Sagen Sie Ja!
von Daniela MüllerUnd den lassen sich die Brautpaare etwas kosten. Rund 13.000 Euro geben sie durchschnittlich für ihren großen Tag aus. Das macht Hochzeiten zu einem sehr lukrativen Geschäftsfeld – auch für Gastronomen und Hoteliers, die es verstehen, mit ihrem Angebot zu punkten.
Höhenangst ist beim Jawort auf dem Hoteldach des Cliff Hotels Rügen kein guter Begleiter. Trotzdem »trauen sich« hier oben regelmäßig verliebte Paare und genießen das besondere Erlebnis – Weitblick über die Ostsee inklusive. Heiraten war früher etwas für Spießer, heute kommen auch die Abenteuer-lustigen auf ihre Kosten. Das A und O für ein gelungenes Hochzeitsfest ist dabei, neben der Location, die Organisation des Events – und die hat es oft in sich. Doch dazu später. Das Cliff Hotel Rügen jedenfalls befindet sich in malerischer Umgebung an der Riviera des Nordens – direkt auf dem Hochufer des traditionsreichen Kaiserbades Sellin. Und hat damit schon mal die besten Voraussetzungen für eine Traumhochzeit im Ärmel.
Hochzeit auf dem Dach – Wetter muss mitspielen
»Als Außenstelle des Standesamtes Mönchgut-Granitz darf auf dem ganzen Hotelareal rechtmäßig geheiratet werden«, erklärt Viola Kaser aus der Marketing-Abteilung des Hauses. Und da jede Braut sich ihren »schönsten Tag im Leben« anders vorstellt, ist es gut, als Hotel hier mehr als eine Alternative anzubieten: Neben dem Hoteldach, das ganz nebenbei bemerkt ohnehin nur bei schönem Wetter, Windstille und einer relativ kleinen Gästeanzahl (bis zu zehn Personen) als Location dienen kann, bietet der Hotel-Privatstrand eine einmalige Kulisse für das Jawort: Roter Teppich, weißer Sand, mit Blumen geschmückte Spitz-Zelte und sanft rauschende Wellen – ein Hollywood-Film könnte das Setting nicht besser hinbekommen. Selbstverständlich bietet das Hotel aber ebenso eine Terrasse (mit Meerblick) und die Indoor-Varianten für eher traditionell orientierte Hochzeitsgesellschaften.
Ein bisschen Wunschkonzert
Rund 80 Paare heiraten jedes Jahr im Cliff Hotel. Das perfekte Hochzeitspaket wird für jedes Paar ganz individuell geschnürt. Ein Team aus Experten aus dem Bankett-Bereich des Hauses kümmert sich darum. »Wir verschicken nicht die Einladungen für das Brautpaar. Aber alles andere können wir organisieren – vom Brautstyling über die standesamtliche Trauung hier im Hause, die Dekoration, das Fotoshooting und die Blumen bis hin zum Limousinen-Service«, sagt Viola Kaser. Dabei kommt es immer wieder vor, dass Gäste ganz individuelle Wünsche an die Hotelmitarbeiter herantragen, die – falls irgendwie erfüllbar – auch erfüllt werden. Und da heißt es häufig: flexibel und lösungsorientiert arbeiten. Denn das setzen Brautpaare bei der Location ihres Hochzeitsevents heute voraus.
Heiraten wie Robert Redford
Ja, es stimmt. Hollywood-Superstar Robert Redford hat 2009 in Hamburg seine große Liebe geehelicht. Wie genau die Vorbereitungen und die Zeremonie abgelaufen sind, bleibt leider ein wohlgehütetes Geheimnis des Hotels Louis C. Jacob. Was ihn dazu bewogen hat, gerade im Jacob »YES« zu sagen, lässt sich dagegen leicht erahnen: Das Kleinod am Hamburger Elbufer vereint privaten Charme, exzellenten Service, einen vielfach ausgezeichneten Weinkeller und eine Küche, die sich im Sternenglanz der Gastro-Kritiker präsentiert. Gefeiert werden kann hier beispielsweise auf der legendären Lindenterrasse, die der berühmte Impressionist Max Liebermann sogar in Öl verewigte. Die Veranstaltungsräume und der Elbsalon – alle mit weitem Blick über die Elbe – bieten ebenfalls einen glanzvollen Rahmen für das Hochzeitsfest.
