Die närrischen Tage eignen sich hervorragend als Umsatzturbo
Fotos: picture alliance / Geisler-Fotopress

Mit Kostümen Kasse machen

Die närrischen Tage eignen sich hervorragend als Umsatzturbo

von Sebastian Bütow
Sonntag, 12.01.2020
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Bei Karneval denken wir an Kamellen, Konfetti und – Kohle! Allein in der Hochburg Köln haben die Jecken in der Session 2017/18 (vom 11. November bis Aschermittwoch) insgesamt 596 Millionen Euro ausgegeben, wie die Unternehmensberatung Boston Consulting im Auftrag für das Festkomitee Kölner Karneval ermittelte. Der größte Anteil dieser Summe (256 Millionen) floss logischerweise in die Gastronomie. Die tollen Tage sind zweifelsohne eine Einladung zum Geldverdienen. Selbst in Regionen, in denen die kostümierte Ausgelassenheit traditionell unpopulär ist, gibt es eine Klientel, die garantiert dafür zu haben ist: Kinder!

Kinder im Karneval
Karneval begeistert auch die jüngsten Gäste. Immer mehr
Gastronomen nehmen den Kinder­fasching erfolgreich in ihr
Programm auf. Foto: Fotos: picture alliance / Geisler-Fotopress

Kinderkarneval bzw. -fasching funktioniert überall

Ja, das funktioniert sogar im norddeutschen Flensburg oder an anderen Orten, die es nicht so haben mit dem Verkleiden. Die Kleinen lieben es! Bei der Organisation einer Kinder­faschingsparty sollte geprüft werden, ob andere Locations den Wunschtermin schon für ihre Veranstaltung beanspruchen. Wer ein Fest am Nachmittag plant, Kinder und ihre Eltern einlädt, braucht eine laute Musikanlage, kunterbunte Deko und eine Moderation für lustige Spiele und Wettbewerbe. Mindestens!

Kein Equipment? Kein Problem! Eine Zusammenarbeit mit externen Kinderfaschings-Spezialisten aus der Region kann sich lohnen, zumal der Eintrittspreis deren Honorar locker wieder einspielt. Sie bringen in der Regel alles mit, von mobilen Lautsprechern bis zur faschingskompatiblen Playlist. »Da hat das rote Pferd sich einfach umgekehrt…« und »Komm, hol das Lasso raus!« sind Pflicht. Auch auf Karaoke-Spektakel auf der Bühne fahren die Kleinen total ab.

Der Löwenbräukeller in München veranstaltet am 23. Februar wieder den »Kinderball der Damischen Ritter«, setzt dabei auf allerhand Attraktionen, u. a. Clowns, Luftballonkünstler und Live-Musik der Band Aquarius. Ein Klassiker, der beim Kinderfasching immer für Spannung sorgt, ist die Wahl des Prinzenpaars oder der besten Kostüme. Immer angesagter: Nicht einzelnen Kindern, sondern der Familie mit den kreativsten Kostümen den Preis verleihen! Das ist besonders reizvoll, wenn der Kinderfasching ein Motto bekommt oder in verschiedenen Kategorien prämiert wird, zum Beispiel Steinzeit oder Piraten. Welcher Papa verwandelt sich in den allertollsten Fred Feuerstein oder Captain Jack Sparrow?

Win-Win: Kooperationen mit externen Veranstaltern

In dem Wiener Restaurant »Bolena« lädt der Veranstalter »Slow Dating Events« am 25. Februar (Faschingsdienstag) zum zweiten Mal zu einer Maskerade für Singles. Der Dresscode ist offen – eine Maske allerdings Pflicht und kann auch vor Ort geliehen werden. »Wir führen durch den Abend mit dynamischen Spielen, die für ein lockeres Kennenlernen in entspannter Atmosphäre sorgen«, sagt Veranstalter Till Spindler. Slow Events bringt zwei Moderatoren und das Unterhaltungsprogramm mit, die Servicekräfte für die Bewirtung stellt das Bolena selbst.

Win-Win heißt es bei der Zusammenarbeit zwischen dem gastgebenden Restaurant und dem Veranstalter. »Wir mieten uns mit unseren Events für Singles immer dort ein, wo es am besten passt für die jeweilige Veranstaltung. Im »Bolena« ist oben der Restaurantbereich und unten der Partyraum, der sich anfühlt, als betrete man plötzlich eine andere Welt mit Glitzer, Spiegeln und einer Decke voller Discokugeln«, schwärmt seine Schwester und Kollegin Helena Spindler. »Genau diesen Partycharakter brauchen wir für unsere Maskerade.«

Die Suche nach der richtigen Location sei allerdings »sehr anstrengend« gewesen. Helena Spindler weiter: »Ich habe wie wild im Internet gesucht und immer einen Blick auf die gastronomischen Neueröffnungen in Wien.« Wer also während der tollen Tage ideale Räumlichkeiten und Kapazitäten zu bieten hat wie das »Bolena«, selbst aber kein Event stemmen möchte, sollte proaktiv auf Partyveranstalter oder Karnevalsvereine zugehen, die auf der Suche sind. Wäre doch ein Jammer, wenn tolle Locations kein kostümiertes Treiben zu Gesicht bekommen.

Fotoautomaten im Karneval
Im Wiener Restaurant Bolena treffen Singles beim Maskenfest
auf Gleichgesinnte – die Maske ist übrigens Pflicht und kann auch
vor Ort ausgeliehen werden. Foto: Daniels Pictures

Fotoautomaten garantieren ewige Erinnerungen

Es macht Kinder froh und Erwachsene im Karnevalsrausch sowieso: Ein Gerät, das fotografiert und heitere Bilder wie am Fließband ausspuckt, ist mittlerweile fast schon Standard auf Hochzeitsfeiern. Es druckt die Fotos nur wenige Augenblicke nach dem Auslösen, wird in der Regel nonstop genutzt, die Erinnerungen an die Kostüme müssen schließlich festgehalten werden. Viele Feiernde blühen vor der Kamera erst so richtig auf.

Der Anbieter »Flash-U« zum Beispiel bietet die unterschiedlichsten Systeme an, auch abgefahrene: Das »Fotomobil« etwa ist ein umgebauter italienischer Kleintransporter. Sie wissen schon, dieser Niedliche mit den drei Reifen. Die günstigste Variante eines Fotoautomaten von »Foboxy« ist für 248 Euro Tagesmiete zu haben. Die Fotobox kommt per Paket, so wird sie auch zurückgeschickt. »Das beiliegende Fotopapier reicht auf jeden Fall aus. Wir vermieten ein Rundum-sorglos-Paket, ohne versteckte Kosten. Und mit unserem Partnerprogramm profitieren auch Eventdienstleister und Locations von unseren Leistungen«, versichert Andreas Unger, Marketing- und Vertriebsleiter von Foboxy.

Fotowand beim Karneval
Fotoboxen sind für Karnevals-Partys genial – verkleidet ist man
schließlich ohnehin schon. Foto: picture alliance / PantherMedia

Fotowand am Eingang sorgt für Reichweite

Auch cool: eine Fotowand gleich am Eingang, wie man sie aus dem Fernsehen kennt, wenn Stars bei einer Preisverleihung eintrudeln. Jeder kostümierte Gast wird vom Fotografen »abgeschossen« wie auf einem roten Teppich. Die Fotowand lässt sich auch kommerzialisieren, indem sie mit den Logos von Sponsoren, etwa der lokalen Brauerei, geschmückt wird. Die Bilder können digital nachveredelt und online zum Verkauf angeboten werden. Werden sie verbreitet, ob analog oder digital, ob eingerahmt im Wohnzimmer oder auf Instagram, verschafft es dem eigenen Lokal eine gute Portion Wahrnehmung und Reichweite.

Karnevalsfeste parallel zum normalen Betrieb

Sie ist eine gastronomische Institution in der deutschen Hauptstadt: Die »Ständige Vertretung« am Schiffbauerdamm in Mitte verstand sich schon immer als Botschafter der rheinischen Kultur in Berlin. Die legendären Karnevalsveranstaltungen der »StäV« finden wegen der großen Nachfrage mittlerweile in größeren Locations statt, im »Soda Club« oder im »Kesselhaus« auf dem Gelände der Kulturbrauerei in Prenzlauer Berg. »Wir konnten dem Bedarf nicht mehr Herr werden. Für uns war es das Beste, was uns passieren konnte. Wir haben weiterhin ›normal‹ geöffnet, machen unsere Karnevalsveranstaltungen parallel woanders«, sagt der geschäftsführende Gesellschafter Jörn Peter Brinkmann.

