Europas größter Food Hub
Der neue kulinarische Treffpunkt in Berlin?
von Karoline GiokasÜber 20 Jahre lang war der Potsdamer Platz ein unbelebter und unbeliebter Ort Berlins. Damit ist seit Ende 2022 Schluss. Denn noch im Dezember hat der Manifesto Market seine Pforten geöffnet und bietet seitdem auf rund 4.400 Quadratmetern mit 22 Restaurants und vier Bars eine qualitätsbewusste Cuisine, die von Südostasien über Europa bis hin nach Lateinamerika entführt.
Mehr als ein Food-Court Ihren Ursprung hat die Marke „Manifesto“ in Prag. Hier hatten der amerikanische Unternehmer und Architekt Martin Barry und seine Partnerin Hollie Lin 2018 den ersten Food Hub eröffnet. „Mit Manifesto Market wollen wir gewöhnliche Orte neu erfinden und sie in einzigartige Begegnungsstätten verwandeln, an denen die Menschen nicht nur erstklassiges Essen und Trinken, sondern auch Kultur und Unterhaltung genießen können“, erklärt Barry die Vision für sein Konzept.
Nach inzwischen zwei weiteren Standorten in der tschechischen Hauptstadt soll der erste deutsche Rollout auf dem Potsdamer Platz in Berlin nun sowohl Einheimische als auch Besucher ansprechen. „Die deutsche Food-Szene ist international, vielfältig und anspruchsvoll. Genau wie wir persönlich auch, schätzen die Menschen hier die kulinarische Szene – und reisen dafür sogar extra nach Berlin, eine Stadt, die mit über 20 Sternerestaurants bekannt für ihr breites Spektrum an spannendem Essen ist“, erklärt Barry die Wahl zum ersten Standort in Deutschland.
Zero plastic policy
Getränke und Speisen werden im Manifesto auf Geschirr und im Glas serviert. Abfall, einschließlich des Nassmülls, wird wiederverwertet und zur Energiegewinnung verwendet. Bei der Beleuchtung kommen energiesparende LEDs zum Einsatz und der Strom stammt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien. Das reversible Design der Restaurant-Popups besteht aus modularen Einheiten und 90 Prozent der Bauelemente können leicht bewegt sowie wiederverwendet werden.
Wer darf mitmachen?
Das Berliner Manifesto ist Teil der neuen Potsdamer Platz Arkaden „The Playce“ und soll im Stil einer Markthalle unabhängige Köche und Restaurants mit hochwertigen, authentischen Gerichten in einem einladenden, unterhaltsamen Umfeld vereinen. Die obere Etage umfasst ausschließlich Küchen aus verschiedenen Teilen und Regionen Asiens. Insgesamt neun Restaurants bieten hier traditionelle Gerichte aus Hongkong, China, Indien, Japan, Thailand, Südkorea und Vietnam – jedes besondere Spezialitäten aus seiner Region. Über das Erdgeschoss sind neben den elf anderen internationalen Restaurants auch zwei SOOT- und eine verborgene „Speakeasy“-Bar sowie eine Weinbar verteilt. Beide Etagen werden durch einen imposanten Turm mit zehn Biertanks verbunden, wie es ihn in der Hauptstadt noch nie gegeben hat.
„Im Rahmen eines akribischen Auswahlprozesses, der mehrere Verkostungsrunden und Kandidaten für jede Art von Küche umfasste, haben wir aus 800 Bewerbern 22 Restaurants als neue Mieter auserkoren“, so Barry zur Selektion der teilnehmenden Gastronomiekonzepte. „In einer so reichhaltigen kulinarischen Szene wie Berlin war es unser Ziel, sich auf außergewöhnliche, vielfältige Küchen zu konzentrieren, die auf Authentizität, herausragende Qualität der Speisen mit regionalen Zutaten und traditionelles Handwerk bei Zubereitung und im Service setzen.“
Gastronomen, die ihr Handwerk verstehen
Die meisten der Restaurants im Manifesto sind in Berlin ansässig, zwei Konzepte arbeiten bereits seit vielen Jahren in Prag mit Manifesto zusammen und haben nun beschlossen, nach Berlin zu expandieren. Darunter beispielsweise das mexikanische Restaurantkonzept „Alebrijes Cocina Mexicana“ von den drei Brüdern Sergio, Miguel und Esteban. Zudem fördern die Gründer des Manifesto gezielt weibliche Unternehmer und fanden für den Berliner Standort vier Konzepte, bei denen Frauen eine Schlüsselrolle spielen. Ein Beispiel: El Bodegón von Maria Guadalupe (Guada) Fernandez Mejia und ihrem Partner Jakob Schottstädt. Das Food-Hub-Konzept traf die Pläne der Gastronomin im perfekten Moment: „Seit vielen Jahren sind wir mit unserem Foodtruck Harina in Love in Berlin unterwegs, nun können wir unseren Traum vom eigenen Restaurant realisieren“, so Mejia. Auf der Karte stehen traditionelle argentinische Gerichte, die auf den Rezepten von Mejias Großmutter basieren, wie Tapas und handgemachte Empanadas.
Tong Lin vom Shaniu’s House of Noodles ist im Manifesto gleich mit zwei Restaurants vertreten, bietet einmal Fried Chicken, einmal seine über Berlins Grenzen hinaus bekannten Nudelgerichte an. „Zehn Jahre lang haben wir ein Restaurant in der Pariser Straße geführt. Mit dem Manifesto sehen wir die Chance zur Modernisierung unseres Konzeptes, mit dem wir uns durch die Vereinigung von koreanischen und chinesischen Food-Kreationen einen Namen machen konnten“, erklärt Lin die Neuausrichtung. Das bisherige Lokal dient nun vorrangig als Zentralküche, die die beiden Restaurants im Food Hub regelmäßig mit Nachschub beliefert.
Einladendes Kulturprogramm
Apropos liefern: Das Manifesto ist auch ein Last-Mile-Hub für Food Delivery, der innerhalb von 35 Minuten Speisen und Getränke von 26 Restaurants und Bars aus einem Guss liefert. Das Interieur des neuen gastronomischen Lifestyle-Konzeptes wird von einer zentralen Treppe dominiert, die als Amphitheater für Live-Performances fungiert. Zudem gibt es mehrere Räume für Live- und Show-Cooking, für private Dinner, Meetings und Feiern sowie eine Kidz Box, einen sicheren Spielbereich für Kinder. „Die Restaurants werden einige Veranstaltungen selbst organisieren, aber auch Manifesto lädt Köche aus Berlin, Deutschland und anderen Ländern ein, um Live-Shows zu veranstalten. Die Eventflächen werden zudem für virtuelle Kochkurse oder Tutorials genutzt, wobei Manifesto die Ausrüstung zur Verfügung stellt“, erklärt Barry und ergänzt dann: „Wir bieten hier eine kulinarische Oase inmitten lockerer Atmosphäre und urbanen Designs, das zum Verweilen und Fotografieren einlädt.“ Für die Gäste ist das abwechslungsreiche Kulturprogramm kostenlos.