Um sich am »schönsten Tag des Lebens« wie ein Star fühlen zu können, braucht man hier übrigens nicht Redford zu heißen. »Wir empfangen unser Brautpaar und seine Gesellschaft gerne mit höchsten Ehren«, verrät Claudia Bellmann, die Leiterin der PR-Abteilung des Hotels. »Gleich schräg gegenüber dem Jacob gibt es eine wunderschöne Kirche, von der aus wir bis zum Hoteleingang einen roten Teppich ausrollen. Das Paar schreitet dann darüber, und alle unsere Mitarbeiter stehen Spalier – ein ganz besonders emotionaler Moment.«
Auch im Louis C. Jacob weiß man, dass das Geschäft mit dem Heiraten keines ist, das man nebenher erledigt. Claudia Bellmann: »Wir halten dabei den Austausch unter Kollegen der verschiedenen Branchen für sehr wichtig. Für uns ist es ein schöner Service, wenn wir dem Brautpaar verlässliche Dienstleister aus den unterschiedlichen Bereichen empfehlen können, mit denen wir gute Erfahrungen gemacht haben.« Dazu kommen kleine Aufmerksamkeiten, die dem Hochzeitstag noch ein Sahnehäubchen obendrauf setzen. So werden im Jacob alle Brautpaare vom Hoteldirektor persönlich begrüßt und bekommen als Hochzeitsgeschenk einen Lindensprössling überreicht – »auf das er wachsen und stark werden möge, wie die gemeinsame Liebe«, so Bellmann.
Einen Tag Prinzessin sein
Dann wäre da noch die Sache mit der Prinzessinnenhochzeit, die sich zweifelsohne ein nicht zu unterschätzender Prozentsatz der Bräute schon seit frühester Kindheit erträumt. Und was braucht eine Märchenhochzeit noch dringender als einen Prinzen? Natürlich eine möglichst prunkvolle Location!
Gerade für Schlosshotels – egal welcher Größe – ist das Hochzeitsgeschäft deshalb fast immer ein Pflichtprogramm. Wer sich hier erfolgreich positioniert, kann gut verdienen. So werden im traditionsreichen Schlosshotel Kronberg im Taunus jedes Jahr viele Traumhochzeiten gefeiert – auf Wunsch sogar inklusive opulentem Feuerwerk auf der Rotunde im Schlosspark. »Luxushotels unserer Kategorie sind Sehnsuchtsorte, die die Fantasie beflügeln und ihren Gästen kostbare Erlebnisse bescheren – allen voran unseren Brautpaaren«, erklärt Franz Zimmermann, General Manager des Schlosshotels.
Das Hochzeitsmenü: viel mehr als Luft und Liebe
Liebe geht ja bekanntlich auch durch den Magen – das gilt umso mehr beim Heiraten. Schließlich kann eine perfekte Location die Stimmung kaum retten, wenn den Gästen der Magen knurrt oder das Hochzeitsbüfett als Themaverfehlung daherkommt.
Die größte Herausforderung bei der Planung des Menüs für den großen Tag bestehe darin, herauszufinden, wie das Brautpaar seine Prioritäten setzt, weiß Jan Nöhre, Geschäftsführer von Catalogna Cologne Catering in Köln. »Es gibt die, die alles auf den Geschmack und auf die Vorstellungen der Gäste zuschneiden. Und es gibt die, die ihr Fest genauso feiern möchten, wie es ihnen selbst gefällt. Meist entscheiden wir uns aber mit den Kunden zusammen für den Mittelweg«, verrät er. Diesen zu finden, sei jedoch nicht immer ganz leicht, gibt er zu. »Wenn aber das Brautpaar am Ende glücklich ist, sind es meist auch die Gäste.«
Bei Catalogna Cologne Catering werden die Braut und der Bräutigam – falls gewünscht – intensiv in die Planungen einbezogen, können Stil und Richtung vorgeben, Vorschläge zu Produkten und Zutaten machen und selbstverständlich eigene Ideen einbringen. »Mir ist zudem wichtig, dass Food und Beverage mit den Möbeln und der Deko korrespondieren«, sagt Nöhre. Oftmals ist eine coole Präsentation eben genauso wichtig wie das Essen selbst.
