Reden wir übers Geld
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Reden wir übers Geld

Strategien für die Gehaltsverhandlungen mit den Mitarbeitern

von Eva Schiwarth
Sonntag, 04.12.2016
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Natürlich muss das Geld für die Mitarbeiter – zumal in einer teuren Region wie im Münchner Umland – zum Leben reichen, das ist keine Frage«, stellt Alexander Kirschke, Verkaufs- und Marketingdirektor im Hotel Vier Jahreszeiten Starnberg klar. Aber »grundsätzlich bekommt bei uns kein Mitarbeiter mehr Geld, nur damit er bei uns bleibt«. Stattdessen strebt man in dem Vier-Sterne-Haus in Mitarbeitergesprächen die viel zitierte Win-win-Situation an: Gemeinsam wird in diesen Gesprächen überlegt, was der Mitarbeiter tun kann, damit sich das Unternehmen verbessert, mehr Umsatz macht, die Gäste zufriedener sind.

Im Gehaltsgespräch: Die 5 wichtigsten Kommunikations-Tipps für den Chef

Tipps von der NLP-Trainerin und Personalexpertin Alexandra Stock (IHR Trainings AS / www.trainings.as)

  1. Vorbereitung!
    Pro- und Kontra-Argumente des Mitarbeiters vorab überlegen, eigene Antworten und Reaktion darauf vorbereiten.
  2. Rahmen!
    Termin fixieren, ausreichend Zeit einplanen, für gute Atmosphäre sorgen (keine Unterbrechung durch Telefon, Mitarbeiter), Small Talk am Anfang sowie Getränke und evtl. Snacks bereitstellen (erleichtert die Aufwärmphase und vermittelt: Du bist mir wichtig).
  3. Augenhöhe!
    Der Mitarbeiter darf und soll sich im Gespräch wohlfühlen. Schafft Verbindung: sich ansatzweise seiner Körperhaltung, Stimmlage, Emotion anpassen, dann das Gespräch behutsam in die Richtung, die für das Gespräch nötig ist, lenken. Machtbalance schaffen: auch Erwartungen, Lösungsansätze abfragen, gemeinsam eine Lösung finden, statt sie vorzugeben (Wertschätzung, Vertrauen)
  4. Klartext!
    Je transparenter und nachvollzieh­barer der Chef argumentiert, desto eher akzeptieren Mitarbeiter seine Entscheidungen (auch zunächst negative). Zuerst Wünsche und Forderungen des Angestellten schildern und begründen lassen, dann in Dialog wechseln und Möglichkeiten sowie Bedingungen für eine positive Entscheidung durch­gehen.
  5. Lösungsorientiert!
    Wenn man dem Mitarbeiter eine schlechte Nachricht mitteilt, sollte man ihm gleichzeitig Unterstützung und die Kriterien dafür anbieten, wie er sein Ziel in nächster Zukunft erreichen kann.

Eigeninitiative und Mitdenken anstacheln

»Hinter einem bestimmten Betrag, den ein Mitarbeiter monatlich mehr bekommt, muss bei uns immer ein konkreter Nutzen für das Hotel stehen«, so Kirschke. Im Frontoffice wäre dieser Nutzen zum Beispiel an den verkauften Reservierungen für das Restaurant messbar, im Housekeeping an den externen und internen Bewertungen zur Sauberkeit der Zimmer. Auch umgesetzte Verbesserungsvorschläge, neue Projekte oder die Übernahme neuer Arbeitsbereiche werden honoriert. Alles in allem: ein Belohnungssystem, das funktioniert, meint Alexander Kirschke: »Unsere Mitarbeiter wollen nicht einfach nur eine Nummer auf dem Personalbogen sein. Sie wollen ihre Ideen einbringen. Sie machen sich Gedanken, weil sie nicht einfach nur mehr Geld haben wollen, sondern an der Entwicklung des Unternehmens teilhaben und es mitgestalten möchten. Wenn man sie lässt, dann identifizieren sie sich auch mit ihrem Job und haben Spaß an ihrer Arbeit.«

Geld plus individuelle Wünsche

Das Prinzip heißt Wertschätzung. Es schließt ein, in Gehaltsgesprächen auf die ganz unterschiedlichen Wünsche, Lebensentwürfe und Bedürfnisse einzugehen. »Ja, in manchen Lebenssituationen ist mehr Geld wichtig«, räumt Kirschke ein. »Es gibt jedoch Mitarbeiter, die wollen sich entwickeln und weiterbilden. Für andere sind flexiblere Arbeitszeiten wichtig oder dass sie nicht am Wochenende arbeiten müssen. Diese Wünsche respektieren wir und versuchen, individuelle, genau passende Modelle zu finden. Das ist für unsere Mitarbeiter oft mehr wert als Geld.«

Accor Mitarbeiter
Grund zur Freude für Accor-Mitarbeiter: So manche gute Idee wird
belohnt. Foto: Accor Hotels

Transparenz statt Geheimsache Geld

In Deutschland gehört es zu den Tabus im Arbeitsleben, über das Gehalt zu sprechen. Doch das Thema Bezahlung ist immer wieder ein großer Faktor für Unzufriedenheit bei den Mitarbeitern. Auch weil diese eben doch übers Geld sprechen – wenn auch nur hinter vorgehaltener Hand. »Wichtige Prinzipien im gesamten Gehaltsgefüge sind für uns deshalb Transparenz und Vergleichbarkeit«, erklärt Volkmar Pfaff, bei der Accor-Gruppe als Senior Vice President zuständig für das operative Management der Marken Novotel, Mercure und Novotel Suites. Den Mitarbeitern werde deshalb immer ein Gesamtpaket aufgezeigt. Zu dem gehören neben einer der Qualifikation entsprechenden monatlichen Bezahlung über dem Branchendurchschnitt auch die betriebliche Altersvorsorge und weitere Leistungen bis hin zu heute üblichen Standards wie Restaurantschecks und Personalrabatten.

