Fit für die Zukunft der Branche
von Kristina PresserEin Studium bereitet jedoch gezielt darauf vor – durch Kombination aus breitem betriebswirtschaftlichen und branchenspezifischem Wissen. Die Hochschule – eine Kaderschmiede für Fachkräfte und Führungskräfte von morgen.
In einem Hotel oder Restaurant zu arbeiten, bedeutet heutzutage weit mehr, als nur die Gastgeberrolle auszufüllen. Vor allem in administrativen, organisatorischen Bereichen verändert sich das Aufgabenspektrum durch Marketing, Digitalisierung, Markenverständnis und mehr. Die Berufe im Gastgewerbe werden zunehmend komplexer und verlangen branchenübergreifendes Verständnis. Um diesen Anforderungen auf hohem Niveau gerecht zu werden, braucht es umfassendes betriebswirtschaftliches Know-how – Wissen, das an staatlich anerkannten Universitäten und Fachhochschulen in dualen oder Vollstudiengängen vermittelt wird. Wer also Karriere in der Hotellerie oder Gastronomie machen will, für den ist das Studium eine gute Option.
Das bestätigt auch Dr. Christian Buer von der Hochschule Heilbronn. Er ist unter anderem Professor für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre, Leiter der Abteilung für Tourismuswirtschaft und lehrt im Studiengang »Hotel- und Restaurantmanagement (B.A.)«. »Wenn Sie in der großen internationalen Kettenhotellerie zukünftig überhaupt einen Weg gehen wollen, der Sie in eine Führungsposition bringt, kommen Sie ohne Bachelor nicht mehr dorthin«, prognostiziert er.
Betriebswirtschaftslehre als breite Basis
Um aber erst einmal den Weg an die Hochschule zu finden, braucht es eine Hochschulzugangsberechtigung – in Form eines (Fach-)Abiturs oder alternativer beruflicher Qualifikationen, je nach Bundesland und Hochschule. Das Studium ist meist mehrsprachig ausgelegt und gliedert sich in der Regel in sechs bzw. sieben Semester. In dieser Zeit eignen sich Studenten vertieftes Branchenwissen an, eng verknüpft mit fundierten wissenschaftlichen Grundlagen der BWL, Volkswirtschaftslehre und Rechtswissenschaften. Nach erfolgreichem Studienabschluss erhält man den international gültigen Titel Bachelor of Arts, der für Führungspositionen qualifiziert. Genau darin liegt laut Dr. Kurt Jeschke, Professor für Servicemanagement an der Internationalen Hochschule (IUBH), Prorektor und Entwickler des dualen Studiengangs »Culinary Management (B.A.)«, ein großer Vorteil der akademischen Ausbildung. Denn insbesondere die Karriereaussichten im Bereich Management machen das Berufsfeld auch für Interessenten mit einem höheren Schulabschluss reizvoll, was den »Engpassfaktor Fachkräfte« etwas schließen könnte.
Bei aller Theorie darf die Praxis jedoch nicht zu kurz kommen – vor allem nicht in einer so stark anwendungsorientierten Branche. In Vollstudiengängen ist daher für gewöhnlich ein Praxissemester bzw. Praktikum eingeplant. Dass das auch entsprechend genutzt wird, darauf legt Prof. Buer bei seinen Studenten Wert: »Ein Student, der ohne Berufserfahrung zu uns kommt, absolviert gezielt eine Art sechsmonatiges Trainee-Programm, in dem er die operativen Prozesse im Hotel durchläuft.« Daneben empfiehlt er, in den Semesterferien zusätzlich praktische Erfahrung zu sammeln. In dualen Studiengängen ist die Praxiskomponente dagegen stärker in den Studienverlauf integriert. Studenten besuchen abwechselnd die Hochschule und arbeiten im Hotel oder Restaurant, wodurch sie den Betrieb und sämtliche Prozessabläufe kennenlernen. Das kann im Semester- bzw. wöchentlichen Wechsel erfolgen, oder in Form einer geteilten Woche.