Live-Cooking – Genuss für alle Sinne
Warum also nicht einmal einen Foodtruck oder eine mobile Cocktail-Bar vorfahren lassen? Sehr weit oben in der Gunst der Paare steht nach wie vor Leckeres vom Rost. Jedoch sollte das Thema Barbecue extravaganter und luxuriöser gespielt werden als bei einem herkömmlichen Sommerfest. »Aber auch Front- und Livecooking und verschiedene Menü- und Büfettvarianten sind noch immer aktuell«, erklärt der Caterer. »Beim Live-Cooking werden die Speisen vor den Augen der Gäste frisch zubereitet. Es wird gerührt, gekocht, gebraten und flambiert. Das ist nicht nur ein Erlebnis für den Gaumen, sondern regt auch alle anderen Sinne an.«
Fingerfood, der Party-Klassiker, schmeckt den Gästen in der Regel ebenso wunderbar. Originell serviert in Gläsern, Dosen oder am Stil, begeistern die kleinen mundgerechten Häppchen Gaumen und Auge. Die kalten oder warmen, süßen oder herzhaften Kunstwerke können ganz unkompliziert und ohne Besteck gegessen werden. »Sie eignen sich daher besonders gut bei einem Stehempfang und passen wunderbar in kleine Kinderhände«, so Jan Nöhre.
Jeder nach seinem Geschmack
Last, not least stellt sich uns die Frage, welche Themen derzeit bei Hochzeiten besonders angesagt sind. »Groß im Trend ist z. B. das Thema Vintage-Hochzeiten«, sagt Monika Meyr, Public Relations Manager bei Hotelwäsche Erwin Müller. »Hier stehen pastellige Farben im Vordergrund sowie natürliche Materialien.« Ansonsten heiraten die meisten Paare einfach so, wie es ihnen gefällt: Von cool und extravagant bis hin zu goldenen Tellern und großen Blumengestecken ist alles dabei. Und über Geschmack lässt sich sowieso nicht streiten – schon gar nicht am schönsten Tag im Leben!
»Wir sind eure Partner, keine Konkurrenz!«
Nachgefragt bei Antje Krüger, Inhaberin der Agentur Engel 07, Berlin
Als Hochzeitsplanerin ist Antje Krüger nicht nur eine spezialisierte Eventmanagerin, sie agiert als Partnerin und Vertreterin des Brautpaares gegenüber der Hochzeitslocation und anderen Dienstleistern. Die Inhaberin der Agentur Engel 07 ist Mitglied im Bund deutscher Hochzeitsplaner.
Wie gestaltet sich Ihre Zusammenarbeit mit Hotels bzw. Restaurants?
Eine gute Zusammenarbeit mit Locations – egal welcher Art – ist für unsere Arbeit als Hochzeitsplaner elementar. Die Location bildet ja das »Fundament« einer gelungenen Feier. Unsere Aufgabe ist es, eine Schnittstelle zwischen dem Veranstaltungsort und dem Brautpaar zu schaffen. Nicht selten nehmen wir dabei den Verantwortlichen in der Location Aufgaben ab, die nicht in deren Ressort fallen, aber oft von den Brautpaaren gewünscht werden. Dabei ist es uns als Planer sehr wichtig, dass wir als Partner und nicht als Konkurrenz verstanden werden.
Werden Sie auch von Hotels bzw. Locations engagiert?
Das wäre – aus unserer Sicht – auf jeden Fall wünschenswert. Es wäre ein Gewinn für alle, wenn wir im Zusammenhang mit der Planung einer Hochzeit als externe Experten mit ins Boot geholt werden würden. Gerade Hotels haben ja in der Regel ihre Bankett- und Eventabteilung und »verkaufen« eine Eventmanagerin gerne als Hochzeitsplanerin, obwohl diese die sehr umfangreiche und zeitaufwendige Arbeit einer professionell agierenden Hochzeitsplanerin meist gar nicht leisten kann.
Was sind für Sie die Voraussetzungen für eine reibungslose Zusammenarbeit?
