10 Fragen an Gesine Cukrowski
„Das Hotelfach kann ein Fenster zur Welt sein.“
von Sebastian Bütow„Mutig, konsequent und humorvoll“, „tolle Frauengeschichten“ – Zuschauer und Kritiker schätzen die Serie für ihre modernen Figurenzeichnungen und ihre erfrischenden Geschichten am Puls der Zeit. Im Sommer wird die zweite Staffel gedreht. Die Ur-Berlinerin Gesine Cukrowski, Jahrgang 68, war lange auf Theaterbühnen erfolgreich und zählt seit nunmehr fast 30 Jahren zu den beliebtesten deutschen Film- und TV-Schauspielerinnen. Für ihre Serienrolle bereitete sie sich in einem Hotel ihres Vertrauens vor.
- Wovon machen Sie abhängig, ob Sie in einem Film- oder TV-Projekt eine Rolle annehmen?
Für mich hängt es zu 100 Prozent von den Drehbüchern ab, ob ich zusage oder nicht. Denn es geht ja um die Geschichten, die wir erzählen wollen. Wenn Figuren so geschrieben sind, dass sie nicht eindimensional sind, wenn auch mal Überraschendes passiert in der Geschichte. Der Reiz bei einer Serie liegt darin, auf einer langen Strecke Figuren viel genauer erzählen zu können. - Wie haben Sie sich auf Ihre Rolle als Hotelchefin vorbereitet?
Eine Freundin von mir, Isolde Heinz, ist die Managerin des Hotels Fischland in Dierhagen (Mecklenburg-Vorpommern). Ich hatte das Glück, in diesem Hotel vor vielen Jahren zwei Filme zu drehen. Wenn man in einem Hotel viel Zeit verbringt, lernt man die Leute dort natürlich näher kennen. Seit sie das Hotel führt, sind wir immer in Kontakt geblieben. - Sie haben also das Geschehen in einem echten Hotel ganz genau unter die Lupe genommen?
Ja, Isolde Heinz ist so eine traumhafte Hotelchefin, ich habe sie mit Fragen gelöchert. Für die Vorbereitung auf meine Rolle bin ich ihr auch eine Weile auf Schritt und Tritt gefolgt, habe sie genau beobachtet. Im „Hotel Mondial“ gibt es eine Szene, in der ich eine Kündigung ausspreche. Dafür habe ich mich mit ihr abgesprochen und sogar einen Satz original von Isolde eingebaut. - Hotels werden in der Regel sehr hierarchisch geführt ...
Das kann ich bestätigen. Aber das ist am Theater oder am Filmset auch so, daher kenne ich das mit den Hierarchien sehr gut. - Würde es Sie auch privat reizen, ein Hotel zu übernehmen?
Lieber nicht, dafür fehlt mir dann doch das Know-how. Kurz vor meinem Abitur wurde ich, wie alle anderen, zur staatlichen Berufsberatung geschickt und bekam dort zwei Broschüren in die Hand: eine für Schauspielerei und eine für das Hotelfach. Dieser Beruf kann ein Fenster zur Welt sein, ich wollte auf jeden Fall reisen und andere Länder kennenlernen. Das Hotelfach wäre auch eine Möglichkeit gewesen, um andere Länder intensiv kennenzulernen. Ist das Hotel Fischland auch Ihr Lieblingshotel?
Ja, es wird fantastisch geführt, die Angestellten sind so was von zauberhaft und zuvorkommend. Es hat einen der schönsten Strände der Welt vor der Tür, der wurde von einem Magazin tatsächlich mal zu den zehn besten Stränden der Welt gekürt. Zu Recht. Und es ist nur zweieinhalb Stunden von Berlin entfernt. Ich muss wirklich nicht in die Karibik fliegen, einen wunderbaren weißen Sandstrand habe ich auch hier.- Welche Restaurants schätzen Sie?
Ein „Traumschiff“-Dreh führte mich kürzlich nach Namibia. Fantastisches Essen, egal, wo wir dort waren! Ich muss mir unbedingt ein namibisches Restaurant suchen. In Berlin mag ich das „Lenzig“, weil es so herrlich normal ist und schön ruhig. - Was gefällt Ihnen gar nicht, wenn Sie zu Gast sind in einem Lokal?
Arrogante Kellner. Was mir auch sehr missfällt, ist der Trend, den ich leider immer wieder beobachten muss, dass ältere Gäste offenbar in einigen Restaurants nicht erwünscht sind. Dann werden Reservierungsschildchen aufgestellt, und wenn ein älteres Ehepaar hereinkommt, wird einfach behauptet, es sei reserviert, weil sie keine ältere Klientel möchten. Die Betreiber haben wohl Angst, dass ihr Laden dadurch den Hipness-Charakter verlieren könnte. Darauf reagiere ich sehr allergisch, das muss sich dringend ändern. - Mit welcher berühmten Persönlichkeit würden Sie gern mal ein paar Drinks an der Hotelbar nehmen?
Lieber möchte ich mit einer Frau reden, die im Iran für ihre Rechte protestiert. Das interessiert mich mehr als eine Berühmtheit. Es gibt Schriftsteller, die ich verehre, wie zum Beispiel Astrid Lindgren, aber durch ihre Bücher bekomme ich ja auch Inspiration, ohne Hotelbar. (Cukrowski war kürzlich mit der Lindgren-Lesung „Kein Mensch muss müssen – die Geschichte einer großen Frau“ auf Tour.) - Das Leben ist zu kurz, um ...
... Dinge aufzuschieben.