Was Studenten erwarten
In diesem konstanten Bezug zum Arbeitgeber sieht Prof. Jeschke einen wichtigen Anreiz für Studenten: »Die Erwartung der Studierenden ist es, durch eine frühe und enge Zusammenarbeit mit dem Praxispartner im Studium die Grundlage für eine berufliche Karriere in eben diesem Unternehmen zu legen.« Fachlich gesehen gehe es vielen aber auch um die Verknüpfung praktischer Kompetenz mit betriebswirtschaftlichem Wissen.
Der bewusste Schritt zurück
Daher eignet sich ein Studium im Hospitality-Sektor nicht nur für Abiturienten mit ausgeprägtem Interesse am Fach. Häufig entscheiden sich auch Arbeitnehmer mit Berufsausbildung für eine akademische Weiterentwicklung, sogar im dualen Model. Denn der bewusste Schritt zurück in den Hörsaal ermöglicht es, das Gastgewerbe noch einmal frei von eingefahrener Arbeitsroutine und aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, eventuell in einem Auslandssemester internationale Branchenluft zu schnuppern und sich beruflich neu zu positionieren. Bei berufserfahrenen Studenten beobachtet Prof. Buer häufig, dass sich deren Sichtweise auf das, was sie bisher operativ gemacht haben, während des Studiums verändert. »Alle, die bei uns studiert haben, haben danach – egal ob sie zurück in die Operative gegangen sind, zur Bank, ins Consulting oder, oder – einen ganz anderen Weg in der Branche eingeschlagen als die sonst übliche Hotelkarriere bis zum Direktor.« Denn durch eine übergeordnete, betriebswirtschaftliche Denk- und Betrachtungsweise, die sie im Studium lernen, würden sich diese Studenten irgendwann automatisch anderen, neuen Aufgaben im Betrieb zuwenden. Ähnliches gilt für Studenten ohne vorherige Berufserfahrung. Auch sie erwerben sich während der Semester das notwendige Handwerkszeug, um die wachsenden Herausforderungen im beruflichen Umfeld zu meistern und die Zukunft der Branche aktiv mitzugestalten.
Das Wichtigste
Für wen eignet sich ein Studium im Gastgewerbe?
Für alle mit ausgeprägtem Interesse an der Gastronomie und Hotellerie und dem Ziel, in der Branche eine Führungsposition zu übernehmen. Aber auch für jene mit beruflicher Branchenerfahrung, die ihren Horizont erweitern und noch mal einen unverstellten Blick auf den Hospitality-Sektor werfen wollen oder das betriebswirtschaftliche Rüstzeug brauchen.
Welche Immatrikulationsvoraussetzungen müssen erfüllt sein?
Die variieren je nach Hochschule und Bundesland. In der Regel ist die Hochschulzugangsberechtigung erfüllt durch:
- Fachhochschulreife, Allgemeine Hochschulreife, Fachgebundene Hochschulreife
- oder entsprechende berufliche Qualifikation (z.B. abgeschlossene mehrjährige Berufsausbildung und mehrjährige Berufserfahrung im erlernten Beruf oder Meisterbrief) inkl. Bescheinigung über Studienberatung.
Da die Anzahl der Studienplätze zum Teil begrenzt ist, sind ggf. Fristen für Bewerbungen und Aufnahmeprüfungen zu beachten.
Wie lange dauert das Studium?
In der Regel sechs oder sieben Semester, abhängig vom Studiengang. Mit erfolgreichem Abschluss erhält man den international gültigen Titel Bachelor of Arts, der für ein
folgendes Master-Studium qualifiziert.
Welche Studienmodelle gibt es?
Angeboten werden sowohl Voll- als auch duale Studiengänge. Während die Lehrprogramme in Vollstudiengängen mindestens ein Praxissemester/Praktikum enthalten, wechseln sich in dualen Studiengängen Präsenzzeit an der Hochschule und beim Praxispartner im Betrieb ab.
Kostet das Studium etwas?
Vor allem an privaten Hochschulen können Studienkosten anfallen. Sofern das Studium dual aufgebaut ist, übernimmt die Gebühren ggf. der Praxispartner.
Mehr Informationen zu den im Beitrag erwähnten Studiengängen: