Gezielt zum Erfolg
von Kristina PresserHotelfachschulen gelten dabei als Fels in der Brandung für den klassischen Karriereweg in Hotellerie und Gastronomie. Mit überzeugendem Konzept und breitem Angebot bieten sie alles, was aufstrebende Mitarbeiter an Handwerkszeug brauchen.
Wer heute in der Hotellerie oder Gastronomie Karriere machen will, der steht vor einem regelrechten Schilderwald – und in jede Richtung zeigt ein anderer Pfeil. Natürlich ist da die Verunsicherung groß, die Frage nach Nutz- und Stellenwert der Abschlüsse laut. Zunehmend drängen junge Menschen an Universitäten und Fachhochschulen, da der international gültige Bachelor für ein anschließendes Master-Studium qualifiziert. Trotzdem hat sich im Gastgewerbe bis dato der klassische Weg über eine Hotelfachschule (Hofa) bewährt.
Für viele Personalchefs der Branche ist der Titel »Staatlich geprüfter Betriebswirt«, mit dem man die Hotelfachschule abschließt, sogar der »bessere Bachelor«. Denn hier gibt es einen wesentlichen Vorteil gegenüber allen anderen Bildungsmodellen: Jeder Studierende kann bereits eine praktische Ausbildung und mindestens ein Jahr Arbeitserfahrung in einem Hotellerie- oder Gastronomieberuf vorweisen.
Wer keine Berufsausbildung hat, muss aber nicht verzweifeln, da an einigen Hofas eine mehrjährige Berufstätigkeit sogar die berufliche Erstausbildung ersetzt.
Der Business-School-Effekt
In jedem Fall geht es nicht ohne Praxis. Wie wertvoll dieses Vorwissen ist, weiß auch Martin Dannenmann, Schulleiter der Hotelfachschule Heidelberg, Deutschlands ältester Hotelfachschule. Er spricht gerne vom Business-School-Effekt: »Wie in einem amerikanischen Master-of-Business-Administration-Kurs profitieren die Studierenden von den Erfahrungen ihrer Mitstudierenden. Die Lehr- und Lernkommunikation geht nicht nur in eine Richtung, vom Dozenten zu den Studierenden, sondern findet auch zwischen den Studierenden statt. Und wenn ein Teilnehmer erklärt, wie eine Fragestellung in seinem Betrieb gelöst wurde, dann hat auch der Lehrer einen Lerneffekt.«
Dies sei, so sagt er, das Erfolgsrezept der Hotelfachschulen im deutschsprachigen Raum und mit ein Grund dafür, weshalb Deutsche, Schweizer und Österreicher überproportional häufig in Leitungsfunktionen in der internationalen Hotellerie vertreten sind. Und genau da wollen die meisten auch hin.
Eine Schule, viele Perspektiven
Dass sich Studierende bewusst für die Hofa entscheiden, ist eine weitere Stärke des Schulkonzepts. Denn mit ausreichender Praxiserfahrung im Gepäck schreiben sich viele der Bewerber zielgerichtet für ein Weiterbildungsstudium an einer Hofa ein, um sich für Management- bzw. Führungspositionen zu qualifizieren. Das beobachtet auch Christiane Schöner, Schulleiterin der Hotelfachschule Berlin: »Insgesamt, so die mehrheitliche Aussage der Studierenden, streben sie einen Wechsel aus den operativen hin in die administrativen Bereiche im Hotel und Gaststättengewerbe oder die Selbstständigkeit an.«
Die notwendigen Schlüsselqualifikationen und vertieftes betriebswirtschaftliches Know-how erlernen Studierende an Hofas in einem viersemestrigen Vollzeitstudium. Unterrichtet wird nach staatlichen Rahmenstundentafeln. Zum Schluss kommt die staatliche Abschlussprüfung zum Betriebswirt. Da die Absolventen gleichzeitig die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung erhalten, eröffnen sich hier zusätzlich Perspektiven.
Wer mehr will, kann außerdem eine Prüfung als Ausbilder (AdA) oder zum Meister im Gastgewerbe ablegen. Manche Schulen bieten auch einjährige Bildungsgänge mit dem Abschluss »Staatlich geprüfter Gastronom« an.
