Große Sprünge auf der Karriereleiter
Foto: Simon Lehmann – Photogranary/stock.adobe.com

Große Sprünge auf der Karriereleiter

Mit Eigeninitiative und ein bisschen Hilfe ist alles möglich

von Michael Eichhammer
Samstag, 10.09.2022
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Es gibt vielfältige Möglichkeiten für junge Menschen auf dem Karriereweg ins Management. Jemand, der nach der Hotelfach-Ausbildung Ambitionen hat, ins Management aufzusteigen oder später Hoteldirektor werden will, sollte Erfahrungen in Teamleitung sammeln. Auch als Assistenz der Hoteldirektion wird der Nachwuchs fit gemacht, eigene Verantwortung zu übernehmen. Neben der Praxis ist hier die Theorie nicht zu vernachlässigen. „Es ist ratsam, sich schnell managementrelevantes Fachwissen anzueignen“, so Merle Losem, Geschäftsführerin der Deutschen Hotelakademie (DHA). Dazu zählen unter anderem betriebswirtschaft­liche Aspekte, Rechnungswesen, Controlling, Führung, Personalmanagement, Qualitätsmanagement, operatives Management, Unternehmensführung und Marketing. „Es braucht theoretisches Fachwissen, um die Zusammenhänge zu verstehen“, weiß die Expertin. Bei der DHA könne man sich dies in verschiedenen Stufen der Ausbildung berufsbegleitend aneignen, teils präsent, teils digital. Manche entscheiden sich in Eigeninitiative unabhängig vom Arbeitgeber dafür. Andere fragen ihn nach Unterstützung. „Dass Unternehmen diese Schritte unterstützen, liegt im Trend“, berichtet Losem. Es geht dabei auch um Bindung der Mitarbeiter und darum, sowohl diesen als auch Azubis Perspektiven, die sie im Unternehmen erreichen können, zu zeigen. Neben eigenen Programmen können Unternehmer ihre Mitarbeiter aber auch bei Institutionen wie der DHA weiterbilden lassen – inhouse oder in digitalen Seminaren.

Küchenmannschaft steht in Küche
Foto: Platzl Hotels

Eigener Verantwortung nachkommen

„Der Gedanke, 'Was tun wir für die Mitarbeiter? Wie können wir diese an uns binden?' entspricht sehr dem Zeitgeist“, beobachtet Merle Losem. „Perspektiven aufzuzeigen, ist ein tolles Tool dazu.“ Azubis seien heute in einer bequemen Position, da um jeden einzelnen gekämpft wird, weiß die Geschäftsführerin der Deutschen Hotelakademie. „Unternehmen, die das noch nicht verstanden haben, denen ist kaum noch zu helfen“, mahnt Losem eindringlich. „Ich finde wichtig, dass die Unternehmen die jungen Führungskräfte nicht überfordern“, spricht die Expertin einen weiteren Appell an Betriebe aus. Nach wie vor würden junge Leute zu früh ins kalte Wasser geworfen. Das können Unternehmen sich heute nicht mehr leisten. Denn der Grund für das Ausscheiden von Mitarbeitern seien oft die Führungskräfte. Daher sei es die Verantwortung der Unternehmen, die Führungskräfte gut aus- und fortzubilden.

Azubis sind heute in einer bequemen Position, da um jeden einzelnen gekämpft wird 

Merle Losem, Geschäftsführerin der Deutschen Hotelakademie

Welche Qualitäten sollte ein Mitarbeiter mitbringen, der von einer Führungsrolle träumt? „Man muss Menschen mögen und den Umgang mit ihnen“, nennt Merle Losem ein wichtiges Persönlichkeitsmerkmal. Eine Management-Person soll sich mit sich selbst wohl fühlen und die Mitarbeiter mit ihr. Auch Resilienz sei wichtig: „Das Glas als halb voll betrachten, über Dinge erst mal schlafen, nicht beim ersten Gegenwind einknicken, eine gewisse Beharrlichkeit.“ Eine zentrale Aufgabe ist die Selbstführung: Man sollte Schwächen nicht nur bei den Mitarbeitern erkennen, sondern bei sich selbst anfangen und sich auch selbst hinterfragen.

