Den Gastraum virtuell erweitern
Bessere Auffindbarkeit über Suchmaschinen
von Natalie ZiebolzWofür man früher ein Telefonbuch benötigte, das funktioniert heute ganz einfach via Smartphone: die Suche nach einem geeigneten Hotel oder Restaurant. Einfach Suchanfrage eingeben, bestätigen, und schon spucken Google, Bing und Co. seitenweise Ergebnisse aus. Beachtung finden üblicherweise jedoch nur die ersten zehn Treffer auf der ersten Seite: Lediglich sechs bis zehn Prozent der Nutzer wagen noch einen Blick auf die Seiten zwei oder drei der Trefferliste. Um von potenziellen Gästen wahrgenommen zu werden und nicht von großen Buchungsportalen abhängig zu sein, ist es für Gastronomen und Hoteliers daher essenziell, durch gute Suchmaschinenoptimierung (engl.: Search Engine Optimization; kurz: SEO) eine Platzierung unter den Top-10-Ergebnissen zu erzielen.
Die Basis dafür bildet eine technisch optimierte Webseite. Diese verfügt über ein aktuelles SSL/TLS-Zertifikat, um die verschlüsselte Übertragung zwischen Homepage und Server zu garantieren – etwa bei sensiblen Daten wie Kreditkartennummern oder Log-ins. Ist kein entsprechendes Zertifikat vorhanden, wird die Webseite als unsicher markiert und von Browsern blockiert. Die Folge: weniger Besucher und abgebrochene Buchungsvorgänge. Da Google zudem seit September 2020 ausschließlich die mobile Version einer Webseite beachtet, ist ein »Responsive Design« – also ein Design, das sich automatisch an das verwendete Endgerät anpasst – unabdingbar. Zu einem mobil-freundlichen Design gehört auch eine einfache Navigation und optimal zugängliche Bedienelemente, denn Verweildauer beziehungsweise Absprungrate der Nutzer bezieht die Suchmaschine in ihr Ranking mit ein.
Lokal arbeiten, lokal optimieren
»Da sie ihre Leistung in einer bestimmten Region anbieten, ist für Hotels und Gastronomiebetriebe die lokale Suchmaschinenoptimierung sehr wichtig«, weiß Andreas Mast, Mitgründer der Online-Marketing-Agentur Haselböck & Mast. »Dabei wird ein verstärkter Fokus auf lokale Keywords gesetzt.« Das heißt, auf Suchbegriffe, die den Ortsteil oder den Stadtnamen enthalten. »Je spezifischer und lokaler ein Keyword ist, umso geringer ist auch der Wettbewerb. Für einen Suchbegriff wie ›Wellness-Hotel mit Sauna in Kaiserslautern‹ gibt es zum Beispiel weniger Mitbewerber als für einen generischen Suchbegriff wie ›Wellness-Hotel‹«, so der Experte.
Der Staudacherhof in Garmisch-Partenkirchen hat deshalb nicht nur auf seinen eigenen Namen – »Staudacherhof« – optimiert, sondern insgesamt auf 214 Keywords – darunter Suchbegriffe wie »Hotel Garmisch-Partenkirchen«, »Wellnesshotel Garmisch«, »Yoga Retreat Bayern« oder »Wellnesshotel Zugspitze« – und wird damit jeweils unter den ersten zehn Ergebnissen angezeigt. Insgesamt konnten die Nutzerzahlen so von monatlich 2.000 auf über 20.000 gesteigert werden. »Die Auslastung im Betrieb ist zudem um 6 Prozent und – sicherlich sehr entscheidend – der RevPAR um mehr als 10 Prozent gestiegen«, resümiert Peter Staudacher, Geschäftsführer des Hotels.
»Im Hotel- und Gastronomiebereich gibt es fast unbegrenzte Keyword-Möglichkeiten, auf die eine Webseite optimiert werden kann«, erklärt Mast. Es bietet sich daher an, wie der Staudacherhof einen Blog oder aber auch Magazin- und Ratgeberbereiche »laufend mit neuen ansprechenden und aktuellen Inhalten zu relevanten Keywords zu füllen«. »Das können zum Beispiel Tipps sein, was man in der Umgebung unternehmen kann, Ratgeber zu verschiedenen Wellness-Behandlungen oder Ähnliches«, führt Mast aus. Entscheidend ist, dass keine Standard-Texte rund um den Tourismus und die Region genutzt werden, sondern einzigartige Texte, die auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Denn sogenannten »Duplicate Content«, also Inhalte, die in identischer Form auch auf anderen Seiten abrufbar sind, bestraft Google mit einer schlechteren Platzierung.