Primär wichtig ist, dass es vom Beginn der Planung bis zum Veranstaltungstermin seitens der Location EINEN festen Ansprechpartner gibt, der zeitnah alle Fragen beantworten kann. Alles, was kritisch in der Umsetzung sein könnte, muss zudem bereits am Anfang der Zusammenarbeit angesprochen werden. Nichts ist unangenehmer, als dem Brautpaar nach Vertragsunterzeichnung beibringen zu müssen, dass etwas nicht durchführbar ist, obwohl fest damit gerechnet wurde. Wichtig ist zudem, dass alle beteiligten Parteien immer auf dem gleichen Wissensstand sind.
Mehr Infos unter: www.engelnullsieben.de
Carolyn Robbs Vorschlag für ein königliches Menü zur Hochzeit
Appetizer:
- Lachsmayonnaise-Wraps
- Caprese-Törtchen
- Neue Kartoffeln in Pancetta-Hülle
Vorspeise:
- Salat von Pfirsichen im Schinkenmantel
Hauptspeise:
- Einfacher Filetbraten vom Rind oder
- Offene Ravioli (vegetarisch)
Dessert:
- Eton Mess mit Sommerfrüchten
Der Original-Text aus dem Magazin wurde für die Online-Version evtl. gekürzt bzw. angepasst.
Aus dem Nähkästchen geplaudert: Hochzeit bei den Royals
Carolyn Robb war über viele Jahre persönliche Küchenchefin von Prinz Charles und Lady Diana. In ihrem Buch »Königlich und köstlich« bietet die leidenschaftliche Köchin viele Inspirationen für eine Hochzeitskulinarik mit dem gewissen royalen Etwas. Wie ein königliches Vermählungsdinner aussehen sollte, hat Carolyn Robb uns in einem Interview verraten.
Was serviert die britische Königsfamilie traditionell zu Vermählungen?
Im Laufe der Jahre wurde das Essen bei königlichen Hochzeiten erheblich vereinfacht. Bei der Hochzeit der Königin Mutter und König George VI. gab es noch ein Menü aus neun Gängen, bei Prinz William und Kate Middletons Hochzeit war das Menü auf drei Gänge reduziert. Die einzige Komponente, die unverändert blieb – und sehr aufwendig ist –, ist die Hochzeitstorte. Dabei handelt es sich um einen reichhaltigen, fruchtigen Kuchen, dekoriert mit sehr filigraner und aufwendiger Zuckerkunst. Die Torte ist seit vielen Generationen Tradition. Prinz William brach übrigens damit, indem er sich zusätzlich einen »Chocolate Grooms Cake« mit Keksen und Schokolade backen ließ. (Genauer gesagt aus 1.700 Keksen und 17 Kilogramm Schokolade – d. Red.)
Was ist die besondere Herausforderung bei der Planung eines Hochzeitsmenüs?
Es ist sehr wichtig, dass der Stil der Speisenauswahl und der Menükarte zu Jahreszeit und Location passen. Heute geht der Trend ja dazu, Hochzeiten in Scheunen, großen Zelten auf Feldern und an anderen abenteuerlichen Orten zu feiern, die nicht unbedingt über eine perfekt ausgerüstete Küche verfügen. In diesem Fall ist es sehr wichtig, das Menü einfach zu halten. Richtig präsentiert, kann aus dem einfachsten Gericht ein wundervolles Hochzeitsmahl werden.
Und wie verleihen Sie dem Menü die besondere »royale Note«?
Indem ich besonderes Augenmerk darauf lege, wie der Tisch eingedeckt und dekoriert wird. Außerdem muss die Präsentation des Essens stimmen. Sollen die Dinge einfach gehalten werden, empfehle ich derzeit einen eleganten Look im Sommergarten-Design. Während meiner Zeit als königliche Köchin war mein Motto übrigens stets: »Einfach, aber atemberaubend«.
Buchtipp:
Carolyn Robb
Königlich und köstlich – Rezepte und Geschichten aus dem britischen Königshaus
80 Rezepte aus der Feder von Carolyn Robb. Sie war lange Zeit die persönliche Küchenchefin von Prinz Charles und Lady Diana.