Der Wandel des Vertrauens
PLONERS Gastro- Kolumne
von Jean-Georges PlonerDazu braucht es einen klaren Kopf, Mut, Zuversicht und Vertrauen. Vertrauen in unsere Gesellschaft, in unsere Wirtschaft und in uns selbst. Viel wird darüber geredet, wie wichtig es ist, das Vertrauen der Gäste wieder zu gewinnen. Das ist sicher richtig. Aber zu allererst müssen wir als Unternehmer wieder Vertrauen in unsere Unternehmung gewinnen. Nichts davon, was wir in der Vergangenheit gemacht haben, war falsch. Jede Entscheidung hat uns ein Stück weitergebracht, dorthin, wo wir heute stehen. Jetzt geht es darum, die Situation unter veränderten Rahmenbedingungen neu zu bewerten und weitere unternehmerische Entscheidungen zu treffen.
Neustrukturierung während der Zwangspause
Geradezu bewundernswert flexibel passten einige Gastronomen gleich zu Beginn des Lockdowns ihr Geschäftsmodell an und machten Delivery zum neuen Vertriebskanal. Und es funktionierte – ob Mitnahme-Gericht oder Kochbox. Viele Hotels nutzten die Zwangspause für Neustrukturierung, Digitalisierung oder Umbau. Kaum jemand, den ich kenne, war wirklich untätig, alle suchten nach Möglichkeiten, zumindest einen Teil des Geschäftes aufrechtzuerhalten. Vor so viel Durchhaltevermögen, Einfallsreichtum und Entschlossenheit, sich nicht unterkriegen zu lassen, ziehe ich meinen Hut.
Die Gastronomie wird Corona überleben
Ich möchte allen Mut auf die Zukunft machen. Denn ich glaube an unsere Branche und die Menschen, die sie ausmachen. Menschen, die sich beruflich für die Gastronomie und Hotellerie entscheiden, sind Macher. Als Unternehmer möchten sie Menschen glücklich machen. Denn Gastronomie geht zurück auf die archaische Gastfreundschaft, das Versorgen von Fremden im vertrauensvollen Zusammensein bei Essen und Trinken.
Persönliche Kontakte sind unverzichtbar
Aktuell leben wir aber mit der großen Herausforderung, Menschen hinter Masken zu erkennen und trotz fehlender Mimik ihre Gedanken zu lesen. Das ist schwierig, aber nicht unmöglich. Lachen und Herzlichkeit drücken sich in den Augen und durch die Körpersprache aus. Wie wichtig das Face-to-Face ist, sieht man an der sprunghaft gestiegenen Bedeutung von Videokonferenzen. Business, Fortbildung und private Kommunikation – alles geht heute digital. Dauerhaft ersetzen wird es den persönlichen Umgang miteinander hoffentlich nicht! Zum gemeinsamen Essen via Zoom mag ich mich nicht mit Freunden und der Familie verabreden. Dafür gehe ich ins Restaurant oder lasse mir – wie unter Corona – das Menü mit Anleitung zur Fertigstellung nach Hause liefern.