Willkommen in Snackistan
Unkomplizierter Genuss bleibt ein krisensicheres Geschäft
von Gabriele GugetzerZu Londons kulinarischen Geheimtipps gehört schon seit Mitte der 1970er-Jahre die Brick Lane Beigel Bakery im Ausgehviertel East End. Die Beigels werden von Hand geformt und befüllt und den Bäckern aus den Händen gerissen. 24 Stunden am Tag. Snack-around-the-clock also. Und das ist ein großer Vorteil des schnellen Sattmachers.
Gut zu wissen: Fleischersatzprodukte
Der Anteil strikt vegan lebender Mitbürger hat sich in den letzten Jahren nicht nennenswert vergrößert, aber die Flexitarier, die mal Fleisch essen und mal nicht, sind im unaufhaltsamen Anmarsch. Wie wichtig sie für die Industrie sind, zeigen aktuelle Zahlen, nach denen sich der Produktionswert für Fleischersatzprodukte im 1. Quartal von knapp 14,7 Tausend Tonnen auf gut 20 Tausend Tonnen erhöht hat. Das ist ein Plus von 37 % gegenüber dem Vorjahresquartal. Sojabratlinge, vegetarische Brotaufstriche und vegane Chicken- Nuggets werden aus mehreren Gründen, beispielsweise Tierwohl, Hygiene oder Skandale in der Tierverarbeitungsindustrie, immer beliebter.
Nach einer durchfeierten Clubnacht erweckt ein frisch gebackener Beigel um drei Uhr morgens eben die Lebensgeister. Genauso wie ein Mini-Wrap am Nachmittag über das Hüngerchen nach dem fettfreien Salatblatt hinweghilft oder die ausgefallene Mittagspause wettmacht. Die Convenience hat sich darauf eingestellt.
Bei Salomon hat man sich darauf verständigt, dass gerade für die Jüngeren feste Essenszeiten nicht mehr zeitgemäß sind. Heute muss es schnell gehen und dem individuellen Appetit angepasst sein. Themen wie vegetarisch oder homemade setzen bei Salomon Triggerreize, ebenso die Konsistenz knusprig. »Mozzarella Onion Rings« in Knusperpanade und im Ringformat bespielen diese Themen neu, ebenso Geflügel in Buttermilchmarinade (oder neudeutsch) »Homestyle Chik’n Finger Buttermilk«.
Urban und international, vegetarisch und vegan
Ein weiterer Vorteil von Snacks: Wenn es um Trends geht, lassen sich diese schneller im Foodtruck oder im Café aufgreifen als in der gesetzten Gastronomie. Trends, davon sind die Convenience-Denker überzeugt, werden jetzt das Snack-Geschäft prägen. Erst recht, da Gäste ihrer Reiselust weiterhin nur eingeschränkt frönen können. Kulinarische Traumziele zwischen New York, London und Istanbul bieten sich in Corona-Zeiten nicht als Reisedestination an.
Die Mini-Tortillas von Salomon bedienen diesen Wunsch nach urbaner Internationalität, ebenso Salate und Desserts, wie sie Sander neu im Programm hat. Ihr #RestartGastro-Konzept deckt mit drei Angeboten den Tag in der Gastronomie ab: Frühstück, Mittagessen, Abendessen. Es gibt hübsch verpackte Sandwiches und es gibt die vegetarischen Salate, praktisch verpackt im 2-Kammer-Kuppelbecher. Diese bedienen mit Zutaten zwischen gerösteten Pinienkernen, Couscous, Quinoa oder gebratener Aubergine die Bloggertrends.
Ein solches Trendthema sind z.B. Hanfsamen. Bei Avita wurde das Ausgangsprodukt in Gemüse-Hanf-Sticks umgesetzt, als gluten- und laktosefreier Snack mit hohem Eiweißgehalt. In Rapsöl vorgebacken, sind sie im Ofen, in der Pfanne oder Heißluftfritteuse fix fertig und enthalten weder Geschmacksverstärker, Farbstoffe noch Konservierungsstoffe. Dafür gab’s eine Zertifizierung von ProVeg.
Auch bei Nestlé Professional wird neu interpretiert. Bratwurst ist ein bisschen wie Pizza (dazu später noch): Kaum jemand mag sie nicht. In der Garden-Gourmet-Serie wird sie als »Incredible Bratwurst«, nämlich als fleischfrei, vermarktet. Die Konsistenz ist knackig-knusprig, wie das der Gast möchte. Die Vielseitigkeit ist groß; die Nestlés sehen neben der klassischen Grillwurst großes Potenzial als Hot Dog und zerkleinert als Pastasaucenzutat, außerdem als Currywurst. Letztere bleibt der Dauerbrenner in der Betriebsverpflegung, weshalb sie für die GV auch in Riesengebinden von acht Kilogramm angeboten wird.
Pizza & Pita
Bei Dr. Oetker setzt man in diesem Jahr auf Pizza, aber nicht irgendeine. Bei der Perfettissima wird der Teig fermentiert, was sich auf das Aroma des Bodens auswirkt – man ist immerhin bei den Backexperten! Der handgemachte Look der Pizza Perfettissima – ein bewusst ungleichmäßiges Rund – lässt im deutschen Schmuddelherbst an lässiges italienisches Dolce Vita denken. Der Durchmesser ist mit 29 Zentimetern großzügig bemessen, serviert werden kann ohne vorheriges Auftauen in unter sieben Minuten. Ideal also für den Außer-Haus-Markt, aber auch für die Inhouse-Eventgastronomie. Anregungen und Rezepte, wie sich die Basispizzen verfeinern und ausgarnieren lassen, gibt es auf ihrer Webseite.
