Gemeinsam kriegen wir das gut hin
Foto: Hamburg Messe und Congress/Michael Zapf

Gemeinsam kriegen wir das gut hin!

Im Gespräch mit Claudia Johannsen

von Karoline Giokas
Donnerstag, 17.03.2022
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Claudia Johannsen Geschäftsbereichsleiterin bei der Hamburg Messe und Congress
Foto: Hamburg Messe und
Congress

Wir haben mit Claudia Johannsen, Geschäftsbereichsleiterin bei der Hamburg Messe und Congress, über die Herausforderungen bei der Planung, die Stimmung unter den Ausstellern und die Top-Highlights des Events gesprochen.

Frau Johannsen, obwohl man im Herbst letzten Jahres zuversichtlich war, musste die erste große Branchenmesse für 2022, die Intergastra in Stuttgart, letztlich doch noch abgesagt werden. Auch die Internorga ist aufgrund der Pandemie verschoben worden. Wie ist die Stimmung denn bei Ihnen?

Auch wenn die Intergastra Konkurrenz ist, hatten wir uns doch alle darauf gefreut. Als erstes Event im neuen Jahr hätte die Messe ein Zeichen gesetzt, dass wir endlich wieder zur Normalität zurückkehren können. Schließlich ist es mittlerweile unser aller Grundbedürfnis, uns endlich wieder live vor Ort zu treffen, statt weiter nur in der eigenen Suppe zu fischen. Die Reaktionen der Aussteller auf unseren neuen Messetermin waren, wie erwartet, unterschiedlich. Wir haben jedoch mehr Zuspruch und Verständnis für diese unausweichliche Entscheidung erhalten. 

Dass der neue Termin für den einen oder anderen leider nicht optimal ist, ist uns bewusst. Die Verschiebung einer Messe ist sehr komplex. Zahlreiche externe und interne Faktoren müssen dabei berücksichtigt und sorgsam abgewogen werden. Das ist einem Außenstehenden wahrscheinlich nicht so klar. Und eine verschobene Internorga ist allemal besser als eine abgesagte Internorga – darin sind wir uns mit Ausstellenden und Besuchenden einig. Wie viele Besucher letztlich kommen werden, das steht noch in der Glaskugel ... nach der Messe werden wir schlauer sein!

Mit welchen Neuerungen begrüßen Sie die Besucher in diesem Jahr?
Bereits seit 2019 arbeiten wir an einer komplett neuen Hallenstruktur, deren Umsetzung eigentlich 2020 erfolgen sollte. Aufgrund der Pandemie hat sich das Ganze aber bis in 2022 gezogen. Nun wechseln ganze Bereiche ihre Hallen, Nahrungsmittel und Getränke kommen nun in die A-Hallen, wobei eine Anbindung an die Thematik »Digitalisierung« in Halle A2 erfolgt. Der gesamte Küchentechnik-Bereich zieht in unsere größten Hallen, die B6 und B7, die Einrichtungsaussteller haben wir mit einem durchgängigen Fluss gebündelt durch die vier Hallen B1 bis B4 im Erdgeschoss. Auf Basis der Customer Journeys vergangener Jahre gelingt es uns so, die Aufplanung noch stringenter zu sortieren. Jeder Bereich hat nun seinen eigenen Eingang, an dem man starten kann. Es wird so nicht nur für die Besucher einfacher, zielgerichtet über die Messe zu gehen, auch Aussteller können ihre Zielgruppe nun noch genauer ansprechen.

Leben auf der Messe INTERNORGA
Foto: Hamburg Messe und Congress

Was werden denn die Highlights des Messeprogramms sein?
Als Messeveranstalter fokussieren wir uns 2022 auf zwei neue Trends, die sich während der Pandemie abgezeichnet haben: Zum einen den Bereich Delivery und Packaging, denn das Thema Nachhaltigkeit hat sich nicht einfach nur in den vergangenen Jahren entwickelt, sondern wurde durch Corona nun noch einmal mehr befeuert. Die Menschen haben sich intensiver denn je mit sich selbst und ihrer Ernährung beschäftigt und nutzen die Gastronomie nun anders als früher. Sie greifen auf Lieferdienste zurück und konsumieren Snacks und Co. weit weniger auf dem Weg zur Arbeit oder nach Hause – ein Umstand, der nicht von heute auf gleich verschwinden wird. 

Zahlreiche Gastronomen haben sich bereits während der Pandemie darauf eingestellt, Hersteller ihre Sortimente angepasst und Zulieferer ihre Strategien umgestellt. Mit einem eigens für dieses Thema geschaffenen Messebereich sollen nun alle Beteiligten noch mehr Unterstützung erfahren. Neben den neusten Trends und Konzepten für nachhaltige Verpackungsmaterialien, spezielle Einweg- und Mehrwegverpackungen können sich Besucher bei angesagten Food-Delivery-Plattformen sowie innovativen Start-ups über verschiedene Liefermethoden und logistische Herausforderungen informieren. 

