10 Fragen an Jan Georg Schütte
Fast Food ist für mich ein No-Go. Ich esse Fleisch, aber keinesfalls aus Massentierhaltung
von Daniela MüllerSchütte lässt seine Stars am Set improvisieren, das hat ihn zur Marke gemacht. Seine Arbeitsweise führt dazu, dass die Schauspieler zu enormer Spielfreude aufdrehen, weil sie ihre Figuren viel spontaner gestalten und selbst mitentwickeln können. Für seinen Regie-Stil wurde der gebürtige Oldenburger unter anderem mit zwei Grimme-Preisen ausgezeichnet. Als Schauspieler kennt man Schütte beispielsweise aus mehreren »Tatort«-Filmen und als Inspecteur Thierry Kadeg aus der erfolgreichen Krimireihe »Kommissar Dupin«.
- Ihr preisgekrönter Film »Altersglühen – Speed Dating für Senioren« markierte 2014 Ihren Durchbruch als Regisseur. Damals noch relativ unbekannt, haben Sie es geschafft, Schauspiel-Größen wie Senta Berger und Mario Adorf für Ihr Projekt zu begeistern. Wie schwierig war das damals?
Ich hatte »Altersglühen« zuvor als Hörspiel entwickelt, das war extrem erfolgreich (ausgezeichnet mit dem Deutschen Hörspielpreis, d. Red.). Die Schauspieler konnten da reinhören, um zu verstehen, was ich überhaupt vorhabe. Mein Trumpf war, dass ich selbst erfahrener Schauspieler bin und ihnen schmackhaft machen konnte, was sie da ausprobieren können. Als Senta Berger zusagte, haben die anderen gesagt: Wenn die dabei ist, mache ich da auch mit. - Mittlerweile haben Sie einen großen Namen als Regisseur und eine Art Alleinstellungsmerkmal, weil Sie die Stars in all ihren Werken improvisieren lassen. Folgen jetzt alle Schauspieler Ihrem Ruf, wenn ein neues Projekt ansteht?
Viele sind sofort dabei, das ist tatsächlich so. Ich bekomme Anfragen von sehr, sehr renommierten Leuten, die gern mit mir arbeiten möchten. Es gibt aber auch welche, die sagen: Das traue ich mir nicht zu, ich will lieber ein geschriebenes Drehbuch haben. Damit fühlen sie sich sicherer. - Auf welches Werk dürfen sich Ihre Fans demnächst freuen?
Meine Comedy-Serie »Kranitz – Bei Trennung Geld zurück«, in der ich einen Paartherapeuten spiele, wird fortgesetzt, wir produzieren eine zweite Staffel. - Haben Sie noch einen großen Traum? Würden Sie gern mal in Hollywood drehen?
Ich würde das gern mal auf internationalem Parkett ausprobieren! Diese Arbeitsweise ist für mich so klar und so sicher, sie führt immer zu einem guten Ergebnis. Das Wort Hollywood möchte ich nicht in den Mund nehmen – aber ich habe große Lust, mal mit französischen, italienischen, spanischen oder englischen Stars einen Film zu drehen. - Haben Sie ein Lieblingsrestaurant?
Tatsächlich hatte ich mal eins vor Corona: die »Garage« in Hamburg-Altona. Die hatten einen fantastischen Mittagstisch. Das war eine Garage, in der mittags eine Tafel aufgebaut wurde. Das war eine unkomplizierte Gastronomie mit unglaublich leckerem Essen! Ich habe da immer Kollegen und Künstler getroffen, das hatte etwas Familiäres. Es ist so schade, dass dieses Lokal wegen Corona nun nicht mehr stattfindet. Ich hoffe sehr, dass das Garage-Team bald wieder starten kann. - Gibt es für Sie gewisse No-Gos in der Gastronomie?
Fast Food ist für mich mittlerweile tatsächlich ein No-Go. Und noch etwas: Ich esse Fleisch, aber keinesfalls welches, das aus Massentierhaltung stammt. Diese Tierquälerei will ich einfach nicht mehr unterstützen. Ich frage in Restaurants auch nach, wo das Fleisch herkommt. Und wenn es aus Massentierhaltung kommt, bestelle ich lieber ein vegetarisches Gericht. - Welche Hotels favorisieren Sie?
Mit meiner Frau verbringe ich gelegentlich Wochenenden in Hotels, das ist immer ein großer Spaß. Gern auch in Hamburg, obwohl ich in Hamburg wohne. Vor Kurzem war ich im Park-Hotel in Bremen. Das hat eine Grandezza! Dort war ich vorher schon untergebracht, hatte aber keine Zeit, es zu genießen, weil ich immer arbeiten musste. Ich bin kein großer Ketten-Fan. Wenn ich privat unterwegs bin, suche ich eher etwas Familiengeführtes. Das »Genueser Schiff« in Hohwacht mag ich auch sehr gern. - Es bewirbt sich als »Ausschlaf-Hotel« …
Die Lage direkt an der Ostsee, man schläft unter Reetdach, das ist kein großer anonymer Laden, und ja – man kann dort wahnsinnig lange frühstücken! Jedes Zimmer ist anders eingerichtet, es ist sehr gemütlich dort. Eine anregende, sinnliche Atmosphäre ist mir sehr wichtig bei einem Hotel. Ich war auch in einigen französischen Hotels, in denen die Dielen geknarzt haben, aber egal. Da lag eine Sinnlichkeit in der Luft. - Mit welcher berühmten Persönlichkeit – egal ob tot oder lebendig – würden Sie gern mal ein paar Drinks nehmen an der Hotelbar?
J. D. Salinger! (Autor des Weltbestsellers »Der Fänger im Roggen«, d. Red.) Sein Buch zählt zu den wenigen, die ich mehrmals gelesen habe. Das hat mich extrem berührt, mit dem würde ich gern mal einen Abend verbringen. Seine Art von Melancholie, die Genauigkeit bei der Beobachtung von Menschen, sein Humor, diese drei Dinge berühren mich total. - Das Leben ist zu kurz, um ...
... es mit Neid zu verbringen.