Doch wer mit dem Mitarbeiter nur über das Geld, über das Nominale spricht, wird sehr schnell auf Summen, Zahlen eingegrenzt, so Pfaffs Erfahrungen. »Den heutigen, zumeist sehr jungen Mitarbeitern geht es um viel mehr, für sie müssen die Rahmenbedingungen stimmen. Sie wollen Freiheit bei der Arbeit, eine angenehme, inspirierende Arbeitsatmosphäre und nicht das Gefühl haben, nur einen Job machen zu müssen.«

Transparenz und Vergleichbarkeit sind sehr wichtig

Volkmar Pfaff

Eigeninitiative, die sich auszahlt

Dafür muss sich die Unternehmenskultur wandeln. Hierarchische Strukturen, Arbeitsanweisungen, die von oben nach ­unten durchgedrückt werden – solche Arbeitsweisen gehen heute gar nicht mehr in der Hotellerie, meint Pfaff. Bei AccorHotels setzt man deshalb verstärkt auf die Ideen und Kreativität der Mitarbeiter und deren Leidenschaft für den Beruf. So gestalten Mitarbeiter der Hotels der Gruppe beispielsweise die standardisierten Hotelzimmer zu Räumen mit ganz persönlicher Note um. Bis Jahresende wird es 170 solcher »MyRoom« genannten Themenzimmer geben, die Gäste ohne Aufpreis buchen können. Im Projekt »Relax« mauserte sich die Bar des Mercure München City zu einem Hotspot für Gin-Lieb­haber, im Novotel am Münchner Arnulfpark wird in der Gourmetbar selbst gebackenes Brot aus der hoteleigenen Bäckerei verkauft und verkostet – auf Eigenin­itiative der Mitarbeiter. »Solche Projekte werden bei uns auch monetär belohnt, sie bringen mehr Leben in die Lobbys und mehr Umsatz für das Haus«, so Volkmar Pfaff.

Über ein Bonussystem, welches sich an verifizierten Gästefeedbacks orientiert, ist jeder Mitarbeiter prozentual am Erfolg des Hotels beteiligt, bei einmaligen Aktionen gebe es auch besondere Boni. Auch hier ist der Tenor: Nicht immer ist mehr Geld der ideale Weg. Ein junger Koch durfte zu einem Lehrgang nach Paris auf die Paul-Bocuse-Schule. Von dieser Weiterbildung kam er stolz wie Bolle zurück. Die Motivation für das Tagesgeschäft in der Küche, die er von dem Paris-Trip mitgebracht hat, wird noch lange nachwirken.

Kleinvieh macht auch Mist: Gehalts-Extras vom Chef

Es gibt eine Reihe von Leistungen, die Unternehmen ihren Mitarbeitern teilweise oder komplett steuerfrei und ohne Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen gewähren können. Diese können sich bei kluger Kombination auf mehrere Tausend Euro pro Jahr für den Mitarbeiter summieren und sind eine Alternative zu mehr Bruttogehalt. Dazu gehören unter anderem:

  • Notebooks, Handys, Tablets und damit verbundene Telekommunikationskosten, auch bei privater Nutzung
  • Arbeitskleidung und deren Reinigung
  • Erstattung für spezielle Werkzeuge, die der Mitarbeiter selbst angeschafft hat
  • Getränke am Arbeitsplatz
  • Beihilfen für Notfälle des Mitarbeiters
  • gesundheitsfördernde Maßnahmen, die der Verringerung des Krankenstandes dienen
  • Essensmarken oder Restaurantschecks
  • Personalrabatte für unternehmenseigene Leistungen
  • Beiträge für Kindergärten und andere Einrichtungen für die Betreuung nicht schulpflichtiger Kinder
  • Monatsticket für den öffentlichen Nahverkehr oder Tankgutscheine, Warengutscheine
  • Unterkunft am Arbeitsort, Fahrtkosten und Familienheimfahrten bei der sogenannten »doppelten Haushaltsführung«
  • Fortbildung und Weiterbildungskosten, auch damit verbundene Nebenkosten wie Übernachtung und Verpflegung
  • Trinkgelder
  • Umzugskosten, Kosten für Wohnungssuche am Arbeitsort
  • Aktien und andere Unternehmensanteile

Für viele dieser Leistungen gelten Obergrenzen (pro Monat, pro Jahr oder Leistung) und unterschiedliche Bedingungen, über die der Steuer­berater Auskunft geben kann.

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