Überraschung im Glas
Winter-Drinks von heiß bis kalt
von Martina KalusVor allem Liköre und leichtere Getränke mit weniger Alkohol stehen dieses Jahr neben dem Verkaufsklassiker Glühwein im Vordergrund. Das bestätigt auch Bartender Marian Krause und setzt dabei auf Variationen mit Gewürzen und Kräutern. Mit der »The Grid Bar« in Köln erfüllte sich der beste Bartender Deutschlands 2021 den Traum einer eigenen Bar, die seine kreative Handschrift in moderne Trinkkultur übersetzt. Neben Hot Butter Rum sieht er vor allem den Apfel-Cidre und den Aperitif mit Thymian und Zimt ganz weit vorn. »Geschmacklich sind aber auch karibische und asiatische Zutaten voll im Trend – Ingwer, Yuzu und Pandan dürfen nicht fehlen«, fügt Krause hinzu. Er persönlich liebt Cognac und trinkt im Winter auch sehr gern kalte Drinks: »Ich kann unseren Signature Drink Grape Lips sehr empfehlen, der wunderbar in die winterliche Zeit passt.« Der Grape Lips ist eine Hommage an die französische Traube. Er verbindet die anspruchsvolle Charakteristik des Cognacs mit dem gehaltvollen Rotwein zu einem perfekten Duett. Hierfür werden Cognac, Rotwein und Chocolate Bitters benötigt. »Und für die, die gern Rum trinken, kann ich unseren Tough Guys Don’t Dance empfehlen, der auch gut zur Zigarre passt«, ergänzt der Bartender. Die Kombination aus Jamaican Rum, Ahornsirup, Haselnussgeist und bitteren Fruchttönen wie Rhabarber genießt der Gast am besten mit Würfeleis und Schokolade.
Weniger ist mehr
Andreas Andricopoulos aus dem »Golvet Berlin« zeigt hingegen, wie gut die hohe Kräuterdichte von Underberg zu Kaffeearomen passt, und kredenzt einen Espresso Herbtini, eine Variation des Espresso Martini, der sich ideal für diese Saison eignet. Der Espresso Martini ist ein alkoholhaltiger Cocktail, der in den Achtzigern entstand, der Hochzeit der Wodka-Drinks und der beliebten Servierweise in einem Martinispitz oder einer Cocktailschale. Der Drink geht auf den Barkeeper Dick Bradsell zurück, der ihn 1983 auf einen spezifischen Gästewunsch eines heute weltberühmten Models hin mixte. Barexperten ordnen ihn – auch aufgrund seiner Kaffeearomen – den After-Dinner-Drinks zu, und die International Bartenders Association führt ihn zusammen mit anderen namhaften Cocktails in der Kategorie New Era Drinks auf. Mit einem klassischen Martini hat der Cocktail geschmacklich nichts gemein, er wird allerdings in dem gleichnamigen Glas serviert, wie der Cosmopolitan, ein weiterer Hit aus dieser Drink-Ära. Die Ursprungsvariante enthält satte 4,5 bis 5 cl Vodka, 2 bis 3 cl Kaffeelikör, zur Süßung außerdem Zuckersirup und natürlich einen Espresso. Die Zutaten werden mit Eis in einen Shaker gegeben, geschüttelt und anschließend in eine Cocktailschale abgeseiht. Andreas Andricopoulos hat in seiner herbalen Version den Wodka reduziert und durch den Kräuterbitter Underberg sowie mit den Espresso-Aromen harmoniert. Der Barprofi zeigt mit seinem Rezept, dass weniger durchaus mehr sein kann.
Weihnachtliche Liköre
In der Polar Bar des »Bayerischen Hofs« in München setzt man diesen Herbst und Winter auf Liköre, die an Weihnachten erinnern, und demnach auf Geschmacksrichtungen wie Apfel, Zimt und Vanille. Aber auch Drinks wie der Hot Mai Tai oder der Heiße Bratapfel werden hier gern serviert. Horst Wittmann und Konstantin Landuris entwickelten die Idee der Polar Bar bereits im Jahr 2011. Sie beruhte damals auf einer temporären Bar mit nomadischem und flexiblem Charakter. Das außergewöhnliche Designkonzept, welches in Anlehnung an die Architektur des Dachgartens konzipiert und auf der Blue Spa Terrasse fortgeführt wurde, betrachtet den Kamin als zentrales Element. Die Outdoor-Bar präsentiert sich mit windgeschützten Sitzbänken, Feuerstellen und einem Iglu-Pavillon. Bei trendigen und klassischen Drinks sowie heißen Snacks lässt sich hier Lagerfeuerromantik stilgerecht über den Dächern der Stadt zelebrieren.
Regionale Produkte
Das Thema Nachhaltigkeit spielt auch im Bereich der Winter-Drinks eine große Rolle, ist jedoch schwierig umzusetzen, da die Gäste bestimmte winterliche Aromen gewöhnt sind, erklärt Marian Krause. »Wie wir wissen, wächst Zimt usw. nicht in Deutschland. Der Schlüssel sind alternative Produkte aus der Region – das fängt bei Sanddorn an und hört bei verschiedensten Apfelgattungen auf.« Gleichzeitig weist er darauf hin, dass Gäste langsam an dieses Thema herangeführt werden sollten: »Es ist wichtig, daran zu denken, und leckere Alternativen zu finden, dennoch sollte man seine Gäste nicht überfordern, sondern fördern.« Nachhaltigkeit hat viele Facetten und deutet auch gleichzeitig darauf hin, regional und saisonal einzukaufen. So arbeiten er und sein Team schon seit einiger Zeit daran, Drinks zu entwickeln, die die drei Bereiche (Nachhaltigkeit, saisonal und regional) umfassen. »Es macht großen Spaß, sich damit zu beschäftigen, nur würden sich die Gäste wundern, warum sie ihre Lieblingsdrinks nicht mehr bekommen, wenn wir es komplett umstellen. Saisonalität und Regionalität müssen in den nächsten Jahren absolut in den Fokus rücken«, betont Krause abschließend.