10 Fragen an David Garrett
»Ein Hotelzimmer sollte es dem Gast nicht unnötig schwer machen«
von Daniela Müller- Ihr aktuelles Album heißt »Explosive« – ein gelungener Mix aus Eigenkompositionen und Crossover-Interpretationen, der nicht nur eingefleischte Klassikliebhaber begeistert. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsrezept?
Die Zutaten dafür sind Arbeit, Arbeit und noch etwas mehr Arbeit. Leider gibt es keinen bequemen Weg zum Erfolg. Ich bin überzeugt, das gilt nicht nur für meinen Beruf, sondern für ziemlich jeden. Wer nicht alles gibt und mit Leidenschaft dabei ist, hat keine Chance, besonders weit zu kommen. Denn dann wird es immer jemanden geben, der mehr arbeitet, mehr will und mehr dafür tut. Es geht nicht ohne Fleiß und Extraschichten. - Derzeit sind Sie auf großer Deutschland-Tour. Wie bringen Sie Ihr Publikum zum »Explodieren«?
In erster Linie natürlich mit Musik! Wir haben ein tolles musikalisches Programm – Stücke aus dem Album und sehr viel neues Material, das ich in den letzten vier Monaten erst geschrieben habe. Dazu habe ich einige Best-off-Lieder aus der Vergangenheit im Gepäck. Eine sehr ausgewogene und spannende Mischung und eine großartige Show: Ich werde auf einer 360°-Bühne spielen, die rundherum von den Zuschauern umgeben sein wird. Ich freue mich sehr darauf! - Sie sind mit Ihren Crossover-Interpretationen von Beginn an neue Wege gegangen. Was wollten Sie erreichen?
Mir war es schon immer sehr wichtig, dass meine Musik auch ein neues, jüngeres Publikum anspricht. Die Crossover-Stücke machen mir großen Spaß – und ich erreiche damit Menschen, die sich bis dato vielleicht noch nicht mit klassischer Musik beschäftigt haben. - Ihr Album enthält elf Eigenkompositionen. Welche bedeutet Ihnen besonders viel und was für eine Geschichte steckt dahinter?
Diese Frage ist schwer zu beantworten. Ich habe noch keine Kinder, aber wenn ich jetzt elf Kinder hätte und Sie würden mich fragen, welches ich am meisten liebe, dann könnte ich genauso wenig eine Antwort darauf finden. Selbst wenn ich heimlich eines davon ein wenig lieber hätte, sagen würde ich das nie (lacht) …
Aber jedes Stück hat natürlich seine eigene Geschichte. Spontan fällt mir eine zu »Adventure Island« ein: Ich habe es backstage zusammen mit John Haywood (britischer Pianist und Produzent, d. Red.) vor einem Konzert in Mexico City geschrieben. Wir waren so kreativ und hoch konzentriert in der Musik gefangen, obwohl in der Halle 10.000 Menschen darauf gewartet haben, dass ich auf die Bühne gehe. Ich wollte einfach nicht aufhören, weil das Lied noch nicht fertig war. Bis zehn Sekunden vor Showstart um 20 Uhr haben wir daran gebastelt, dann habe ich meine Geige genommen, bin auf die Bühne gegangen und habe das Konzert gespielt. - Sie sind in zwei Ländern zu Hause und beruflich unwahrscheinlich viel unterwegs. Worauf achten Sie besonders, wenn Sie in einem Hotel übernachten?
Was mir in einem Hotel besonders wichtig ist, ist ein offenes Layout der Zimmer. Ich mag keine verschachtelten Hotelzimmer mit zwei kleinen Räumen nebeneinander, wo ich von vorneherein weiß, dass ich den Wohnbereich nie nutzen werde. - Und was macht Ihnen in Hotels manchmal das Leben schwer?
Oh, da gibt es viele Kleinigkeiten, die mir über die Jahre aufgefallen sind (lacht). Zum Beispiel im Badezimmer, wenn sich Duschgel, Shampoo & Co. in diesen kleinen, harten Plastikflakons befinden. Um etwas herauszubekommen, klopft man dann so lange, bis mehr vom Inhalt auf dem Boden landet als auf der Hand. Oder wenn sich die Handtücher am anderen Ende des Bads befinden und ich nach dem Duschen einmal quer durch das Zimmer laufen muss, um mich abzutrocknen. Ein Klassiker ist der viel zu klein geratene Bademantel …
Toll ist auch, wenn die Bettlaken dermaßen weit unter die Matratze geschoben sind, dass man automatisch versucht, sich irgendwie freizustrampeln, und man dann nachts vor lauter Schreck plötzlich mit einer Herzfrequenz von 180 aufwacht und nicht mehr einschlafen kann (lacht). Dann wäre da noch die Elektronik. Wenn es in einem Zimmer z. B. gefühlte 25 Lichtschalter gibt – und man vor dem Schlafengehen einfach nur das Licht ausschalten möchte, dafür aber am Ende eine halbe Stunde braucht, bis es endlich dunkel ist! Ich bin wirklich ein sehr pragmatischer Mensch und mag es nicht, wenn simple Dinge zu kompliziert gemacht werden. - Wie wichtig ist Ihnen Ihre Ernährung? Worauf achten Sie – und wofür nehmen Sie auch mal eine Sünde in Kauf?
Na ja, ab und zu darf man sich schon mal etwas nicht ganz so Gesundes leisten (lacht). Aber im Ernst, ich arbeite und reise sehr viel, deshalb ist es umso wichtiger, dass ich darauf achte, mich gesund zu ernähren. Um nicht doch schwach zu werden, räume ich z. B. in Hotelzimmern immer gleich die Schokolade und das Knabberzeug aus meiner Minibar. So komme ich nachts erst gar nicht in Versuchung, aus Langeweile die Vorräte zu plündern. - Sie wollen einen schönen Abend verbringen – gehen Sie gerne essen oder bleiben Sie lieber zu Hause?
Tatsächlich esse ich, wenn ich die Wahl habe, sehr gerne zu Hause. Ich habe in den vergangenen Wochen angefangen, selbst zu kochen. Das hat mir viel Spaß gemacht. Wenn ich ausgehe, dann meist gemeinsam mit Freunden – und eher leger als schick. - Welche Persönlichkeit – tot oder lebendig – würden Sie gerne einmal zufällig an der Theke treffen?
Alexander den Großen – weil er eine bedeutende Persönlichkeit der Geschichte ist, die in ihrem kurzen Leben wahnsinnig viel erreicht hat. Ich bin von Menschen fasziniert, die sehr jung schon etwas aus ihrem Leben gemacht haben. - Das Leben ist zu kurz, um …?
… um nichts zu tun!