Ein Pita-Stand im trendigen Londoner Borough Market positioniert sich mit einem Gastköche-Konzept. Ja, das geht also selbst beim Brötchen! Das »Shuk« hat sich mit bekannten israelischen Chefköchen Londons zusammengetan und variiert ihr einziges Produkt, das Pitabrot, in den unterschiedlichsten Füllungen. Vier Hummus-Sorten, Aubergine mit Tomate, Labneh-Käse, Minze und geröstete Sonnenblumenkerne, Rinderfilet rare mit eingelegten Pilzen, Zatar und Trüffelaroma, Süßkartoffel mit Chilijoghurt und Wolfsbarsch in scharfer Marinade sind Beispiele dafür, wie sich ein schnöder Sattmacher umgehend zu einem Trendthema entwickelt.
Pommes und kein Ende!
Pommes sind und bleiben ein Dauerbrenner. Thomas Neumann, Geschäftsführer für Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung bei Schne-Frost, weiß aus Erfahrung, dass »ein vielfältiges Schnittangebot« in der Gastronomie gut ankommt, die Burger, Schnitzel & Co. mal ein bisschen neu garnieren will. Handmade ist auch in diesem Unternehmen ein wichtiges Thema. »Die Rustico-Frites setzen sich dank ihrer ursprünglichen Optik immer weiter durch. Sie haben einen unregelmäßigen Schnitt und werden in der Schale serviert, perfekt zum Burger, alternativ als Snack.«
Auch OSI Convenience Europe bietet unter der Marke »Foodworks« vielfältige Lösungen für ein erfolgreiches Snack-Geschäft. Die goldgelben Nuggets in unterschiedlichen Panierungen eignen sich z.B. sowohl für das To-go-Angebot als auch für das gemeinsame Snacken in geselliger Runde. Die saftigen Chicken Fingers in knuspriger Bröselpanade und fertig gewürzte Chicken Wings ergänzen das Snack-Angebot auf Geflügelbasis. Mit den ready-to-eat Hähnchenbrust-Streifen der Marke lassen sich gesunde Salate produzieren.
Und noch ein Snack-Wunder zaubern die Produktentwickler von OSI aus dem Ärmel: Mit dem Speedburger können auch Anbieter mit kleinen Küchen und ungelerntem Küchenpersonal den Gästen einen leckeren Burger anbieten.
Und was ist mit süß?
Bei Froneri Schöller setzt man auf Take-away und hat neue Leckerlis am Start. Aus dem altmodischen dänischen Plunder wurde ein Zopf mit Salzkaramell, Kuchen-Minis gibt’s to go ebenso wie einen Brownie mit Karamell und Nuss. Wichtig ist, wie der Snack transportiert wird, sagt Frank Scholz, Leiter des Gastro-Service. Die passende Verpackung ist dabei das Entscheidende. Sein Tipp: »Es muss nicht immer die klassische Verpackung sein. Ausgefallene Lösungen punkten beim Gast.«
Ideen für das To-go-Geschäft von Frank Scholz
Passend verpackt:
Worauf es beim To-go-Geschäft ankommt? »Die passende Verpackung ist das A und O«, erklärt Frank Scholz, Leiter des Gastro-Service, Froneri Schöller. »Nur wenn der Kuchen auch heil zu Hause ankommt, wird sich der Gast ein zweites Mal für die Take-away-Option entscheiden.« Ist diese Pflicht erledigt, kann es an die Kür gehen. Denn mit Verpackungen und Inszenierungen abseits des Alltäglichen können Quick- und Fullservice-Anbieter bei ihren Gästen einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
- Authentische Inszenierungen: Es müssen nicht immer spezielle Kuchenverpackungen sein. Brownies können zum Beispiel gut in Hamburger-Boxen transportiert werden – all american und ideal fürs Delivery-Geschäft.
- Stilvolle farbenfrohe Verpackungen: Nicht nur auf dem Teller lassen sich Torten gut inszenieren. Auch eine edle Verpackung verleiht hochwertigen Torten einen besonderen Look.
- Dessert zum Mitnehmen: Sauber in Einzelportionen verpackt, kann selbst Cheesecake mit Saucentopping problemlos transportiert werden. Hierfür gibt es mittlerweile sogar Verpackungen, die passgenau für einzelne Kuchenstücke geeignet sind. Sichtfenster in der Verpackung zeigen den süßen Inhalt und machen so Lust auf mehr.
- Verpackungen mit persönlicher Botschaft: Beim To-go-Geschäft ist der persönliche Kontakt mit den Kunden oftmals nur kurz. Doch mit kleinen Botschaften und Grußworten auf der Verpackung wird auch das Take-away-Geschäft persönlicher.
- Glücksmomente »to share«: Statt ganzer Stücke können Gastronomen auch kleinere Portionen anbieten. Geschnittene Kuchen-Minis im To-go-Becher kann man gut mit nach Hause nehmen und teilen – oder gleich selbst aufessen.