Warum nicht geschimpft keinesfalls genug gelobt ist!
Zufriedene Mitarbeiter sind gute Mitarbeiter ...
von Clemens KriegelsteinDie Suche nach den richtigen (!) Mitarbeitern ist eine Aufgabe, die in manchen Unternehmen inzwischen die Ressourcen ganzer Abteilungen bindet. Gerade in der Hotellerie können die meisten ein Lied vom viel zitierten Arbeitskräftemangel singen. Erfahrene und kompetente Mitarbeiter zu bekommen, ist vor allem in Ferienhotels oft ein mühsames Unterfangen und ohne Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland so gut wie gar nicht zu schaffen.
Dass das Image von Gastronomie und Hotellerie als Arbeitgeber zudem in der Öffentlichkeit oft noch gewaltig Luft nach oben hat, tut ein Übriges dazu, dass der Nachwuchs vor den Personalbüros der heimischen Hotels nicht gerade Schlange steht.
Mitarbeiter sind mehr als eine Kostenstelle
Für den einzelnen Unternehmer geht es also mehr denn je darum, sich selbst die besten Arbeitskräfte zu sichern und diese längerfristig an das eigene Haus zu binden. Denn der Wert, den ein Mitarbeiter gerade in einem kundenorientierten Umfeld wie der Hotellerie hat, wird leider häufig unterschätzt. Nach wie vor verstehen manche Hoteliers ihre Mitarbeiter in erster Linie als Kostenstelle. Dabei sind sie das wichtigste Bindeglied zum Gast und dieser wiederum ein Multiplikator in seinem Umfeld. Der wirtschaftliche Schaden, den nur ein einziger unwilliger Mitarbeiter anrichtet, kann immens sein. Freundliche, kompetente und motivierte Kollegen fungieren dagegen als Botschafter des Hauses und binden langfristig Stammgäste. Auch das sollte bei der Personalsuche im Kopf behalten werden.
Geld allein macht nicht glücklich
»Arbeitszufriedenheit« lautet in diesem Zusammenhang das Schlagwort. Wer nun denkt, dass die Zufriedenheit von Mitarbeitern in erster Linie aus der Höhe des Gehaltes resultiert, liegt falsch. Untersuchungen zeigen, dass die Höhe des Gehaltes nur einen verhältnismäßig geringen Anteil an der Gesamtzufriedenheit bei Arbeitnehmern ausmacht. Themen wie »Arbeitsklima«, »Lob durch den Vorgesetzten« oder »Erfolgserlebnisse« schlagen auf der persönlichen Werteskala oft deutlicher zu Buche.
Erfolg motiviert ungemein
»Zufrieden fährt nach Hause, wer das Gefühl hat, an diesem Tag etwas geleistet zu haben. Dann hat es sich gelohnt, morgens aufgestanden zu sein. Wir wollen nach der Arbeit das Gefühl haben, dass der eigene Einsatz einen Unterschied gemacht hat«, meint etwa die deutsche Unternehmensberaterin und Trainerin Brunhilde Fischer vom Beratungsunternehmen »Unternehmermanufaktur« in Burghausen. »Nichts ist befriedigender, als zu sehen, dass sich die eigenen Anstrengungen auch im Markterfolg abbilden. Umgekehrt kann eine erfolglose Firma auf Dauer kaum eine hohe Mitarbeiterzufriedenheit haben, weil es demotivierend ist, wenn sich der eigene Einsatz nicht auszahlt.«
Talentschmiede für Mitarbeiter
Eine, die weiß, wie man zufriedene Mitarbeiter bekommt und weiter motiviert, ist Nicole Kobjoll vom Seminarhotel Schindlerhof in Nürnberg. Dieser Betrieb wurde in der Vergangenheit mit internationalen Qualitätspreisen geradezu überhäuft, darunter auch mit vielen mitarbeiterbezogenen Auszeichnungen wie dem »HR-Award« oder »Great Place to Work«. »Mitarbeiter haben im Schindlerhof einen extrem hohen Stellenwert. Das sieht man auch in unserer Vision: eine Talentschmiede für Mitarbeiter in unserer Branche zu sein – und bei den Kunden Pilgerstätte für Herzlichkeit«, erklärt Nicole Kobjoll.
Wertschätzung – von Beginn an ...
Der Wert neuer Mitarbeiter für den Schindlerhof zeigt sich bereits bei der Einstellung von Azubis:
- Azubi-Einführungstag – es wird alles erklärt, was im Haus erste Priorität hat. Insbesondere auch die Unternehmenskultur und damit verbundene Werte.
