelzimmer mit Küchenzeile. Ich koche wahnsinnig gerne selbst.«
von Sebastian BütowIn der Spionage-Serie »Deutschland 83« und deren Sequels bläst ihm als DDR-Spion »Kolibri« der ungemütliche Wind des Kalten Krieges ins Gesicht. Die Serie bekam den International Emmy Award, mehr Anerkennung geht nicht. Im kommenden Jahr dürfen wir uns auf ein Kino-Highlight freuen: In einer Satire von Michael »Bully« Herbig spielt der Schauspieler und Musiker aus Lübeck einen Journalisten, der es mit der Wahrheit nicht so genau nimmt, in Anlehnung an den Skandal um Claas Relotius, der beim »Spiegel« jahrelang gefälschte Artikel veröffentlichte. Elyas M’Barek verkörpert Nays Gegenspieler.
- Am 15. Oktober startete Ihr neuester Film, »Du Sie Er & Wir«, auf Netflix. Worum geht’s?
Es ist eine Komödie mit ordentlich Dampf im Kessel. Zwei Paare treffen nach einem Pärchentausch-Experiment wieder aufeinander, in einem Ferienhaus. Bei der Bestandsaufnahme zerfleischen sie sich dann, weil nichts so gelaufen ist, wie es abgemacht war. Es ist ein Kammerspiel, das sich eigentlich nur in diesem Haus abspielt. Bei dem Partnertausch ging es nicht um Sex, sondern um die Frage, warum unsere Beziehungen im Alltag so einschlafen. - Sie sind auch leidenschaftlicher Musiker. Mit Ihrer Band Pudeldame treten Sie auch mal in TV-Shows auf. Für den mehrfach ausgezeichneten TV-Movie »Der Club der singenden Metzger«, in dem Sie eine Hauptrolle spielen, sahnten Sie den Bayerischen Filmpreis ab. Als Filmkomponist!
Diesen Preis bekam ich gemeinsam mit dem Co-Komponisten David Grabowski. Es ist der einzige Preis, der nicht auf dem Dachboden verstaut ist, sondern ganz in meiner Nähe steht, in meinem Filmmusikstudio bei mir zu Hause. - Apropos zu Hause, Sie leben in Ihrer Heimatstadt Lübeck. Warum wohnen Sie eigentlich nicht – wie fast alle deutschen Filmstars – in einer Metropole wie Berlin oder München?
Lübeck gibt mir eine gesunde Distanz zu meinem Arbeitsleben. Ich drehe viel in Großstädten und im Ausland, bin die Hälfte der Zeit woanders. In Berlin etwa bin ich rund um die Uhr der Bubble des Schauspielerlebens ausgesetzt, aber ich bin halt nicht zu 100 Prozent Schauspieler, sondern auch Musiker, und das trennt mich ein wenig von dieser jungen, aufstrebenden Schauspieler-Bubble, die in Berlin zugegen ist. - Deutscher Fernsehpreis, Grimme-Preis – es scheint, als hätten Sie mit 31 Jahren schon alles erreicht. Welche Träume haben Sie noch als Schauspieler?
Ich würde wirklich gerne mal in einem Film von Anders Thomas Jensen mitspielen! Das ist der dänische Regisseur, der »Dänische Delikatessen« und »Adams Äpfel« gedreht hat. Das ist zu einhundert Prozent mein Humor und meine Art und Weise, wie ich Filme erzählen würde. Das wäre für mich die Zierkirsche von hinten links. - Und außerdem?
Ich hätte auch mal Bock auf ein Biopic über Musiker. Das könnte ich doch wirklich gut ausfüllen. Da muss mich doch endlich mal jemand fragen. Es werden aber irgendwie immer wieder Leute ans Klavier gesetzt, die das gar nicht können! (Jonas Nay hat ein abgeschlossenes Musikstudium, Hauptfach Jazzpiano, d. Red.) - Welches Restaurant hat es Ihnen besonders angetan?
Kürzlich war ich im Hamburger »TA Vegan House«. Die machen vegane asiatische Küche. Geschmäcker, die du in deinem Leben noch nicht im Mund gehabt hast! In Lübeck gehe ich gerne in die »Zimberei«. Die machen die aller-verrücktesten Nachtisch-Kreationen, toben sich aus in der Fusion-Küche. Beim letzten Mal kam irgendwas zwischen eiskalt und brennend. - Wie wohnen Sie am liebsten, wenn Sie woanders einquartiert werden?
Ich bin eher Apartment- als Hotel-Typ, mag gerne Hotelzimmer, die einem Apartment nahekommen, weil sie eine Küchenzeile haben. Ich koche wahnsinnig gerne selbst. Und ich mag es, nicht zu lange aus dem Koffer zu leben. Die Rollen, die ich spiele, nehmen oft viel Zeit in Anspruch, ich mag dann das Gefühl, nicht auf dem Sprung zu sein, den Koffer nicht zu sehen. Ich brauche das Gefühl, angekommen zu sein. - Welche Hotels mögen Sie besonders?
Da habe ich eine ganz pragmatische Antwort: Ich mag Hotels, die direkt am Bahnhof liegen – wie das »Amado« in Berlin. Wenn ich nachts aus dem Zug steige, will ich nur noch ins Bett fallen. Das ist ein infrastruktureller Komfort, den ich sehr schätze. Ein Hotel muss auch ruhig sein. - Mit welcher Berühmtheit würden Sie gerne mal einen Drink nehmen?
Ich hätte Nelson Mandela gern getroffen, ich bewundere seine unglaubliche Ruhe und Unaufgeregtheit. Mich faszinieren Menschen, die traumatische Erlebnisse hatten und alles Recht hätten, extrem zu werden – aber genau das nicht werden, sondern moralische Vorbilder. - Das Leben ist zu kurz, um …
… Das Leben ist für alles viel zu kurz. Ich
merke auch, dass meine Tage viel zu kurz sind.
(Lacht.)