Der Sommer kommt ...
Zwischen Cocktails, Eistee und Hard Seltzer – den Umsatzbringern auf der Spur ...
von Gabriele GugetzerSchon länger geht in den USA nichts mehr ohne Hard Seltzer, auch Hard Soda genannt. Das Getränk ist in einer Instagram-freundlichen Optik in 0,3-Liter-Dosen abgefüllt und in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen erhältlich. Es erfüllt diverse Trends auf einen Schlag: Der Alkoholgehalt ist niedrig, es ist glutenfrei und meist auch vegan, der Zuckergehalt ist zu vernachlässigen, es hat viel weniger Kalorien als Bier, die Dosen sind gut zu recyceln. Erst einige Jahre auf dem Markt, sieht das Branchenmagazin The Drinks Business für dieses Jahr einen Umsatz von 2,5 Mrd. Dollar voraus und erwartet bis 2023 eine Verdreifachung.
Bubbles in schicken Dosen
Hard Seltzer besitzt wie Sprudel die aktuell beliebten Bubbles, die allerdings hier durch den natürlichen Brauvorgang der Fermentation entstehen. Die Basis dafür kann Wein sein,
Zuckerrohr oder Malz. So gingen Anfang letzten Jahres die kalifornischen Riesenwinzer Gallo erstmals seit 55 Jahren mit einem neuen Produkt – Hard Seltzer in vier Geschmacksrichtungen – an den Start. Auch große Bierbrauer wie Molson Coors sind auf den Trendzug aufgesprungen. Denn der niedrige Kalorien- und Zuckergehalt der Hard Seltzers spricht eine jüngere Generation an, die sie als Abnehmer schon für verloren hielten. Die Generation nämlich (männlich und weiblich), die den Bierbauch nicht mehr für ein Statussymbol hält. White Claw machte bereits 2019 über 1,5 Milliarden Dollar Umsatz mit ihren Dosen und ist gut sichtbar beim Lifestyle-Festival Coachella in Südkalifornien platziert. Zwischendurch durften sie sogar schon Lieferschwierigkeiten melden.
Das größte deutsche Getränkeunternehmen Coca-Cola Deutschland reagierte auf den Trend mit dem Kauf einer im Premiumbereich angesiedelten, mexikanischen Mineralwassermarke namens Topo Chico. Gerade haben sie im deutschsprachigen Raum Topo Chico Hard Seltzer mit 4,1 % Alkoholgehalt und 99 Kalorien pro Dose auf den Markt gebracht. Mit Sorten wie Cherry Acai sind auch sie eindeutig dem jungen, gesundheitsbewussten Verbraucher auf der Spur. »Ein bisschen wie vegane ungesüßte Eiscreme«, beschreibt das Magazin Mixology das Phänomen Hard Seltzer. Klar, dass auch unsere Hauptstadt mitmischt: Berlin Seltzer wirft Aromen wie Yuzu, Rosmarin und Ingwer in den Ring.
Leichtigkeit im Glas
Bei Weinschorlen hat die neue Freude an weniger Alkohol für einen echten Schub gesorgt. Auch wegen dreier Freunde, Cornelius, Annik und Dominik. Einer ist gelernter Winzer, die zwei anderen Marketing- und Grafikexperten. Heraus kam Schorlefranz. Der Name ist gut, das Logo (Hipster mit trendigem Bart aus Trauben) einprägsam. Kein Wunder, dass ihre trinkfertigen Weinschorlen in der schönen Lifestyle- und Modewelt der Zeitschrift Grazia angekommen sind. Tatsächlich geht es aber auch um Wein; die Weinschorlen basieren auf den ausgewiesenen Reben Sauvignon Blanc, Müller-Thurgau, Spätburgunder, Saint Laurent und Portugieser.
Was gibt’s Neues an der Bar?
