10 Fragen an Jan Delay
„Ich wollte mit 17 selbst Hotelier werden“
von Karoline GiokasDas unverkennbare Markenzeichen des 46-Jährigen: seine auffällig nasale Stimme. In Kombination mit jeder Menge Leichtigkeit und coolem Groove haucht der gebürtige Hamburger so dem wohl berühmtesten frechen Raben unserer Zeit Leben ein und sensibilisiert neuerdings in Kooperation mit dem Wasseraufbereitungsunternehmen Grünbeck für die wertvolle Ressource Wasser.
- Seit Jahren führen Sie ein musikalisches Doppelleben – warum haben Sie sich nie auf eine Musikrichtung festgelegt?
Weil ich einen sehr ekliptischen Musikgeschmack habe, der mir einen weiten Horizont gibt. Das habe ich alles meinen Eltern zu verdanken. Die hatten eine tolle Plattensammlung, bei der quasi von Bob Marley bis zu den Ramones alles drin war. Dementsprechend ist mein Geschmack. Hip-Hop hat mir gezeigt, dass dies die beste Musikrichtung der Welt ist. Jan Delay ist nach 10, 15 Jahren entstanden, als ich Lust hatte, was mit einer Liveband zu machen. - Viele Songs Ihres Albums „Earth, Wind & Feiern“ sind noch vor Corona entstanden. Dennoch treffen sie den Nerv der aktuellen Nach-Pandemie-Zeit, inwiefern?
Wenn ich Songs mache, schreibe ich die Texte, wie ich möchte, weil mir gewisse Themen ein Bedürfnis sind. Wenn diese nach vier Jahren noch aktuell sind, freut mich das. Als die Pandemie kam, haben die Zeilen des Albums eine andere Bedeutung bekommen. Das war schon unheimlich, wenn ich beim Intro gesungen habe „Ja, es sind finstere Zeiten. Aber das muss gar nicht sein. Lass uns die Wolken vertreiben. Ich hab Sonne dabei.“ Da haben wir eine Gänsehaut gekriegt. - Auf der Leinwand leihen Sie dem kleinen Raben Socke Ihre Stimme – ziemlich kontrastreich zur Musikerrolle.
Überhaupt nicht, im Gegenteil, das ist eigentlich nur ein verlängerter Arm dessen, was ich sowieso mache. Ich arbeite hier genauso mit meiner Stimme im Studio. Als Musiker mache ich aber noch viel mehr, denk mir alles aus, produziere es, schreibe Texte … Als Rabe Socke genieße ich es, ins Studio zu gehen, ohne mir vorher was dabei zu denken. Hierbei sagt mir jemand, was ich tun soll. - Mit welchem Star würden Sie am liebsten zusammenarbeiten?
Mit allen, die ich in Deutschland gut finde, habe ich schon was gemacht. Aber mit Jay-Z oder Dr. Dre, das wären schon noch so Goals. (lacht) - Was muss ein Hotel haben, damit Sie einchecken?
Hotels haben auf mich schon immer eine Faszination ausgeübt. Als ich so 15, 16, 17 war, wollte ich Hotelier werden oder ein Hotel besitzen. Ich finde solche Hotels toll, bei denen ich das Gefühl habe, dass alle, die dort arbeiten, das gern machen, ihren Job lieben und gern die Leute zufrieden stellen. Bei den Ketten habe ich öfter das Gefühl, dass die Mitarbeiter sich manchmal zu wenig mit dem Haus, in dem sie arbeiten, identifizieren können. Es gibt tolle Pensionen, die sich den Hintern aufreißen, damit die Gäste glücklich nach Hause gehen, das sind meine Lieblinge. - Und welches Restaurant kann Sie kulinarisch glücklich machen?
Da gibt’s viele. Mir geht’s vor allem um Qualität und um Frische, nicht um Chichi-Kram oder goldene Steaks. Das beste Essen, das ich je in meinem Leben gegessen habe – ich wusste nicht, dass ich solche Geschmacksnerven und -knospen in meinem Mund habe –, wurde mir im Noma, Kopenhagen serviert. Das war eine Lebenserfahrung, obwohl ich schon oft bei Sterneköchen essen war. Aber das war immer viel zu viel Brimborium. - Was ist Ihnen bei Ihrer eigenen Ernährung wichtig?
Dass sie gut ist. Ich bin Gott sei Dank schon früh darauf gekommen, weil wir als Kinder quasi fast schon getourt sind, erstmals mit der eigenen Tour, als wir noch zur Schule gegangen sind. Da merkst du schnell, wenn du dich nicht gut ernährst, klappst du zusammen. Ich kann nur jedem empfehlen, auch Nichtmusikern: Nehmt, wenn es geht, fünfmal am Tag was Frisches, Gemüse oder Obst, wenig Zucker, wenig Salz, Fett zu euch. Da halt ich mich auch nicht immer dran. (lacht) Aber viel frisches Gemüse und Obst, das ist wichtig. Ich habe jetzt auch aufgehört mit Fleischessen. Auch noch wichtig: viel trinken, viel, viel Flüssigkeit. - Gemeinsam mit Grünbeck machen Sie aktuell auf die wertvolle Ressource Wasser aufmerksam. Warum liegt Ihnen das Thema so am Herzen?
Weil es neben der Luft wohl mit das Wichtigste ist, was wir brauchen. Ich kann da nur diesen einen Rapper zitieren, Jan Delay, glaub ich, heißt der. (lacht) Der hat mal gesagt und das kann ich ganz gut mitempfinden: „Ich hab Wasser um mich rum, Wasser in mir drin. Was hab ich gesagt? Wasser ist der King. Wasser in mich rein, Wasser für die Welt! Was soll ich sagen? In Hamburg geboren, Wasser kommt von oben, Wasser kommt von vorn, Wasser number one, nix ist so wichtig. Und wenn du Müll reinschmeißt, dann ... ich krieg dich.“ - Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gern mal an der Hotelbar einen Drink genießen?
Ganz klar, Harald Juhnke und (überlegt) Martin Semmelrogge. - Das Leben ist zu kurz, um …
… immer nur Interviews zu geben. (lacht)