10 Fragen an Esther Sedlaczek
von Sebastian BütowWie sehr genießen Sie die Fußball-WM?
Das ist für mich die beste Gelegenheit, diesen Sport auch mal als richtiger Fan zu erleben. Auch wenn ich einen Traumjob habe, dieses Fansein geht dabei natürlich ein bisschen flöten. Es fühlt sich einfach herrlich an, Spiele auch mal privat zu genießen, auf der Couch oder beim Grillen mit Freunden.
Als Moderatorin haben Sie ein gewisses Alleinstellungsmerkmal, weil Sie 2010 ein großes Casting für sich entschieden haben. Wie lief das damals ab?
Ich habe damals Politikwissenschaft studiert, nebenbei als studentische Aushilfskraft im RTL-Hauptstadtstudio gearbeitet. Einige Kollegen wussten, dass ich fußballbegeistert bin, sagten zu mir: Versuch’s doch einfach mal! Kameramänner haben mir geholfen, ein Demotape aufzunehmen. Das habe ich weggeschickt, und dann kam eines Tages der Anruf, dass ich unter den ersten elf sei. Die haben uns dann unter anderem in ein professionell ausgeleuchtetes Studio geschickt und moderieren lassen. Ich war natürlich aufgeregt, dachte mir: Okay, das ist jetzt deine Chance. Schließlich war ich überrascht und überglücklich, dass man sich für mich entschieden hat.
Welche Highlights fallen Ihnen spontan ein, bei denen Sie als Moderatorin oder Reporterin dabei waren?
Puh, in acht Jahren ist eine Menge passiert. Es ist schwierig, die größten Highlights festzulegen. Es sind nicht immer diese oberflächlichen Faktoren, die in Erinnerung bleiben. Manchmal ist es auch eine gewisse Atmosphäre, die man nie vergisst. Ein Halbfinale im DFB-Pokal zwischen Greuther Fürth und Borussia Dortmund war wegen seiner spektakulären Schlussphase sicherlich unvergesslich. Dieses Spiel würde mir sofort in den Sinn kommen. Auch die Aufstiegsfeier des VfB Stuttgart. Für solche Momente liebst du diesen Sport einfach. Wenn eine Mannschaft ihren Erfolg so unfassbar feiert, so stolz auf das Erreichte ist, eine Einheit zwischen Fans und Spielern entsteht. Auch die Stimmung in den Stadien von Besiktas Istanbul und Celtic Glasgow war unglaublich.
Ist Ihnen schon mal ein peinlicher Versprecher rausgerutscht?
Einmal habe ich versehentlich Fortuna Düsseldoof gesagt, beim Vorlesen der Tabelle. Das war nach einem Sieg des 1. FC Köln in der Zweiten Liga gegen Cottbus. Weil der große Rivale der Düsseldorfer gewann, war dieser Versprecher dann besonders unglücklich.
Haben es Frauen im TV-Sportjournalismus schwerer als ihre männlichen Kollegen nach einem Fehlerchen wie diesem?
Es wird eher darüber gesprochen, als wenn sich ein männlicher Moderator oder Kommentator mal verspricht, die Intensitäten sind anders. Heute bedeutet ein Versprecher nicht mehr das Ende deiner Karriere, aber ich glaube, dass bei Frauen ganz genau hingehört wird, Fehler schneller registriert werden.
Woche für Woche interviewen Sie die ganz großen Fußballstars und -trainer, zuletzt auch einen der größten aller Zeiten: Zinédine Zidane. Gibt es welche, zu denen Sie eine besondere Affinität haben?
Das gilt für alle Fußballer, die eine eigene Meinung haben und sich trauen, diese zu vertreten in aller Öffentlichkeit. Auch wenn sie mal unpopuläre Aussagen tätigen. Es muss aber gar nicht dieses Anecken oder Ehrliche sein, sondern Authentizität! Zinédine Zidane ist für mich der Größte. Zum ersten Mal hatte ich ihn 2015 im Interview. Das war ein absoluter Fan-Moment für mich.
Sie reisen durch die Städte der Bundesliga und der Champions League, kennen etliche wunderschöne Hotels. Welches hat es Ihnen besonders angetan?
Ich schätze das Stue in Berlin. Anhand dieses Hotels kann ich gut veranschaulichen, worum es mir bei einem Hotel geht. Ich mag Anonymität. In ein Hotel zu kommen, um dann für dich zu sein, das finde ich wichtig. Andererseits mag ich es auch, wenn ein Hotel etwas Familiäres hat und sich wie ein Wohnzimmer anfühlt. Die Einrichtung, die Art der Farben, finde ich ganz wichtig. Das Stue befindet sich direkt am Tiergarten in Berlin. Aus manchen Zimmern sieht man das Affengehege. Das finde ich cool!
Was ist in einem Hotel am allerwichtigsten für Sie?
Die Matratzen! Ich bin ja ein wahnsinniger Freak, was das angeht. Durch die viele Reiserei bin ich da total sensibel geworden.
Gibt es auch dieses eine Restaurant, das Ihr Herz erobert hat?
Ich liebe Sushi-Restaurants! Vor allem das Kuchi in Berlin. Die Einrichtung dort ist nicht wahnsinnig fancy, aber schön – mich begeistert das Essen dort. Im Kuchi habe ich zum ersten Mal überhaupt Sushi probiert. Das war vor 15 Jahren oder so. Es gibt da die »My Best Friends Roll« mit einer leckeren Sauce obendrauf, die schmeckt mir einfach am allerallerbesten. Bei jedem Berlin-Aufenthalt gehe ich dort essen – entweder in der Kantstraße oder in der Gipsstraße.
Was ist für Sie ein absolutes No-Go in einem Restaurant?
Wenn es zu lange dauert, ich Ewigkeiten auf die Rechnung warten oder dreimal nachfragen muss, wo denn die Flasche Wasser bleibt, die ich bestellt habe. Oder wenn ich eine Stunde aufs Essen warten muss. Das kann mich irre machen.
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.
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