- Azubi-Party – hier werden die neuen Azubis offiziell begrüßt. Die Eltern und Geschwister werden dazu eingeladen, aber auch die Berufsschullehrer, Kollegen, Teamleader und die gesamte Unternehmensführung sind mit dabei.
- In jedem Jahr bekommen die Azubis ein Starterkit mit folgendem Inhalt überreicht: Berichtsheft, Bücher, Gutscheine für das Bekleidungshaus (da es keine Uniform gibt), Gutschein für den Baumarkt (für die Einrichtung der ersten Wohnung), Süßigkeiten etc.
- Um die Einarbeitung zu erleichtern, bekommt jeder Azubi einen Paten an die Seite gestellt, der im gleichen Leistungsbereich arbeitet.
- Das erste Gehalt ist ebenfalls ein Ritual bei den Azubis. Der erste Gehaltszettel ist immer begleitet von einem Brief und einem Buchgeschenk: Dale Carnegie, »Wie man Freunde gewinnt«.
»Ein wichtiges Buch, besonders in unserer Branche«, wie Nicole Kobjoll vermerkt.
Um Mitarbeiter noch besser zu machen, liegt der Schindlerhof-Führung natürlich die Weiterbildung am Herzen, wofür es ein eigenes riesiges Akademie-Angebot gibt: von Fachthemen über Rhetorikkurse, die Arbeit mit einem Theaterregisseur oder ein Seminar über gewaltfreie Kommunikation bis hin zu Trainings in einem Hochseilgarten.
Gelebte Fehlerkultur
Betont tolerant zeigt sich Nicole Kobjoll, wenn es um das Thema »Fehler« geht: »Fehler dürfen passieren, solange man aus ihnen lernt. Denn wenn man ein Unternehmen mit Innovation fördern will, dann muss man auch eine Fehlerkultur haben. Man weiß schließlich nicht, was passiert, wenn man etwas Neues ausprobiert. Deswegen küren wir auch – ernsthaft – den Fehler des Monats. Ich selbst habe schon so viel aus meinen Fehlern gelernt, dass ich darüber nachdenke, noch ein paar mehr zu machen (lacht).«
Und der Erfolg gibt der Familie Kobjoll recht. Die Loyalität ihrer Mitarbeiter geht so weit, dass sich die Kollegen nicht nur untereinander helfen, wenn einer privat vor einem größeren Problem steht. Sie setzen sich auch nach Feierabend für »ihr« Unternehmen ein. Als vor einigen Jahren plötzlich die gesamte Küche des Schindlerhofes abgebrannt ist, kamen noch in der gleichen Nacht alle Mitarbeiter zu einer Krisensitzung zusammen und beschlossen von sich aus eine zeitweilige Gehaltskürzung (die zurückgezahlt werden sollte, wenn der Betrieb wieder normal läuft), um in einer schwierigen Zeit weder einzelne Arbeitsplätze noch das Unternehmen zu gefährden.
Wir wollen nach der Arbeit das Gefühl haben, dass der eigene Einsatz einen Unterschied gemacht hat
Jeder Einzelne ist Teil des Ganzen
Ein österreichischer Betrieb, bei dem die Zufriedenheit der Mitarbeiter auf der Werteskala ganz weit oben steht, ist das Hotel Hochschober auf der Turracher Höhe. »Nur zufriedene Mitarbeiter transportieren unsere Investitionen zu den Gästen und sind Markenbotschafter unseres Hauses«, weiß Besitzerin Karin Leeb. »Mitarbeiterbindung erreicht man nur, wenn sich der Mitarbeiter mit dem Unternehmen identifizieren kann und die
Wertschätzung für seine Person fühlt!
Begegnung auf Augenhöhe in unserem Beziehungsdreieck zwischen Unternehmerfamilie, Gästen und Mitarbeitern ist ein wichtiger Hochschober-Leitgedanke.« Ein »Mitarbeiter-ABC« sorgt dafür, dass die Philosophie des Unternehmens an alle Kollegen vermittelt wird.
Beim sensiblen Bereich der Lehrlinge setzen die Leebs auf ein »Buddy-System«: Jedem Lehrling wird ein Lehrling aus einem höheren Lehrjahr zugeteilt. Probleme können dadurch häufig gemeinsam gelöst werden. Zusätzlich gibt es einen eigenen Lehrlingssprecher, der die Wünsche und Sorgen der jüngsten Kollegen vertritt.