Zudem widmen wir dem Thema Digitalisierung eine eigene Halle. In diesem Bereich hat sich auch coronabedingt jenseits von intelligenten Kassen unglaublich viel getan. Es wird unter anderem Fragen nachgegangen wie Betroffene angesichts der Personalknappheit ihre Küche mithilfe künstlicher Intelligenz und innovativer Apps bis hin zu Automatisierung smart aufstellen können – die Bandbreite hätte sogar zwei Hallen belegen können. 

Die Ausstellerschaft fiebert der Messe entgegen und vertraut uns als Veranstalter!

Worauf freuen Sie sich persönlich am meisten?
Darauf, dass die Messe stattfindet und Kunden, Besucher sowie Aussteller endlich wiederzusehen. Ich freue mich auf anregende Gespräche, auf den Austausch darüber, wie man mit den vergangenen Monaten umgegangen ist, und darauf, die gesammelten Erfahrungen miteinander zu teilen. Mich interessiert beispielsweise auch, was die Motivation der Besucher ist, die Messe zu besuchen. Nur so können wir als Veranstalter herausfinden, wie wir das Event künftig weiterentwickeln können. 

Auf welche coronabedingten Beschränkungen müssen sich Aussteller wie Besucher einstellen?
Nach zwei Jahren Pandemie haben wir gelernt, dynamisch mit Rahmenbedingungen umzugehen. Es herrscht längst nicht mehr die anfängliche Anspannung und Hysterie wie zu Zeiten, in denen man nicht wusste, was als Nächstes passiert. 

Als Messeveranstalter haben wir uns bereits sehr früh, Ende September letzten Jahres, auf Basis einer Ausstellerbefragung und im Rahmen einer Beiratssitzung dazu entschieden, die Internorga 2022 als 2G-Event stattfinden zu lassen, und das frühzeitig kommuniziert. Es sind also sowohl Aussteller als auch Besucher drauf eingerichtet. Der Schritt von 2G auf zurzeit 2G+ ist kein großer. Wir werden zusätzlich Testmöglichkeiten einrichten und anbieten, wenn es die Situation Ende April dann noch erfordert. Die Beteiligten wären sicher dazu bereit, denn ich bin überzeugt, dass alle, wir als Messeveranstalter, die Aussteller oder Besucher, alles daransetzen, so sicher und vernünftig wie nur möglich zu handeln. 

An den Messeständen werden die Einschränkungen nicht so drastisch sein, dass die Aussteller diese als zu schwerwiegend empfinden. Es werden nach wie vor Verköstigungen möglich sein, es gibt keine Personenbegrenzungen pro Quadratmeter, es gelten die gleichen Richtlinien wie in der Gastronomie auch. 

Es sind große Teamplayer, neue Unternehmen wie auch Start-ups dabei!

Es haben ja schon Messen in Deutschland stattgefunden – uns ist nicht bekannt, dass daraus irgendwelche Folgen resultiert sind. Wir glauben, Messen sind machbar, wenn die Menschen sich an die Regeln halten. Darauf werden wir eben auch verstärkt achten. Natürlich bedeutet dies einen erheblichen Mehraufwand – ob nun bezogen auf das technische Equipment oder den personellen Einsatz – den man manchmal finanziell noch schwer beziffern kann. Wir sind aber für alle Szenarien gewappnet!

Gibt es denn einen Plan B, falls die Internorga 2022 komplett abgesagt werden müsste?
Nein. Wir werden auch kein digitales Angebot fahren, falls die Messe nicht stattfinden kann. Die Internorga und Messen allgemein sind de facto ein haptisches Thema. Inhaltlich kann man die Produkte zwar in Workshops, Präsentationen und Diskussionsrunden abbilden, so wie wir es auch 2021 gemacht haben. Allerdings mussten hier leider alle Beteiligten feststellen, dass solch ein virtuelles Konzept nur semi- bis gar nicht erfolgreich war und sich daher in Zukunft für alle Beteiligten nicht rechnet. 

Die Besucher wollen während eines Gesprächs vor Ort ein Produkt erfahren, beispielsweise Geschirr hochnehmen, haptisch spüren – dieser physische Eindruck lässt sich über einen Bildschirm nicht vermitteln. 

Welchen Herausforderungen standen Sie bei den Vorbereitungen gegenüber?
Es war spannend, andere Gespräche mit den Ausstellern zu führen, denn seit Ausbruch der Pandemie sind diese teilweise etwas ambivalent unterwegs. Auf der einen Seite sehnen sie eine physische Messe herbei, auf der anderen Seite sind sie auch vorsichtiger. Die letzten Monate waren daher von Verunsicherung geprägt, da im Grunde keiner weiß, wie es sich mit der Pandemie weiterentwickelt.

Seit zwei Jahren verläuft es nirgendwo reibungslos. Bei allen Planungen müssen wir alle in diesen Zeiten immer wieder Abstriche machen, flexibel reagieren, neue Regelungen beachten und umsetzen sowie stets sorgsam mit den Ressourcen und Kapazitäten umgehen. Unser Fokus liegt darauf, die Internorga endlich wieder physisch stattfinden lassen zu können. Und dafür werden wir alles tun, was in unserem Einflussbereich steht. Die Planungen für den neuen Termin vom 30. April bis 4. Mai laufen auf Hochtouren, die Weichen sind gestellt. 

Wir drücken die Daumen!

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