Unsere DJs sind allesamt Rheinländer, und so muss es meines Erachtens auch sein

Jörn Brinkmann,
StäV

Merchandising mit Karnevalsorden

Clever: Die »StäV« verkauft Karnevalsorden an ihre Gäste – im Lokal und auf den Veranstaltungen. Das ist Merchandising in »Hard Rock Cafe«-Manier. Auch T-Shirts, Hoodies, Käppis und vieles mehr sind als Erinnerung zu haben. Wer hier so richtig Spaß hatte, nimmt doch gerne ein »StäV«-Souvenir mit. Und greift dafür zum Portemonnaie. Wie wir alle wissen, können ein paar Kölsch die mitgebrachten Sparvorsätze im Nu zertrümmern. So ein Orden kostet übrigens 19,90 Euro.

Je weniger Tickets, desto begehrter

Die Kölner Formation »Loss mer singe« tourt seit Jahren erfolgreich mit den allerneuesten Karnevalsliedern der Session durch die Kneipen, längst nicht mehr nur im Rheinland. Das Kultevent, bei dem alle Gäste die Liedtexte bekommen und mitsingen, gastiert am 25. Januar im Berliner Kesselhaus. Exakt 1.111 Gäste kommen in den Genuss. »Letztes Jahr waren wir innerhalb von 26 Minuten ausverkauft«, sagt Brinkmann. »Wir könnten problemlos in eine größere Location wechseln, ein Vielfaches an Tickets verkaufen – wollen wir aber gar nicht.« So bleibt ›Loss mer singe‹ garantiert so schön, wie es in den Jahren zuvor war – und extrem begehrt. Ticketbesitzern ist der Neid sicher. » ›Loss mer singe‹ lässt sich so auch besser planen, weil wir genau wissen, wie viele Leute kommen werden«, so Brinkmann. Zu viele Gäste können auch ein Problem werden, wenn eine Location nicht darauf vorbereitet ist.

Promotion-Teams willkommen heißen

»Einige wissen das vielleicht nicht: ›Kleiner Feigling‹ gehört zum Karneval wie das Kölsch«, sagt Brinkmann. »Deshalb sind auf unseren Feiern verkleidete Hostessen mit denen unterwegs und verkaufen.« Bei gutbesuchten Karnevalsveranstaltungen empfiehlt es sich, Promotion-Teams die Tür zu öffnen. Das gastgebende Lokal kassiert in der Regel am Umsatz der Promoter mindestens mit. Der Spirituosenhersteller verfolgt ein anderes Ziel: Werbung, die Präsenz der Marke bei seiner Zielgruppe.

Stänige Vertretung
Die Events der Ständigen Vertretung in Berlin sind zu Karneval
schnell ausgebucht. Foto: picture alliance/XAMAX/dpa

DJs und Musiker müssen authentisch sein

Wer in einer größeren Stadt zu einer »echt kölschen Karnevalsparty« lädt, sollte mit authentischen Musikern und DJs aufwarten – sonst könnte es peinlich werden. »Unsere DJs sind allesamt Rheinländer, und so muss es meines Erachtens auch sein«, meint Brinkmann, »dafür braucht man ein Gefühl für die Stimmung, die passenden Lieder und das richtige Timing. Wenn nachts um drei echte Kölnerinnen zum DJ kommen und sich in guter Laune kölsche Lieder wünschen, die der DJ nicht kennt – das funktioniert nicht!«

Extra-Speisekarte für die tollen Tage

Auch auf der »Lei-Lei After Show Party« im Congress Center Villach, dem Fest nach den Faschingssitzungen in der Kärntener Hochburg, werden spezielle Shots serviert: »Faschingsmandl« und »Faschingsweibl« heißen hier die hochprozentigen Stimmungsmacher. Die bis zu 800 Besucher pro Faschings­sitzung genießen auch die traditionellen Villacher Faschingskrapfen. Und: »Während dieser Zeit gibt es im Gourmetrestaurant ›Lagana‹ hausgemachten Heringssalat aus der Drei-Hauben-Küche von Hermann Andritsch«, so Bernhard Smole, Marketing-Manager der beiden Villacher Locations. Zusätzlich lockt eine spezielle Auswahl von Fischgerichten.

Egal, ob Drei-Gänge-Menü oder Büfett, die tollen Tage schreien nach einer Extra-Speisekarte, auf der es gerne süß und fettreich zugehen darf. Denn bevor dann die Fastenzeit anbricht, ist die eine oder andere Sünde einfach Pflicht.

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