Gelbe Seiten – nur online
Darüber hinaus spielt bei der lokalen SEO das »Google My Business«-Konto eine zentrale Rolle. Hier werden Informationen wie der Name des Betriebs, Adresse und Telefonnummer, aber auch Öffnungszeiten, kurze Angebotsbeschreibungen sowie Fotos hinterlegt. Mit diesen Informationen werden weitere Google-Dienste wie Google Maps, Google Street View oder auch das Google Snack Pack, also der abgegrenzte Bereich bei einer lokalen Suche mit den drei relevantesten Brancheneinträgen, gespeist.
Überhaupt ist es empfehlenswert, »den Betrieb in seriöse Online-Branchenbücher einzutragen«, erklärt Mast. »Die Kontaktdaten sollten dort wie auch auf der eigenen Webseite in einheitlicher, standardisierter Form angegeben sein.« Denn Google nutzt diese Informationen, um den Standort eines Unternehmens zu ermitteln und die Richtigkeit der Daten zu validieren. Weicht die Adresse von Branchenbuch zu Branchenbuch ab, können die Suchmaschinen diese Zusammenhänge nicht optimal erkennen. Damit geht wichtiges Optimierungspotenzial verloren, denn die Suchmaschine verliert das Vertrauen in den Webauftritt.
Verlinkungen machen vertrauenswürdig
Entsprechende Branchenbuch-Einträge haben allerdings noch einen weiteren Vorteil: Über sie lassen sich wichtige Backlinks generieren. Damit ist ein Link von einer fremden auf die eigene Webseite gemeint. Erhält eine Seite viele Verlinkungen von vertrauenswürdigen Seiten, die im besten Fall auch noch thematischen Bezug zum Thema Restaurant oder Hotel haben, stuft Google sie automatisch auch als vertrauenswürdig ein. »Google achtet jedoch darauf, ob eine Webseite kontinuierlich neue Verlinkungen und Erwähnungen bekommt. Erhält eine Seite zu einem bestimmten Zeitpunkt viele Links, später aber keine mehr, geht Google davon aus, dass die Qualität nachgelassen hat«, erklärt Mast und fügt hinzu: »Überhaupt sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Suchmaschinenoptimierung kein kurzfristiges Projekt ist. Es handelt sich vielmehr um einen langfristigen Prozess, der stetiger Analyse und Nachjustierung bedarf. Diese Bemühungen zahlen sich aber auch langfristig aus.«
Nachgefragt bei Daniel Birkenmayer
Daniel Birkenmayer ist Geschäftsführer der Tourismus-experten, einer Agentur, die auch auf die Beratung, das Marketing sowie den Vertrieb für touristische Betriebe in der DACH-Region spezialisiert ist.
Herr Birkenmayer, wie fit sind Gastronomen und Hoteliers Ihrer Ansicht nach bereits in puncto Suchmaschinenoptimierung?
Es gibt sehr große Unterschiede. Viele Hoteliers lassen enorm viel Potenzial ungenutzt, haben zum Beispiel auf die im September 2020 eingeführte »Mobile Only«-Strategie von Google nicht reagiert. Auch im Gastronomiebereich wird SEO leider immer noch stiefmütterlich behandelt – und das, obwohl über 90 Prozent aller neuen Gäste online nach Restaurants suchen.
Welche Möglichkeiten haben Betriebe, um mit wenig Budget ihr Ranking zu verbessern?
Hier spielt das »Google My Business«-Konto eine große Rolle. Ergänzend sollten Betriebe vor allem Instagram und Facebook nutzen und möglichst Inhalte mit Mehrwert auf die eigene Website stellen. Eine weitere kostenfreie Möglichkeit ist das Bewertungsmanagement, auch Online-Reputationsmanagement genannt. Hoteliers und Gastronomen sollten möglichst viele Gäste motivieren, Bewertungen auf den bekannten Bewertungsportalen abzugeben – allen voran natürlich Google.
Wie lange dauert es im Schnitt, bis sich die Bemühungen im Ranking bemerkbar machen?
Grundsätzlich gilt: Je intensiver die SEO-Maßnahmen umgesetzt werden, umso schneller können Erfolge erzielt werden. Bei einer professionellen Betreuung sollten sich aber nach circa 4 Wochen erste Erfolge einstellen.
Neben Google gibt es andere Suchmaschinen wie Bing. Haben die Optimierungen hier auch Einfluss?
Google hatte laut StatCounter im September 2020 auf dem Desktop einen Marktanteil von über 86 Prozent und auf dem Smartphone von über 97 Prozent. Bing kommt auf neun und 0,6 Prozent, Yahoo erreicht in beiden Bereichen nicht einmal 1 Prozent Marktanteil. Man kann sich also bei der Suchmaschinenoptimierung auf Google konzentrieren. Zudem bringen fast alle Maßnahmen für die Google-Optimierung auch Vorteile für die Optimierung auf anderen Suchmaschinen. Das ganze Interview lesen Sie auf www.hogapage.de