Wird Mezcal der neue Gin? (Vielleicht noch nicht. Schade eigentlich. Wenn’s ein handwerklich gemachtes Produkt mit Geschichte gibt, dann Mezcal.) Hat Granatapfel das Zeug zum Barliebling? (Monin hat den passenden Sirup bereits im Programm.) Was trinken die Engländer, die den Deutschen im Barbereich gerne voraus sind? Die feine Four-Seasons-Kette besitzt in Großbritannien gleich mehrere hinreißende Hotels. Und wie im Königreich üblich, ist die Bar in einem solchen Umfeld mehr oder weniger die Visitenkarte für’s ganze Haus. Bar Manager Robert Judd vom Four Seasons Hotel Hampshire erklärt denn auch, dass sein ginbasierter Signature Cocktail für den Sommer die Philosophie des Restaurants Wild Carrot widerspiegele. »Im Sommer setzen wir im Restaurant auf ein leichtes Menü, mit regionalen Zutaten, so naturbelassen wie möglich. Das Thema haben wir im Cocktail aufgegriffen, mit frisch gepressten Fruchtsäften und einer Tonic-Essenz.«
Apricot Kiss
Zutaten für 1 Liter:
- 300 g Aprikosen
- 6 Thymianstiele
- 50g Zucker
- Einige Eiswürfel
- 500 ml Adelholzener Gastro Bio
- Apfelschorle (gekühlt)
- 500 ml Adelholzener Gastro Classic
Die Aprikosen waschen, dann halbieren und entsteinen. Den Thymian waschen und trocken schütteln. Die Blättchen von den Stielen zupfen und mit Aprikosenhälften und Zucker in einen Topf geben. Alles aufkochen und bei mittlerer Hitze in ca. 15 Minuten zu einem Kompott verkochen lassen. Das Aprikosenkompott mit dem Stabmixer pürieren, dann durch ein feines Sieb streichen. Aprikosenpüree und Eiswürfel in einen Krug geben, diesen dann mit Adelholzener Apfelschorle und Mineralwasser auffüllen. Kurz umrühren, dann sofort servieren.
Limonaden mit neuem Twist
Zitrone + Minze ist eine Geschmackskombination, die im ganzen Nahen Osten gelernt ist. In Israel ist die Variante Limonana am Start, entlehnt den arabischen und hebräischen Worten für Zitrone und Minze. Limonana sorgte als Fertigprodukt in den 90ern für Furore, ist aber kinderleicht in der Profiküche zu machen und passt zur immer noch aktuellen Ottolenghi-Liebe der Gäste. Auf 400 ml frisch gepressten Zitronensaft rechnet man 20 Stängel Minze, 200 g feinsten Zucker, püriert mit 250 ml Wasser, gießt mit 750 ml Wasser auf und serviert auf Eis. Kühlt gut runter, erfrischt durch viel Minze und ist appetitanregend. Auch in den amerikanischen Südstaaten weiß man, wie sich sommerliche Hitze anfühlt. Coolers sind neben selbst gemachten Limonaden die Lösung. Pfirsich, Limette, Erdbeere, die klassischen Aromen, aufgegossen wird mit Mineralwasser oder Sprudel.
Was war nochmal Frosé?
Gefrorenes Roséweinpüree klingt erstmal nicht so toll, aber wenn’s dann Frosé heißt, ist die Sachlage anders. Dieser Drink aus einem italienischen Restaurant in New York’s Bowery stand kurz vor Eroberung der Welt – dann kam Covid. Eine Neuauflage muss aber drin sein, denn das Originalrezept aus dem Primi ist so viel besser als alle im Covid-Klima erdachten Varianten mit viel zu viel Zucker. Im Primi kommen auf eine Flasche körperreichen Rosé (Merlot, Pinot Noir, Grenache) 150 g reife Erdbeeren, 1 EL Zucker und 60 ml Vermouth Rosé (sie verwenden Belsazar). Alles fein pürieren, in einen großen Gefrierbeutel füllen, flach streichen, acht Stunden durchkühlen. Aufmixen, im Weißweinglas servieren.
Bourbon im Sommer, echt jetzt?
In den oben erwähnten Südstaaten entsteht daraus seit etwa Ende des 18. Jahrhunderts der Mint Julep, berühmt durch’s Kentucky Derby, und einer der coolsten Drinks überhaupt, nachzulesen im Mr. Boston Bartender Guide – wer’s nicht mehr auf dem Schirm hat. Bourbon + Obst sind zudem die Basis für köstliche Longdrinks, gemacht für heiße Sommernächte. Lecker sind Variationen mit Pfirsich, Grapefruit, Erdbeere.
Kaffee und Tee auf Eis
Vietnamesischer Eiskaffee ist dunkel gerösteter Kaffee, wie in jedem Pariser Supermarkt zu finden, aufgegossen in einer French Press, alternativ den niedlichen vietnamesischen Kaffeemaschinen aus Blech, die jeder Asialaden für kleines Geld führt. Die relativ starke und bittere Mischung wird über Eiswürfel gekippt, dann kommen mindestens (!) zwei Esslöffel gezuckerte Kondensmilch ins Spiel.
Tee ist auch im Sommer ein Thema. Eilles hat sich Gedanken gemacht und neben dem Aromaklassiker Granatapfel und Pfirsich auch einen grünen Tee am Start. Die dazu passenden Himbeeren werden als Eiswürfel zubereitet und unter den fertig gezogenen Eistee gerührt, so der Eilles-Tipp. Der Sommer kann kommen!