Mach Dein Ding!
Ploners Gastro- Kolumne
von Jean-Georges PlonerUnd ein wenig auch der nächste Winter. Aber bis dahin geht es darum, jede Chance auf Umsatz und Ertrag zu nutzen. Ist das die richtige Zeit, um eine neue Gastronomie aufzumachen?
Es ist definitiv nicht die Zeit, den hundertsten Burger- oder Bowl-Laden zu eröffnen oder ein weiteres vegetarisches oder veganes Konzept an den Start zu bringen. Der Markt, insbesondere in den Großstädten, ist bereits stark belegt mit Konzepten, die aktuelle Trends aufgreifen, auf instagramable Moments setzen und sich ihr Publikum bereits gesichert haben.
Mit Ecken und Kanten
Wer jetzt einen Betrieb aufmachen will, der braucht zwei Dinge: Mut, sein eigenes Ding zu machen, und ein Konzept mit Ecken und Kanten. Eines, das nicht um jeden Preis alle Trends berücksichtigt, sondern echt und authentisch ist. Und das nicht zwingend die AAA-Lage braucht, um das hippe Großstadtpublikum anzuziehen. Sondern, im Sinne von Upcycling, einen bestehenden Laden in einem Nachbarschaftsstadtteil mit überschaubarem Budget und kreativen Ideen umbaut, eine flexible, schlanke Küche mit Signature Dishes anbietet und mutig an den Start geht. Oder sich die Versorgungslücke auf dem Lande zunutze macht und dort die vielfach ausgedünnte Gastronomie durch ein Konzept mit starkem Profil bereichert. Mit einer kleinen Speisekarte, die nah am Umfeld ist, mit frischen Produkten, Gemüse und Fleisch von regionalen Anbietern.
Mut zu Herzblut
Gerade auf dem Land erwarten die Gäste keine komplizierte Küche, aber Qualität und viel Geschmack. Warum nicht wieder Schweinebraten anbieten? Einfache gute Küche? Ein Kollege aus der Rhön hat einst das Rhönschaf als Rasse gerettet, weil er Würste aus Rhönschaf verkaufte, die zum Kassenschlager wurden und ihn bundesweit bekannt machten. Er hatte den Mut, etwas zu machen, das damals keiner mehr gemacht hat. Er hatte Erfolg damit, weil er daran glaubte und es mit Herzblut vorantrieb.
Markante Persönlichkeiten und ehrliche Konzepte
Vielleicht ist das überhaupt der Schlüssel zum Erfolg. Statt Konzepte am Reißbrett zu entwerfen oder möglichst alle Schlagworte und Trends zu berücksichtigen, etwas zu tun, das Spaß macht. Etwas, das man wirklich möchte, von Herzen. Und nicht, weil der Verstand und der Trendreport es vorgeben. Das heißt nicht, sich blind ins Abenteuer zu stürzen.
Jedes neue Konzept braucht Überlegung, eine starke Idee, eine Strategie, kluge Planung, Beratung und eine solide Finanzierung. Am Ende muss jedoch immer der letzte, der mutige Schritt sein, von der Planung in die Umsetzung zu gehen.
Diesen Mut aufzubringen, mit einem guten Gefühl, das funktioniert nur, wenn Herz und Verstand dasselbe wollen. Ein Revival der Gastronomie aus Leidenschaft. Markante Persönlichkeiten, echte Konzepte. Das würde ich mir wünschen. Dann würde auch unsere Gemeinschaft wieder so stark und vielseitig, wie sie früher einmal war.