Workshops für die Persönlichkeitsentwicklung
Es ist fast müßig zu erwähnen, dass das Hochschober auf Schulungen und Weiterbildung großen Wert legt: »Unsere Mitarbeiter können nur überzeugend sein, wenn sie den ›Hochschober Spirit‹ spüren. Durch das Onboarding-Seminar ›Hochschober- & Turrachkunde‹ wird dieses ›Wir-Gefühl‹ gleich zu Beginn gestärkt. Hochschober-Neulinge erfahren hier die Geschichte des Hauses, lernen unser Angebot sowie die Region kennen. Im Rahmen unserer Hochschober-Mitarbeiter-Akademie bieten wir auch ständig Fort- & Weiterbildungen im fachlichen Bereich an, aber auch Workshops für die Persönlichkeitsentwicklung kommen nicht zu kurz. Durch unserer Mitgliedschaft bei den Best Alpine Wellness Hotels wird auch jedes Jahr noch ein
zusätzliches Weiterbildungsprogramm angeboten, woran unsere Mitarbeiter teilnehmen können«, so Leeb.
Die Wertschätzung der eigenen Leute erkennt man im Hochschober nicht zuletzt daran, dass der legendär große Wellnessbereich zur Gänze auch den Mitarbeitern in ihrer Freizeit zur Verfügung steht – selbst heute noch keine Selbstverständlichkeit.
Zehn Tipps für mehr Mitarbeiterzufriedenheit
- Zuhören – Hören Sie Ihrem Mitarbeiter aufmerksam zu. Was sind seine Sorgen, Ängste, Nöte? Was spornt ihn an? Wo liegen seine Interessen? Welche Aufgaben übernimmt er gerne, und was liegt ihm besonders am Herzen? Der Chef, der ein paar
Minuten für seine Mitarbeiter opfert, wird über kurz oder lang Stunden
zurückerhalten. - Loben – Stellen Sie öfter mal die positiven Ergebnisse in den Mittelpunkt und stärken Sie damit die gewünschte Richtung. Achten Sie darauf, dass der Einsatz dieser Zutat nicht überdosiert wird und stehen Sie auch zu dem Gesagten. Wichtig ist: Die Anerkennung muss aufrichtig sein.
- Zeit gewähren – Wer den Lebensrhythmus seiner Mitarbeiter kennt, kann dieses Wissen nutzen, um individuelle Arbeitszeiten auszuarbeiten. Arbeitet er lieber früh oder spät? Hat er Kinder? Der Chef wird die Zufriedenheit steigern können, wenn er auf die Vorlieben und Ansprüche seiner Mitarbeiter eingeht.
- Angemessen bezahlen – Setzen Sie sich dafür ein, dass Ihre Mitarbeiter gut und gerecht bezahlt werden. Krasse Gehaltsunterschiede bei Mitarbeitern gleicher Qualifikation und mit vergleichbaren Aufgaben sorgen für unproduktive Unruhe.
- Wertschätzen – Fehler und schlechte Leistungen sollten Sie durchaus ansprechen. Aber werden Sie nie verletzend. Respektieren Sie jeden einzelnen Ihrer Mitarbeiter. Dann werden auch Sie als Führungsperson respektiert.
- Zu Ansagen stehen – Häufig wechselnde Vorgaben verunsichern. Verbindliche Aussagen motivieren. Beweisen Sie Ihren Mitarbeitern, dass sie sich auf Ihr Wort verlassen können.
- Abwechslung bieten – Bewahren Sie Ihre Leute vor Eintönigkeit und Langeweile. Ein Chef, der zu geistigen Entdeckungen einlädt, wird stets interessierte Mitarbeiter an seiner Seite finden.
- Weiterbilden – Die meisten Menschen streben nach Wissen. Stellen Sie dieses Streben in den Dienst der gemeinsamen Sache. Qualifizierte Mitarbeiter sind wertvolle Mitarbeiter.
- Einen Sinn finden – Nichts macht unzufriedener, als Anweisungen auszuführen, deren Sinn man nicht versteht. Erklären Sie Ihren Mitarbeitern immer den Sinn der Aufgaben, die sie auszuführen haben.
- Gemeinsam arbeiten – Ein Team funktioniert nur in der richtigen Zusammenstellung. Achten Sie bei der Auswahl neuer Mitarbeiter oder bei der Zusammenstellung von Teams darauf, dass sie zusammenpassen. So vermeiden Sie lähmende Konflikte.
Quelle: Brunhilde Fischer, Unternehmermanufaktur für Hoteliers und Gastronomen
So motivieren Sie Ihre Mitarbeiter
- Vorgabe klarer Ziele
- Anerkennung der Leistung durch Rückmeldungen, Lob und Kritikgespräche
Die jeweilige Arbeit sollte zur Qualifikation des Mitarbeiters passen, ohne ihn zu über- oder unterfordern - Verantwortung durch Delegation
- Aufstiegsperspektiven
- Möglichkeiten, sich persönlich weiterzuentwickeln durch Erfahrungen und Lernprozesse