Es gibt fantastische Führungskräfte, die zeitlebens in einem Unternehmen bleiben, sich da bestens auskennen und dort gewachsen sind. Auch solche Leute in den eigenen Reihen seien wichtig, für die klassische Karriere ist es aber richtig, den Ausbildungsbetrieb für eine Weile zu verlassen, um sich verschiedene Segmente der Branche anzugucken.

Karriere auf der Überholspur

Die Platzl Hotels haben ein unternehmenseigenes Programm gestartet, welches zukünftige Führungskräfte intern fördern soll: die „Platzl-­Überholspur für Gastronomie-Talente“. Ambitionierte Mitarbeiter können sich proaktiv dafür bewerben. Hand in Hand mit erfahrenen operativen Führungskräften und im Austausch mit Mitarbeitern der gastronomischen Outlets sollen Management-Kompetenzen aufgebaut werden. 

Eine Pionierin des Förderprogramms ist Nathalie Putz. Die 28-Jährige ist staatlich geprüfte Hotelbetriebswirtin und begann 2020 bei den Platzl Hotels als Servicekraft im Restaurant Pfistermühle. In der Corona-Zeit bildete sie sich weiter. Nun soll sie innerhalb von 18 Monaten fit für die Führungsrolle werden. In der Gastronomie arbeitet sie seit über zehn Jahren im operativen Bereich, doch nun will sie auch den administrativen Bereich erobern. „Ich möchte gern Personalverantwortung übernehmen, Leuten etwas beibringen, Ansprechpartner für Gäste sein, wichtige Entscheidungen treffen“, beschreibt sie ihre Motivation.

Küchencrew klatscht sich ab
Foto: Andresr via Getty Images

Verschiedene Blickwinkel

Durch das Programm begleitet sie der kulinarische Leiter der Platzl Hotels, Alexander Raddatz-Bianco. Ein Schritt auf dieser Reise ist das Kennenlernen der anderen Abteilungen, die indirekt mit ihrem eigenen Bereich, Food & Beverage, zu tun haben. Nathalie Putz nennt Überschneidungen mit dem Marketing, der Buchhaltung, Personaladministration. Ein anderer Baustein ist ein Training zum Thema Persönlichkeitsentwicklung, eines zum Thema Quality, wo es auch um die Werte der Marke Platzl geht, sowie ein externes Training für angehende Führungskräfte. Ein weiterer Schritt des Programms: Für jeweils zwei, drei Monate taucht Nathalie Putz in jeweils ein anderes der vier Outlets des Betriebs ein. In den Zeiten dazwischen wird sie jeweils zwei bis vier Wochen lang in unterschiedlichen administrativen Abteilungen tätig sein. Am Ende der „Überholspur“ stehen sechs bis acht Wochen Assistenz des Operations Managers oder der Direktion, „um einen ganzheitlichen Blick zu bekommen“, wie sie sagt. Das Talent von Nathalie Putz wurde erkannt. „Wenn wir Potenzial sehen, investieren wir gerne“, sagt Nina Mahnke, Leiterin Personal und Qualitätsmanagement bei den Platzl Hotels. Doch woran erkennt man dieses Potenzial? „Die fachlichen Grundlagen müssen da sein, Lösungsorientierung, Optimismus.“ Eine Führungskraft müsse „empathisch und ein Menschenfreund“ sein. „Das A und O ist, dass man sich auf die Mitarbeiter einstellt und sich nicht anders herum die Mitarbeiter auf die Führungskraft einstellen müssen“, erklärt Mahnke. Im Umkehrschluss tun sich Menschen schwer, ein Team zu führen, die sich selbst zu wichtig nehmen und an erster Stelle stehen wollen. Ein anderes Hemmnis: „Man kann Selbstorganisation lernen, aber es gibt auch Personen, die zu chaotisch sind, sich selbst zu führen – dann funktioniert es auch nicht, andere zu führen“, so die Expertin. Letzteren Persönlichkeitstypen empfiehlt sie stattdessen eine fachliche Karriere, die ebenso wichtig und wertvoll sei.

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