Gleichzeitig zum Bachelor und Betriebswirt
Um zweifelnden Bewerbern die Entscheidung zwischen beruflicher Weiterbildung und Studium zu erleichtern, haben einige Hotelfachschulen inzwischen Kooperationsmodelle mit Hochschulen gebildet. So lassen sich etwa parallel zwei Abschlüsse machen, oder das anschließende Bachelorstudium verkürzt sich aufgrund der vorangegangenen Weiterbildung.
Neu: berufsbegleitender Abschluss zum Betriebswirt an der Hotelfachschule
Trotzdem mögen manche zweifeln, da mit der vorausgesetzten Praxiserfahrung eine gewisse »Wartezeit« verbunden ist. Dazu kommt, dass man das bestehende Arbeitsverhältnis beim Vollzeitstudium in der Regel aufgeben muss. Gerade in Zeiten großer Personalnot ist das für Arbeitgeber ein Problem. Daher sollen demnächst auch berufsbegleitende Abschlüsse angeboten werden. Für drei bzw. vier Jahre besucht man an zwei Tagen der Woche die Hofa, an den übrigen arbeitet man im Betrieb. Losgehen kann es direkt nach der beruflichen Erstausbildung. So ist es zum Beispiel in Berlin ab dem Schuljahr 2019/2020 der Fall.
Das Interesse an einem Teilzeitstudium sei groß, sagt Christiane Schöner: »Damit wird dem branchentypischen Fach- und Führungskräftemangel adäquat begegnet sowie früher als bisher künftige Führungskräfte gewonnen.« Optimistisch blickt auch Martin Dannenmann in die Zukunft: »Die gegenwärtige Entwicklung bietet langfristig auch neue Chancen. Von den vielen Quereinsteigern in der Branche werden viele schon bald als ›untypische‹ Bewerber an Hofas ihre betriebswirtschaftliche Weiterbildung suchen.« Für welchen Bildungsgang man sich auch entscheidet, mit der Wahl »Hotelfachschule« zeigt der Karrierepfeil Richtung Erfolg.
Das Wichtigste in Kürze
Für wen eignet sich die Hofa?
Wer bereits in der Hotellerie oder Gastronomie oder vergleichbaren Branchen arbeitet und nach einer Führungs- bzw. Managementposition strebt, der ist zur Weiterbildung an einer Hofa genau richtig.
Welche Zulassungsvoraussetzungen müssen erfüllt sein?
- Abgeschlossene Ausbildung in einem Ausbildungsberuf des Hotel- und Gaststättengewerbes
- Anschließende einschlägige Berufstätigkeit von i. d. R. mindestens einem Jahr für das Vollzeitstudium
(Die Aufnahmebedingungen können je nach Weiterbildungsgang und Schule variieren).
Kostet die Weiterbildung an einer Hofa?
Ja, es fallen Kosten für Bücher und Unterrichtsmaterial und ggf. Schulgeld an. Wie viel, das erfahren Sie bei der jeweiligen Hotelfachschule.
Wie lange dauert die Weiterbildung?
Das hängt vom gewählten Bildungsgang ab. Aber allgemein mit Abschluss »Staatlich geprüfter Betriebswirt«:
- 2 Jahre im Vollzeitstudium
- 3 bis 4 Jahre im berufsbegleitenden Teilzeitstudium (je nach schulischem Reifegrad)
Und wenn ich mehr will?
Viele Hofas bieten noch diverse Zusatzqualifikationen an, etwa die Ausbildereignungsprüfung oder den Meister im Gastgewerbe. Absolventen mit dem Abschluss Betriebswirt erwerben gleichzeitig die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung. Und inzwischen gibt es häufig Kooperationen mit Hochschulen, sodass parallel oder im Anschluss ein verkürztes Bachelorstudium möglich ist.
- Hotelfachschule Heidelberg: www.hotelfachschule-heidelberg.de
- Hotelfachschule Berlin: www.hotelfachschule-berlin.de
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.